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Der mächtigste Zeitungsmann Österreichs ist gestorben. Auch wenn man des öfteren nicht seiner Meinung war, so muss sein Lebenswerk doch tief beeindrucken und nötigt großen Respekt ab. Zugleich ist klar: Jetzt bleibt wohl in Österreichs Zeitungsmarkt kein Stein auf dem anderen, zumindest auf dem Boulevard.
Dichand hatte sich schon auf seinen Stationen "Kleine Zeitung" und "Kurier" als erfolgreicher Zeitungsmacher bewährt. Er hat dann vor allem mit der Kronenzeitung eine sensationelle Leistung geschafft, nämlich gleichsam aus dem Null die erfolgreichste Zeitung der Welt zu machen - wenn man Auflage und Größe des Landes in Relation setzt. Er wurde dadurch auch ein reicher Mann, der insbesondere viel Kunst sammelte, auch wenn im Vorjahr sogar der Mediaprint-Verlag ein Minus schrieb. Auf Grund eines geschickten Vertrags mit der deutschen Verlagsgruppe WAZ, dem 50-Prozent-Partner Dichands, verdiente er aber dennoch auch 2009 hervorragend.
All die Kriege aufzuzählen, die Dichand in seinem Leben geführt hatte, würde Bücher füllen. Etwa jener mit dem Gewerkschaftsbund, der eine Zeitlang versuchte, ihm die Zeitung abzunehmen, weil Franz Olah die Gründung der Zeitung mit Gewerkschaftsgeld unterstützt hatte. Oder mit seinem Gründungspartner Kurt Falk, der letztlich ausscheiden musste und später mit "Täglich Alles" scheiterte. Oder in den letzten Jahren mit der WAZ, die nach Falk zum 50-Prozent-Partner wurde.
Dieser Zwist hat auch die letzten Lebensjahre Dichands schwer überschattet. Er musste sich trotz schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung jahrelang bis zuletzt ins Büro schleppen, weil es keine Einigung mit der WAZ über die Nachfolge gegeben hat. Aber solange Hans Dichand selbst der entscheidende Geschäftsführer und Herausgeber war, hatte er allein das Ruder in der Hand.
Zahllos waren auch seine publizistischen Kampagnen, die überraschend oft mit einem Misserfolg endeten: Etwa gegen die Ratifizierung des Lissabon-Vertrages oder gegen die schwarz-blaue Machtübernahme im Jänner 2000. Völlig abhängig gemacht hatte er sich hingegen den jetzigen SPÖ-Chef Werner Faymann, der ihm demutsvolle Unterwerfungsbriefe schickte.
Nach Dichands Tod wird nun wohl der gesamte Zeitungsmarkt neu geordnet werden. Eine wahrscheinliche Lösung könnte etwa so aussehen: Die österreich-müde WAZ scheidet aus; die Familie Dichands verkauft die "Krone" an Raiffeisen und konzentriert sich ganz auf das - höchstwahrscheinlich mit treuhändisch transferierten Gelder Dichands und der SPÖ finanzierte - Gratisblatt "Heute". Und Raiffeisen verkauft den extem maroden "Kurier" an die Styria-Gruppe, deren Chef schon seit langem mit einem Bouelavard-Standbein in Wien spekuliert. Die SPÖ wird sich daraufhin noch näher den ohnedies schon längst mit Faymann liierten "Österreich"-Verleger Fellner ans Herz holen.
Es könnte aber nach hektischen Verhandlungsmonaten auch durchaus zum Tod eines der beiden Gratisblätter kommen. Denn nach der Wiener Wahl und dem großen Sparpaket wird das Geld aus dem Rathaus und vielen anderen SPÖ-Bereichen wie den ÖBB wohl viel weniger werden, das derzeit zur Bestechung der Zeitungen ausgegeben wird. Mancherorts wird auch mit der Möglichkeit eines Wechsels von Fellner zur Krone spekuliert, die damit ganz auf SPÖ-Linie landen würde.
Tatsache ist jedenfalls, dass alle Akteure seit Jahren auf den Tod Dichands gewartet haben, weil damit sowohl der wichtigste Akteur wie auch die Totalblockade in der Mediaprint wegfällt.
Die geordnete Regelung des Erbes ist halt das, was vielen großen Männern besonders schwer fällt.