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Europas teuerste Züge

Die Züge der Bahn kommen – im Prinzip – täglich zur selben Zeit an. Mit noch größerer Regelmäßigkeit treten ständig neue ÖBB-Generaldirektoren wie jetzt Christian Kern an und versprechen jedes Mal, die Staatsbahn in ein „modernes effizientes Mobilitätsunternehmen“ zu verwandeln. Und noch regelmäßiger scheitern sie.

(Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“. Diesmal ist sie dem Thema ÖBB gewidmet.)

 Kern kündigte die Abstellung von „Absurditäten“ an – und wenige Tage darauf erschienen wie eh und je in den letzten drei Jahren inhaltsleere ÖBB-Inserate, die nur den Zweck haben, die Zeitungen gnädig zu stimmen. Für wen auch immer.

Gewiss: Mit Verzicht auf jene Inserate wären die ÖBB noch nicht saniert, aber es wäre ein Anfang mit kräftiger Symbolwirkung.

Und eine kräftige Sanierung brauchen die ÖBB alle Male: Österreich müsste auf etliche Jahre keine Debatte über das Pensionssystem führen, würden die ÖBB so wie andere Bahnen aktiv wirtschaften. Bei uns fließen jedoch alljährlich drei bis vier Milliarden Steuergeld an den Monopolbetrieb. Und dieser Betrag verdoppelt sich noch durch die Kredite, welche die Bahn mit Garantie der Republik aufnimmt.

Noch ein paar andere anschauliche Zahlen: Auf 42.000 Mitarbeiter kommen 72.000 ÖBB-Pensionisten, die vom Staat zu bezahlen sind (daneben fahren übrigens noch 123.000 Angehörige ebenfalls gratis Bahn). Dieses Missverhältnis zwischen Aktiven und Pensionisten ist wieder Folge der Tatsache, dass die Eisenbahner weiterhin mit skandalösen 52 Jahren in Pension gehen. Keiner Arbeit gehen auch mehr als hundert(!) Betriebsräte nach – die trotz der Freistellung im Expresstempo Karriere machen. Manche von ihnen sind freigestellt sogar Bahnhofsvorstand einer Landeshauptstadt geworden. Schwer kassierend, aber nicht arbeitend.

Das alles hat sich nicht geändert, wer auch immer Generaldirektor war, wer immer der zuständige Minister war, von welcher Partei immer der gekommen war (insgesamt waren es schon vier verschiedene Parteien).

Ein Bahnexperte diagnostiziert deprimiert: „Die Spitze kann nichts bewegen, denn die mittlere Ebene mauert. Insbesondere tut das die Gewerkschaft, damit auch die Partei. Das gilt aber auch für Landeshauptleute und Bürgermeister. Die ÖBB sind daher das ineffizienteste Unternehmen Österreichs.“

Anstelle parteipolitischer Polemik bräuchte es harte Maßnahmen: einen absoluten Aufnahmestopp, die Ausgliederung aller unwirtschaftlichen Nebenbahnen (die dann privatwirtschaftlich viel billiger betrieben werden können), strenge Kontrolle der exzessiven Krankenstände und Kuren sowie ein rigoroses Limit für Beförderungen: Fast alle ÖBB-Mitarbeiter erfreuen sich bei ohnedies in jedem Vergleich hohen Gehältern verwendungsmäßig einer Übereinstufung. So verdienen dem Verkehrsministerium zugeteilte ÖBBler um 50 Prozent mehr als echte Beamte gleicher Ebene.

Auf die Kilometerleistung gerechnet sind die ÖBB die weitaus teuerste Bahn Europas. Das kann sich dieses Land nicht mehr leisten.

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