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Israel ist Europa

Wer in den letzten Jahren auch nur einen positiven Satz in Hinblick auf Israel formuliert hat, stößt meist auf blankes Unverständnis. Nicht nur links und rechts, sondern auch in der politischen Mitte. Und selbst die linksgestrickte Wiener Kultusgemeinde engagiert sich überhaupt nicht für Israel.

Zumindest bekommt man immer wieder zu hören: Kritik an Israel müsse doch erlaubt sein. Ja, natürlich; jede Kritik muss erlaubt sein und ist auch gut. Was derzeit aber auf Israel einprasselt, hat vielleicht mit legitimer Kritik begonnen, wächst sich aber mittlerweile zu einer Bedrohung aus, die am Ende nicht nur Israel untergehen lassen könnte, sondern auch den Westen selbst fundamental bedroht. Der Westen, das sind in erster Linie auch wir Europäer, wenngleich man das mangels einer Europäischen Außen-, Sicherheits- oder Verteidigungspolitik manchmal zu vergessen scheint. Die Rolle der EU in Nahost, dem gefährlichsten Krisenherd der Welt, ist jedenfalls kaum eine Fußnote wert.

Die derzeitige Politik Europas im Nahen Osten kann mit Appeasement umschrieben werden. Die Drecksarbeit, nämlich notfalls auch militärisch vorzugehen, überlässt man seit eh und je den geschmähten Amerikanern. Vor diesem Hintergrund ist die „Obama-Mania“ in Europa übrigens noch weniger nachzuvollziehen, hat doch der amerikanische Präsident die Truppen in Afghanistan massiv aufgestockt und den Verteidigungsetat der USA weiter erhöht. Obama weiß nämlich: Mit einer Appeasement-Politik, wie sie die europäischen Pazifisten betreiben, geht man unter. So chancenlos auch das Afghanistan-Engagement in seiner jetzigen Form sein dürfte.

In der europäischen Rhetorik hingegen werden die Islamisten der Hamas zu „Widerstandskämpfern“, anstatt sie als das zu benennen, was sie sind, nämlich Terroristen. Es wird vergessen, dass auch unsere Sicherheit durch Islamisten vom Schlage der Hamas bedroht wird. Wer sich fragt, warum das Überleben Israels im europäischen Interesse ist, warum Israel oft Härte zeigen muss, der sollte sich fragen, was die Alternative dazu ist.

Israel ist die einzige Demokratie im gesamten Nahen Osten, die diesen Namen verdient. Rund um Israel finden wir entweder autoritär regierte Länder wie etwa Syrien (das einen gefährlichen Flirt mit dem Iran praktiziert) oder Ägypten. Auf der anderen Seite stehen islamistische Regime wie Saudi-Arabien und die Islamische Republik Iran. In Syrien konnte Assad Vater eine islamistische Revolte nur durch den massiven Einsatz militärischer Gewalt abwehren. In Ägypten sieht sich Mubarak dem Druck der radikalen Muslim-Bruderschaft ausgesetzt. Es ist gar nicht auszudenken, was geschähe, fiele auch Ägypten in die Hände dieser Islamisten.

Es ist irgendwie erstaunlich, wie klein inzwischen die Minderheit geworden ist, die bei Gesprächen über Israel auch diese Zusammenhänge mit berücksichtigt. Natürlich müsste aber auch die historische Verantwortung für das Schicksal der europäischen Juden zu einer Unterstützung Israels führen.

Aber primär liegt Israels Überleben im vitalen Eigeninteresse der europäischen Staaten. Denn nicht nur dem Judenstaat, sondern auch den Israelis droht die Vernichtung, wenn es nach den Islamisten geht. Wie sie auch immer klar genug sagen. Und niemand soll sich Illusionen machen, dass dieser Islamismus nach einer Vernichtung Israels die Europäer verschonen wird. Hat sich doch bei einem Untergang Israels gezeigt, dass eine moderne westliche Demokratie besiegbar ist. Dann werden sich aller Hass, aber auch alle Begehrlichkeit und der ganze  islamische Expansionsdrang auf die Länder nördlich des Mittelmeers ausdehnen. Wie schon in den Jahrhunderten des Mittelalters.

Wenn die Demokratien nicht am selben Strang ziehen und auch so etwas wie  Wehrhaftigkeit zurückgewinnen, dann geraten sie in Gefahr, durch andere Modelle abgelöst zu werden.

All das sollte man sich legitimerweise in Erinnerung rufen, bevor man – zu Recht – die vielen Fehler Israels zu kritisieren beginnt.

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