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Die schwule Mitleidsmasche und der objektive ORF

In Wien fand eine Schwulen-Demonstration statt. Das einzige, was man dort zu sehen bekam, wenn man dem ja immer extrem schwulenfreundlichen ORF traut, waren deftige Sadomaso-Typen. Das hinderte aber die Zeit-im-Bild nicht, im gleichen Beitrag weinerlich die traurige Diskriminierung der Schwulen zu beklagen, weil sie keine Kinder adoptieren dürfen.

Das, was ich mir bei der Vorstellung von kinderadoptierenden Sadomasos in Leder und Ketten (und sonst gar nichts) gedacht habe, ist leider nicht druckreif. Aber gedacht habe ich es mir doch. Kaum freundlicher waren meine Gedanken fünf Minuten später, als der Gebührensender einen Bericht über den Blumeneinkauf(!) für den Schwulenball in Michael Häupls Rathaus gebracht hat. Dieser Blumenbericht war ja wirklich eine zwingende Notwendigkeit einer objektiven Berichterstattung. Zumindest für den ORF.

Dieser Beitrag krönte ein Wochenende, da Brigitte Ederer im Journal zu Gast war, da zur Pressestunde Barbara Prammer auf dem Programm stand, da schon in der Samstag-ZiB ein TV-Auftritt von Claudia Schmied am Sonntag angekündigt wurde, und da die ZiB des langen und breiten und mit großer Empathie über einen unsinnigen Brief von Eva Glawischnig an die OMV berichtete (den die Ölgesellschaft zu Recht nicht einmal beantwortet).

Um nur die wichtigsten „Höhepunkte“ eines rund um die Uhr knalllinken Programms zu nennen, das erneut einen außer Rand und Band geratenen öffentlichen-rechtlichen Rundfunk zeigt. Jetzt haben sie die 160 Millionen in der Tasche, jetzt sind sie völlig hemmunglos geworden. Jetzt brauchen sie auf nichts mehr Rücksicht zu nehmen.

Nur noch die Berichte über die – großartige und an Spannung kaum zu überbietende – Fußball-WM haben noch etwas mit objektiver Berichterstattung zu tun. Aber selbst da wird es peinlichst, wenn der ORF nach den Spielen einen Bericht über eine deutsche Fan-Gruppe ausgerechnet aus Pamhagen bringt mit der viermaligen Wiederholung des Lallens zweier betrunkener deutscher Frauen. Offenbar wollte man österreichweit zeigen, welch unfähige Leute im burgenländischen Landesstudio herumsitzen. Vor allem aber wird so der Vergleich mit den deutschen Sendern geradezu erzwungen, die zeigen, wie man das Rundherum eines Fußballspieles locker, witzig und kreativ gestalten kann. Zum Totlachen etwa: „Don’t cry for me, Maradona“.

Auf dem Fußballfeld kann Österreich derzeit nicht einmal in den wüstesten Wunschträumen mit den derzeit grandios aufspielenden Deutschen mithalten. Aber früher konnten wir sie oft noch durch unsere Kreativität und unseren Witz schlagen. Aber dieser heutige ORF ist den Anstalten aus dem Nachbarland geistig noch viel mehr unterlegen, als es unsere Fußballer jemals gewesen sind. In einer geschützten Werkstätte für Alt-68er ist halt Kreativität und Lockerheit nicht wirklich zu erwarten.

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