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Die Aufregung um einen Pastor, der zum Jahrestag des 11. September einen Koran verbrennen wollte, ist verständlich. Oder doch nicht?
Verständlich ist jedenfalls einmal der Zorn deshalb, weil das Verbrennen von Büchern immer ein Akt der Barbarei ist. Dies nicht nur deshalb, weil schon mehrfach totalitäre Ideologien solche Akte gesetzt haben – wie etwa die Nazis, wie etwa Tausende Moslems mit den „Satanischen Versen“ und anderen Büchern“. Und weil auch der katholische Index verbotener Bücher ein schwerer Fehler war.
In die gleiche Kategorie gehört aber natürlich auch die Vernichtung der bürgerlichen Existenz des Thilo Sarrazin, der wegen eines Buches seinen Job verliert, aus seiner Partei und nun sogar seinem Golfklub ausgeschlossen werden soll. Das liefert zwar keine so schönen Fernsehbilder wie die Verbrennung eines Exemplars, ist aber in der Wirkung für den Autor wahrscheinlich noch schlimmer.
Mit Aussagen eines Buches setzt man sich intellektuell auseinander. Man kann es natürlich auch ignorieren (was wir ja mit den meisten Büchern schon aus Zeitgründen tun). Man kann es kritisieren, man kann bei Sachbüchern auch versuchen, es zu widerlegen.
Bei Sarrazin fällt letzteres übrigens sehr schwer, stimmen doch seine Aussagen in allen wesentlichen Punkten. Das haben nun wieder zwei renommierte deutsche Psychologen in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ausführlich und ausdrücklich bestätigt. Intelligenz hat auch eine genetische Dimension. Wer gegen ein Buch mit wirklichen oder symbolischen Verbrennungsakten anagitiert, setzt sich jedenfalls selber schwer ins Unrecht. Weil er statt zu Argumenten zu Gewalt greift.
Apropos Gewalt: Gerade deshalb ist der Koran sogar als Lektüre empfehlenswert, weil darin doch alle Illusionen naiver Gutmenschen widerlegt werden, dass der Islam eine großartige Friedensreligion wäre. Im Gegenteil: Keine große Weltreligion ist so sehr eine Kriegs- und Gewalt-Ideologie wie die Lehre Mohammeds, wie sich an vielen Koran-Stellen zeigt.
Die amerikanische Politik fürchtet sich aus einem weiteren verständlichen Grund sehr vor einer Koran-Verbrennung, weil dadurch die Risken für die westlichen Truppen in Afghanistan und Irak noch mehr erhöht werden, weil dadurch der Propaganda der Taliban bei der großteils nicht durch Bildung oder ein ausgefeiltes Verständnis für Meinungsfreiheit geplagten afghanischen Landbevölkerung eine neue Waffe geliefert wird. (Die wahlkampfbedingte Groteske, dass die USA gerade den Abzug aus dem Irak gefeiert haben, obwohl weitere 50.000 Mann dort bleiben, wollen wir ja gar nicht erwähnen.)
Dennoch ist den Amerikanern hoch anzurechnen, dass sie ganz klar gemacht haben, dass für sie jedenfalls das Gut der Meinungsfreiheit höher steht als all diese Argumente, selbst wenn man seine Meinung durch eine Bücherverbrennung kundtut. In Österreich würde ich ja eher auf eine gegenteilige Reaktion tippen.
Aus all den zuvor genannten Gründen kann und soll man gegen die Ideen einer Koran-Verbrennung sein. Gleichzeitig wird einem aber auch übel, wenn man die vielen heuchlerischen Kommentare in den linksliberalen Mainstream-Medien zu diesem Thema liest. Die wegen eines belämmerten Führers einer Minisekte gleich das ganze Christentum und die USA dazu verurteilen oder gar auf eine Stufe mit den Taliban stellen.
Denn keiner dieser Kommentatoren hat sich im letzten Jahr über die Christenverfolgungen in allen islamischen Ländern – einschließlich der Türkei! – geäußert, die im letzten Jahr Hunderte Todesopfer gefordert haben. Wenn wir den moralischen Konsens aufgeben, dass jedes einzelne Menschenleben mehr wiegt als ein Buch, dann fehlt mir endgültig der gemeinsame Boden mit diesem linken Mainstream.
Ja noch schlimmer: Viele dieser Medien haben es im Jahr 2007 sogar verteidigt, als in der deutschen ARD eine Bibel verbrannt worden ist. Diese Verbrennung sei nämlich eine „Kunst“-Aktion gewesen.
Die Kunst – auch wenn niemand objektiv definieren kann, was eigentlich Kunst wäre und was nicht –, die Freiheit einer solchen Kunst ist ihnen also wichtiger als die Freiheit der Religion, der Meinung und des Menschenlebens. Irgendwie eine Kunst, sich mit einem solchen Weltbild morgens noch in den Spiegel schauen zu können.
Dass uns die politische Klasse zwingt, mit unseren Steuergeldern auch noch solche Kunstaktionen zu unterstützen, ist da gleichsam der Punkt auf dem i.