Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Die Realität der Gesamtschule: die ersten Erfahrungsberichte

Herr Faymann plakatiert "Gerechtigkeit" - gleichzeitig wird von seiner Unterrichtsministerin das größte Experiment an staatlich verordneter Ungerechtigkeit durchgeführt, das je in Österreich stattgefunden hat.

Und das alles nur, um das linke Modell einer Gesamtschule als Ergebnis der derzeit laufenden Versuchsphase als Erfolg darstellen zu können. Gesamtschulkinder sind dieser Republik fast doppelt so viel wert wie andere. Offenbar hält die Regierung die Bürger für Vollidioten, denen man mit einer total manipulativen Versuchsanordnung etwas beweisen kann.

Zumindest die ÖVP ordnet sich aber tatsächlich freiwillig in diese Kategorie ein, redet sie doch dauernd davon, dass sie auf das Ergebnis dieser "Versuche" wartet, um eine Entscheidung über die Gesamtschule zu treffen. Immerhin hat ihr eigener Minister - der nach Brüssel entflohene Johannes Hahn - diesen "Versuchen" zugestimmt. Die ungefähr so viel Aussagekraft haben wie einst Wahlen in der DDR. Die man auch schon lange vor dem Wahltag weiß.

In Zahlen: In den versuchsweise stattfindenden Gesamtschulen stehen jede Woche pro Klasse 48 Stunden Lehrerarbeitszeit zur Verfügung, in normalen Schulen sind es hingegen nur 36. Trotzdem sind die Klassen in den Gesamtversuchsschulen viel kleiner als in anderen. Genaue Zahlen über Klassengrößen werden vom Ministerium wohlweislich nicht veröffentlicht.

Mit dieser Bevorzugung will man am Ende offenbar beweisen können, dass die Gesamtschulen besser sind. Obwohl mit einem so guten quantitativen Lehrer-Schüler-Verhältnis jede traditionelle Hauptschule und Gesamtschule höchstwahrscheinlich noch viel bessere Ergebnisse erzielt hätte, nur gibt man denen nicht so viele Lehrer. Denn jeder weiß, nirgendwo in dieser Republik ist auf Jahre hinaus das Geld vorhanden, um für mehr als zehn Prozent der Schulen ein so gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis finanzieren zu können. Deswegen hatten sich auch fast alle Bundesländer bemüht, möglichst alle ihre Hauptschulen zu Versuchs-Gesamtschulen zu verwandeln, um möglichst viele Lehrer für ihre Kinder zu bekommen. Was vom Ministerium sofort als Erfolg hinausposaunt worden ist. Was die meisten Länder bei einer gerechten und objektiven Versuchsanordnung ganz sicher nicht getan hätten.

Dieser Skandal in Sachen Ungleichheit wird durch eine Fülle von Erfahrungsberichten von Lehrern konkretisiert. „Ein Lehrer steht bei der Tafel und führt den Unterricht, die anderen beiden sorgen für Ruhe und helfen den Schülern, die sich nicht auskennen.“ Alle anderen Kinder Österreichs haben in aller Regel immer nur einen Lehrer vor sich und können von solchen Zuständen nur träumen. In den Testschulen gilt hingegen: „Wenn ein Lehrer krank ist, hat es auch mit zwei Lehrern sehr gut funktioniert.“

Dennoch ist das von pädagogischen Theoretikern erstellte Konzept, das begabte Schüler mit solchen aus total bildungsfernen Schichten zusammenbringen will, offenbar ziemlich unzulänglich: „Die nahezu ausschließlich offenen Lernformen überfordern und unterfordern viele Schüler gleichermaßen.“ Oder: „Es gibt große Probleme innerhalb der jeweiligen Klasse, da die einzelnen Kinder sowohl in ihren Vorkenntnissen als auch in ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit dermaßen unterschiedlich sind, dass ein gemeinsamer Regelunterricht auf Niveau der AHS-Unterstufe schlichtweg unmöglich ist.“

Noch stärker ein weiterer Satz aus einem Lehrerbericht: „Es gibt auch ausgezeichnete Schüler – die sind sehr rar und total unterfordert.“

Ein anderer Erfahrungsbericht: „Von ‚Individualisierung‘ kann kaum die Rede sein, weil ein geplantes Programm durchgezogen wird, das zwar so aussieht, als nähme es Rücksicht auf Defizite oder Begabungen, in Wirklichkeit aber findet diese Rücksichtnahme nicht statt.“

Vieles erinnert auch an die kommunistischen Fünfjahrespläne, die auf dem Papier immer in allen Betrieben überfüllt wurden - obwohl die Realität ganz anders aussieht: „Von oben wurde gesagt, wir sollen schauen, dass mindestens zwei Drittel die Neue Mittelschule schaffen.“ Einem anderen Bericht zufolge hat einer der Koordinatoren der Neuen Mittelschule verlangt, „für jeden Schüler, dessen Eltern eine Umstufung auf Hauptschul-Lehrplan beantragt hatten, eine schriftliche Rechtfertigung vorzulegen. Einige Kollegen nahmen ihre entsprechende Empfehlung nach einer Frühwarnung zurück.“

So objektiv wird halt in der sozialistischen Schule Leistung beurteilt. Die Österreichische Professorenunion hat übrigens eine Unzahl solcher Berichte gesammelt. Wetten, dass in den euphorischen Abschlussgutachten nichts davon zu lesen sein wird?

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung