Lieber Arbeiter, liebe Arbeiterin,
12. Juni 2010 02:26
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 3:30
Die SPÖ feiert heute ihren Parteitag. Was magst Du da über jene Partei denken, die Du lange mit großer Selbstverständlichkeit gewählt hast?
Da wird Dir wohl vieles durch den Kopf gehen. Du fragst Dich immer öfter, ob nicht jene Kollegen und Freunde richtig gehandelt haben, die sich von der Partei schon abgewendet haben. Wahrscheinlich wirst Du Dir schon eine ganze Reihe dieser Fragen gestellt haben:
- Ist meine Partei nicht in den letzten Jahren eine komplett andere geworden? Ist nicht aus der Arbeiterpartei eine Partei der studierten und weltfremden Theoretiker aus der sogenannten 68er-Bewegung geworden, die mich eigentlich verachten? Bedrohen die mit ihren Ideen nicht all das, was ich mir durch fleißiges Arbeiten geschaffen habe (übrigens mit Unterstützung der alten Partei und der durch ihre Mitarbeiter erfolgreichen Unternehmen)? Wollen die nicht eine ganz andere Welt schaffen als die von mir gewünschte, die sie sogar als „kleinbürgerlich“ beschimpfen?
- Ich war immer fleißig – und jetzt verlangt meine Partei eine Grundsicherung für alle, die nicht arbeiten. Dabei kann man ja nie genau herausfinden, ob Menschen nicht arbeiten wollen oder nicht können oder ob sie daneben schwarzarbeiten (und damit auch gleich Deinen Arbeitsplatz gefährden). Ist man da nicht blöd, wenn man selbst fleißig arbeitet und damit solche Dinge finanziert? Und weiter die selbe Partei wählt?
- Warum reden so viele aus der Partei dagegen, dass es wirkliche Transparenz für all die Gelder gibt, die irgendjemand vom Staat bekommt? Sollte das nicht total selbstverständlich sein?
- Ich war immer für die Gleichberechtigung der Frauen. Aber was hat das mit den Radikalfeministinnen zu tun, die jetzt die Partei beherrschen? Die verbohrt wie irgendeine Sekte den Menschen einreden wollen, dass es keine Unterschiede zwischen Mann und Frau gäbe. Die für sich und ihre Oberschichtgruppe gesicherte Posten in Aufsichtsräten und Ähnlichem erkämpfen, während ich immer durch Fleiß, Leistung und Anständigkeit um den Aufstieg gekämpft habe. Diese Frauen haben hingegen noch nie eine Quote für die Arbeit am Hochofen oder auf der Baustelle verlangt.
- Ich habe vor allem für den Aufstieg meiner Kinder gekämpft. Und jetzt wird deren Schulbildung, die doch den Aufstieg bringen sollte, wieder total wertlos, weil die Partei – wie immer Hand in Hand mit den radikalen Grünen – meine Kinder zwingen will, die Klasse mit den Ausländern zu teilen, die oft weder deutsch lesen noch schreiben können. Ist das nicht Verrat an dem immer versprochenen Aufstieg?
- Die Partei kämpft für das Gratisstudium, das im Ausland längst abgeschafft ist. Weiß sie nicht, wer das bezahlt? Nicht irgendwelche Reichen (die ihr Geld ja total versteckt haben), sondern ich und meine Kinder, die einen ehrlichen Lehrberuf erlernen.
- Ich habe mir ein kleines Häuschen oder eine schöne Wohnung geschaffen. Jetzt wird dort ringsum eingebrochen, jetzt wird meiner Frau im Zug die Geldbörse gestohlen, jetzt trauen sich meine Eltern oft nicht mehr auf die Straße. Warum nur ist meine Partei immer gegen eine viel strengere Behandlung der Asylanten gewesen, von denen überdurchschnittlich viele kriminellen Aktivitäten nachgehen?
- Warum hat die Partei nichts unternommen, dass es etwa in immer mehr Parkanlagen Wiens zum Problem wird, wenn meine Kinder spielen wollen, ohne von bestimmten Ausländergruppen belästigt zu werden?
- Viele meiner Kollegen haben den Arbeitsplatz verloren oder müssen um diesen bangen, weil immer mehr Produktionen ins Ausland verlegt werden. Warum kämpft da meine Partei nicht für den Abbau von Vorschriften, Steuern und Abgaben, damit es auch künftig in Österreich noch Fabriksarbeitsplätze gibt?
- Wo kämpft meine Partei gegen die Ausbreitung der Drogensucht, die meine Kinder anstecken könnte? Statt dessen werden Spritzen gratis verteilt und dürfen sich Asylwerber jahrelang frei bewegen, von denen halt recht viele mit Drogen handeln?
- Was tut meine Partei, damit die medizinische Betreuung und das Pensionssystem auch in Zukunft funktionieren? Damit auch mein Spargroschen etwas wert bleibt? Und warum gefährdet sie all das, indem sie immer für noch mehr Schulden eintritt?
- Meine Partei war immer eine der Arbeiter. Sie war aber auch immer stolz, dass an Ihrer Spitze einer steht, der sich durch Fleiß ein Studium erkämpft hat, damit er uns besser führen kann. Warum steht jetzt erstmals einer an der Spitze, der das nicht getan hat, der dafür als Marionette jenes Zeitungsherausgebers auftritt, vor dem mich meine Partei jahrzehntelang gewarnt hat?
Fragen über Fragen. Und keine einzige wird auf dem Parteitag jener Partei gestellt oder gar beantwortet werden, die die Arbeiter so lange gewählt haben. Irgendwie gibt das zu denken. Dir und mir.
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