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Von Eisenstadt bis Reykjavik

Mein stärkstes Erlebnis an diesem burgenländischen Wahlabend: Eine Runde von mehr als 20 - überwiegend  jungen - Menschen wird ungehalten, als ich vorschlage, die Zeit im Bild aufzudrehen. Sie haben das Wahlergebnis längst elektronisch gekannt, eine Zeitlang mit Genugtuung kommentiert und haben absolut Null Erwartung, dass ihnen der ORF noch etwas Neues bieten könne. In der Tat: Die Kommentare der dann doch aufgedrehten ZiB waren flach, brav auf SPÖ-Linie und nichtssagend.

Das Wahlergebnis selbst ist in Hinblick auf SPÖ und ÖVP recht genau wie erwartet - wie auch immer am Ende die Mandatsverteilung sein wird. Überraschend ist hingegen die Ohrfeige für Grün. Hier scheint eine Bewegung längst ihren Zenit überschritten zu haben - und wird durch die redsame und  unoriginelle Bundesvorsitzende noch weiter nach unten gezogen.

Ebenso überrascht, dass sich rechts der Mitte mit unerwartet gutem Ergebnis eine neue, wenn auch regionale Partei etablieren konnte. Das zeigt immerhin eine winzige Ähnlichkeit zu dem vor ein paar Stunden kommentierten tschechischen Wahlergebnis: Es ist die Zeit für neue Gruppierungen rechts der Mitte gekommen - auch wenn die geplante Kandidatur von gleich vier liberalen Gruppierungen bei der Wiener Gemeinderatswahl vielleicht doch ein wenig viel ist.

Diese Interpretation wird auch noch durch ein anderes, recht exotisches Wahlergebnis bestätigt: In Islands Hauptstadt hat an diesem Wochenende ein aus dem Nichts antretender Kabarettist die Wahlen gewonnen, von dem man im Wahlkampf nie wusste, welche seiner Aussagen ernst und welche Spaß waren.

Solche Ergebnisse sind zwar keine wirklich vernünftige und beruhigende Zukunftsperspektive (zumindest wenn isländische Kabarettisten im Niveau den österreichischen entsprechen sollten). Aber sie zeigen den Frust der Menschen mit der Politik. Das kann zu einer explosiven Gefahr werden. Denn die Parteien sind ja allesamt nicht mehr imstande, ihre großspurigen Versprechungen der letzten Jahrzehnte einhalten zu können.

Da konnte selbst im Burgenland mit seiner  traditionell besonders immobilen Wählerschaft die SPÖ ihre Position nur mit etlichen Schrammen verteidigen, freilich ohne dass die Burgenländer eine besondere neue Liebe entdeckt hätten.

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