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Die Österreicher sind konservativ

Kirche, Gewerkschaft, Multikulturalität und EU sind out. Konservative Werte sind Mega-in. Und wer den Österreichern mit Begriffen wie Islam, Kernenergie, Kapitalismus, Beamtentum, Ausländer oder Streiks kommen will, der hat überhaupt schon von vornherein jede Debatte verloren.

Das zeigt eine spannende Imas-Umfrage, die ein scharfes Bild der österreichischen Sympathien und Antipathien entwirft. Ein Bild, das der gesunde Menschenverstand immer schon richtig gezeichnet hat, das aber in den Parteizentralen nicht begriffen wird. Wohl weil dort die - sonst arbeitslosen - Absolventen von Politologie, Publizistik und ähnlichen Volkshochschul-Studien dominieren.

Also langsam: an der Spitze der Sympathien-Skala steht das immer wieder als konservativ verächtlich gemachte Wort "Sicherheit". Das hat daher neuerdings sogar die SPÖ - siehe Burgenland - zu besetzen versucht. Es wird spannend, wie die plötzlich so konservative SPÖ das Wort Sicherheit etwa auch bei ihrer Haltung gegenüber radikalen islamischen Moscheen und Religionslehrern berücksichtigen sollte. Wird sie sich - vom Rathaus bis zum Unterrichtsministerium - weiterhin von ihren islamischen Abgeordneten dazu bewegen lassen, wirklich spürbare Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit zu verhindern? Wird sie auch weiterhin ein Ausgehverbot für Asylwerber in deren ersten Wochen in Österreich verhindern (gleichgültig, ob man dafür nun ein einfaches oder Verfassungsgesetz braucht)?

Aber auch die ÖVP wird sich ihrer Verantwortung etwa für das Justizministerium endlich bewusst werden müssen. Damit auch für eine Staatsanwaltschaft, die am liebsten Verfahren einstellt oder ewig liegen lässt. Sie wird sich nicht ewig auf die von einem blauen Minister erstellte und von roten Beamten ausgearbeitete Strafprozessordnung ausreden können.

An zweiter Stelle der Symathieskala liegt das Wort "Gerechtigkeit". Für die natürlich im Prinzip jeder ist, wobei aber das Wort alleine noch wenig aussagt, was wirklich gemeint ist: Ist "soziale Gerechtigkeit" gemeint (in Wahrheit ein Widerspruch in sich)? Oder wirkliche Gerechtigkeit, also Chancengleichheit, die aber auch bereit ist, Ungleiches ungleich zu behandeln und die daher gegen leistungsfeindliche Umverteilung auftritt?

An dritter Stelle steht Ordnung - ein nicht nur wert- sondern auch strukturkonservativer Begriff, den die Alt-68er ebenfalls lange zu denunzieren versucht haben. In den Medien tönt ja wie bei der Sicherheit stark das Wort vom Polizeistaat mit.

Besonders spannend ist unter den Dutzenden abgefragten Begriffen die vierte Stelle für das Wort "Arbeit", die von 56 Prozent sympathisch und nur 3 Prozent unsympathisch gefunden wird. Dabei fällt freilich auf, dass Arbeit bei roten und grünen Wählern einen deutlich niedrigeren Stellenwert hat als bei schwarzen und blauen. Welche Partei war das nur schnell, die einst am 1. Mai gerufen hat: "Hoch die Arbeit"? Heute ist diese Wertschätzung offenbar in der Wohlfahrtshängematte verlorengegangen, und die zeitweise verlachten "Tüchtigen und Fleißigen" wechseln zu den rechten Parteien.

Ähnlich verhält es sich - und hier wohl erwartungsgemäß - beim nächst sympathischen Begriff, nämlich "Heimatverbundenheit". Die ist besonders bei den Grünen wenig beliebt, obwohl Umweltschutz einst genau aus der Heimatverbundenheit entstanden ist. Heute ist die Heimatverbundenheit bei den ÖVP-Sympathisanten 59 Prozent sympathisch, bei Blau/Orange 58, bei Rot 52 und bei Grün nur 32 Prozent.

Dramatisch sieht es hingegen für das Wort "Kirche" aus. Das ist nur 17 Prozent sympathisch (bei den Jungen überhaupt nur noch 7 Prozent!) und 28 Prozent unsympathisch, der Rest hat keine Meinung mehr zur Kirche. Lediglich bei der ÖVP sind es noch 35 Prozent, bei den Grünen gar nur 4, die die Kirche für sympathisch halten. Was die Kirchenfunktionäre weiterhin nicht davon abhalten wird, sich ihre politischen Anschauungen bei den Grünen abzuholen. Dass die EU noch schlechtere Werte hat, ist da wenig Trost für die Kirche. Nicht viel besser steht die Gewerkschaft da: 18 Prozent finden sie sympathisch, 16 Prozent unsympathisch. Und Streiks, das wichtigste gewerkschaftliche Mittel, sind überhaupt nur 6 Prozent sympathisch und 38 Prozent unsympathisch.

Noch ein paar spannende Begriffe (jeweils zuerst der Prozentsatz für "sympathisch" und dann für "unsympathisch", der Rest zeigte keine Meinung):
- Gleichheit (52/4)
- Christlich (24/14)
- Wettbewerb (20/10)
- Reformen (20/18)
- Multikulturell (17/25)
- Ausländer (6/38)
- Beamtentum (5/30)
- Kapitalismus (5/36)
- Kernenergie (4/48)
- Islam (3/50)

Freilich zeigt sich auch bei den dominierenden konservativen Werten ein tendenzieller Bedeutungsverlust, wenn man etwa mit Zahlen aus 1995 vergleicht: Heimatverbundenheit, christlich, Wettbewerb und das Sparen haben jeweils um zweistellige Prozentpunkte an Sympathie verloren. Da zeigt sich wohl eine deutliche Schweigespirale: Wenn in der veröffentlichten Meinung die an sich dominierenden konservativen Werte immer nur schlechtgemacht werden, dann trauen sich weniger Österreicher als früher, sich zumindest öffentlich zu den gewohnten Werten zu bekennen. Freilich ohne dass irgendwelche neuen Werte statt dessen die Spitze übernehmen hätten können.

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