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Es ist doch noch möglich: der ORF kann noch röter werden

Die Einparteiendiktatur im ORF wird immer brutaler. Das zeigen die jüngsten Personalentscheidungen, die schon gefallenen und die mit Sicherheit noch bevorstehenden.

Und man kann wetten: Bei der bevorstehenden Kür eines neuen Hörfunkdirektors wird mit Sicherheit jener Mann auch die (direkte oder indirekte) Hilfe des Kirchenvertreters im Stiftungsrat bekommen, der hauptverantwortlich für die Antikirchen-Kampagne des Fernsehens während der letzten Monate gewesen ist. Aber bei der knieweichen Kirchenführung in Österreich  wundert ohnedies schon lange nichts mehr.

Begonnen hat es damit, dass der Hörfunkdirektor Willi Mitsche schon fast eineinhalb Jahre krank war und nun endgültig aufgeben muss. Was für den netten Kärntner tragisch ist. Aber halt: Ganz aufgeben muss Mitsche nicht. Er bekommt einen Vertrag mit einem Gehalt in der Höhe eines Landesdirektors! Ohne dass damit irgendeine nennenswerte Aufgabe verbunden wäre. Ja, Mitsche soll nicht einmal eine Anwesenheitspflicht haben. In der politischen Zoologie nennt man das einen Weißen Elefanten.

Na, ist das nicht sozial? Für Mitsche schon, für die vielen anderen ORF-Mitarbeiter, die vorzeitig in Pension gedrängt werden, obwohl sie noch voll arbeitsfähig sind, kann sich das Unternehmen solche sozialen Gesten freilich nicht leisten.

Nun ist Mitsche nicht wirklich abgegangen: Der Kärntner hatte – schon auf Grund seines als BZÖ-nahe geltenden Hintergrunds – auch in seiner gesunden Zeit nicht viel zu reden. Während seiner Krankheit sind die Werbeeinnahmen des Hörfunks sogar gestiegen. Was auch die Überflüssigkeit des Postens zeigt. Dennoch wird er nachbesetzt.

Einer Nachbesetzung stünde nach allen Gesetzen der Logik auch die Tatsache entgegen, dass laut ORF-Gesetz bei der nächsten Direktion ohnedies zwei Posten eingespart werden müssen. Da wäre es ja geradezu zwingend, gleich mit dem von Mitsche anzufangen.

Aber für die Bestellung eines zukunftsträchtigen Genossen muss allemal noch Geld in den leeren Kassen sein, wie wir am kommenden Donnerstag erfahren werden. Insbesondere wenn der Nachfolger Karl Amon sich in extremem Ausmaß für die SPÖ verdient gemacht hat. Zuerst schon als Informationsverantwortlicher im Landesstudio Wien, das er in eine reine Außenstelle der Wiener SPÖ verwandelt hat, und dann als mächtiger Fernseh-Chefredakteur, der Zeit im Bild & Co zu reinen SPÖ-Belangsendungen (mit grünen Einsprengseln) gemacht hat, in der Schwarz, Blau und Orange nur mit kritischem Unterton, Rot und Grün hingegen fast immer nur positiv vorkommen. In der vor allem die Bewertung, das Agenda setting, von einer rein linken Perspektive geprägt ist. Von der einseitigen Zusammensetzung zahlreicher Diskussionsrunden wollen wir gar nicht reden . . .

Noch viel wichtiger ist aber, dass ein anderer Karrierist aus der Wiener SPÖ schon mehrfach geplant hat, den obersten ORF-Chef Alexander Wrabetz durch Amon zu ersetzen: nämlich Werner Faymann. Der hat das Projekt dann zwar abgebrochen, weil zu mühsam, es aber im Grunde wohl nur aufgeschoben.

Da bietet sich nun die perfekte Chance, Amon auf eine noch höhere Ebene zu heben, wo er dann umso leichter den Sprung auf den höchsten ORF-Sessel machen kann. Wrabetz selbst, der ja seit Amtsantritt Tag und Nacht um seine Wiederwahl zittert, hat ohnedies keine Alternative, als jeden Wunsch der Partei zu erfüllen, und er hat daher Amon nominiert. Vielleicht hofft Wrabetz in seiner naiven Art auch, solcherart einen gefährlichen Rivalen auf ein Abstellgeleise zu bringen.

Die Herrschaften agieren mittlerweile schon völlig ungeniert. Was sich daran zeigt, dass sie bereits in der abgelaufenen Woche eine weitere ORF-Schlüsselstelle ganz im Sinn der SPÖ besetzt haben: Stefan Ströbitzer, seit vielen Jahren treuer Adlatus Amons und als dessen Stellvertreter Mitschuldiger am Linksdrall und am schweren Seherverlust der ZiB wurde zum Hörfunk-Chefredakteur bestellt. Dabei hatte sich dort bei einer Abstimmung die Redaktion – Wunder über Wunder –  für einen bürgerlichen Kandidaten ausgesprochen, der noch dazu direkt aus den Hörfunkjournalen kommt. Und nicht wie Ströbitzer seine Hörfunkerfahrung ausgerechnet bei Ö3 gemacht hat. Was für die Nachrichtensendungen (das einzige, was in Ö1 gehört wird) eine deprimierende Perspektive ist.

Wetten, dass natürlich auch im Fernsehen die Nachbesetzung der beiden nun freiwerdenden Posten im Fernsehen zu stramm linken Ergebnissen führen wird? Das System kann durchaus noch etliche Jahre funktionieren, hat doch die geniale Medienpolitik der ÖVP vor kurzem dem ORF 160 Millionen zugeschoben. Offenbar nur damit die SPÖ dort ungeniert ihre Spielchen spielen kann.

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