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SN-Kontroverse: Schulnoten abschaffen?

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Sollen die Schulnoten abgeschafft werden?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Schluss mit dem Notenroulette!


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der nationale Bildungsbericht spricht Bände. In manchen Schulstufen „finden sich kaum noch nennenswerte Zusammenhänge zwischen Note und gemessener Leistung". Die Rede ist von Willkür in der Notengebung. Oft spielt  der Zufall bei der Notengebung eine Rolle: Wer wortreich antwortet oder eine Brille trägt, wird positiver beurteilt. Wer „schön" schreibt, bekommt eine „schöne" Note. Das ist unerträglich, ungerecht und zukunftsgefährdend. Denn die soziale Schieflage, die das österreichische Bildungssystem ohnehin prägt, wird so  verstärkt. Noten, die eher einer Zahlenlotterie denn einer gerechten Bewertung einer Leistung gleichen, vernichten die Zukunftschancen von Generationen. Auf deren Talente kann die Alpenrepublik aber nicht verzichten, will sie weiter im Konzert der entwickelten Nationen mitspielen.
Das stumpfsinnige Notensystem kostet zudem einen Haufen Geld. 126 Millionen Euro stecken die Österreicher per anno in die außerschulische Förderung ihrer Kinder - wobei mittlerweile sogar jeder achte (!) Volksschüler Nachhilfe bekommt. Nicht eingerechnet sind in dieser Summe die 80 Millionen Stunden, die die Eltern als „Hilfslehrer" jährlich mit ihren Kindern verbringen.
Das Notenroulette in Österreich ist zudem mit einem weiteren Negativum des heimischen Bildungswesen verknüpft: dem „Sitzenbleiben". Österreich ist eines der letzten Länder in Europa, in denen es dieses Instrument noch gibt.
Zählebig halten wir am ineffizienten und teuren System fest. Weil Denken und Handeln in Alternativen eben mühsamer ist, als ausgetretene Pfade zu belatschen. Die Schuld daran schieben sich Eltern, Lehrer und deren gewerkschaftliche Betonvertreter sowie verstockt-konservative Bildungspolitiker/-innen gegenseitig zu. Schluss mit diesem Unsinn - aber rasch!



Rettet unsere Schulen!


Andreas Unterberger

Eine Abschaffung der  Schulnoten wäre ein weiterer gefährlicher Anschlag auf unsere Schulen und damit unsere Kinder. Die Idee reiht sich aber nahtlos in eine ganze Reihe schon realisierter Schuldemolierungs-Aktionen.
Die Schuldemolierung begann einst mit der Abschaffung der Aufnahmsprüfung. Dann wurden Lehrer von der Personalvertretung unter Druck gesetzt, niemanden durchfallen zu lassen, weil sich sonst die Zahl der Klassen und damit der Posten verringern würde. Dann verlangten linke Direktoren und Pädagogen den Verzicht auf negative Noten, weil man doch keinem Kind die Chance auf einen Schulabschluss nehmen dürfe. Dann ermöglichten die Juristen den Eltern, gegen jede negative Note Einspruch zu erheben. Dann wurde das Aufsteigen sogar mit zwei „Nicht genügend“ erlaubt. Dann wurden den Lehrern fast alle pädagogischen Instrumente gegen aufsässige, schwänzende, den Unterricht ignorierende Schüler genommen. Dann wurde statt Leistung und Lernen nur noch Wohlfühlen und Gruppenarbeit verlangt.  Dann wurden (um nur ein Beispiel zu nennen) im Lateinunterricht statt der wichtigsten Sprache der letzten 3000 Jahre nur noch Gschichterln über die alten Römer vermittelt. Dann führte die von kurzsichtigen Industriellen und naiven Gutmenschen verschuldete Immigration in immer mehr Klassen zu einem niveausenkenden Übergewicht von Kindern mit einer fremden Muttersprache.
Das Ergebnis: Maturanten, die keinen Aufsatz mehr schreiben können; Hauptschüler, die nicht imstande sind, 820 von 1000 zu subtrahieren.
Die Reformer hatten geglaubt, dass Kinder nach Zertrümmerung des Leistungsprinzips mehr Chancen hätten. Sie haben ihnen aber in Wahrheit die Basis für ein Leben im globalen Leistungswettbewerb geraubt. Jetzt basteln sie noch an der Gesamtschule, damit unsere Schulen endgültig kaputt gehen.

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