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Endlich bewiesen: Die Erde ist eine Scheibe

Die Erde ist eine Scheibe. Die Mondlandung hat nie stattgefunden. Und Hitler lebt noch: Kein seriöses Medium würde solche Unsinnigkeiten zum besten geben - obwohl jeweils eine erstaunliche Anzahl von Menschen daran glaubt. In der Wirtschaftswissenschaft ist es hingegen anders: Da hat der größte Stiefel den größten medialen Absatz.

Das gilt zumindest für die diversen ORF-Redaktionen und ihre absurde Bereitschaft, den sogenannten Wifo-Experten Stefan Schulmeister ständig einzuladen. Ohne auch nur anzumerken, dass seine Thesen nicht einmal im eigenen Wirtschaftsforschungsinstitut geteilt, sondern als strikte Privatmeinung mit spitzen Fingern behandelt werden.

Wieder einmal blieb einem dieser Tage der Mund offen, als er - mit zugegeben großer Beredsamkeit - behauptete, den Stein der Weisen gefunden zu haben, wie man die Zinsen für die griechischen und alle anderen wackelnden Staatsanleihen begrenzen könne: Man fixiert sie einfach mit vier Prozent und alle europäischen Staaten müssen für die Schulden der anderen Länder haften.

So einfach ist das. Dass da nicht schon die vielen Nobelpreisträger draufgekommen sind, die ja laut Schulmeister allesamt ihre Auszeichnungen zurückschicken sollten.

Man stelle sich aber einmal ernsthaft vor, was passiert, würde Europa wirklich auf die Schulmeistersche Genialität hereinfallen:

Erstens würden alle Regierungen Europas wie verrückt noch mehr Schulden machen. Jedes behauptete soziale, kulturelle, ökologische, humanitäre und sonstige Anliegen könnte damit ausreichend gedeckt werden. Kein Anspruch könnte mehr abgelehnt werden. Und alle Arbeitslosen würden von den Staaten angestellt werden.

Zweitens würde jedes Land darauf schauen, dass es nicht weniger Schulden hat als alle anderen. Denn andernfalls wäre es schön blöd, haften doch fortan alle für alles.

Erst unter Punkt drittens sind dann alle aufgewacht: Binnen weniger Monate fand keine europäische Regierung mehr jemanden, der ihnen weiter Geld borgt. Und schon gar nicht für vier Prozent - obwohl doch Faymann, Ostermayer, der ORF, Schulmeister und noch ein paar ähnlich weise Experten alle neidigen Besitzer von Geld heftig als Spekulanten beschimpfen.

Viertens wird es drastische Steuererhöhungen und Beschlagnahmungen geben. Die aber in der Summe zu noch leereren Staatskassen führen. Denn jeder der noch kann, flüchtet mit einem Koffer in die Schweiz. Und kein einziger ausländischer Investor käme mehr herein.

Unter Punkt fünf gibt es dann zwei Möglichkeiten, wie die Weltgeschichte weitergeht.
Möglichkeit A: Die Staaten erklären sich für zahlungsunfähig, zahlen Beamten, Pensionisten, Straßenbaufirmen und allen anderen nur noch die Hälfte des einst zugesagten Betrages (nachdem auch die Verurteilung aller Menschen, die irgendwo noch Geld versteckt haben, zu Strafhaft die Staatskassen nicht gefüllt hat).

Möglichkeit B: Die Staaten zwingen die Europäische Zentralbank, unbegrenzt Geld zu drucken (noch mehr als sie ohnedies schon durch die grob fahrlässigen Beschlüsse des vergangenen Wochenendes tut). Was binnen ein paar weiterer Monate eine Megainflation auslöst, die alle Werte und viele Arbeitsplätze vernichtet, die von Wirtschaftshistorikern (die freilich ihre Schriften nur noch im Untergrund vervielfältigen dürfen) mit jener der Zwanziger Jahre verglichen wird - mit Folgen, die bis 1945 beziehungsweise 1989 gereicht haben.

Mehr Sicherheit besteht hingegen wieder über Punkt sechs: Der Rechtsstaat und die Demokratie müssen leider suspendiert werden, nachdem einige Experten nachgewiesen haben, dass sie oft zu falschen Ergebnissen führen. So wie ja schon Schulmeister so brillant nachgewiesen hat, dass die sich am Markt bildenden Preise oft "falsch" seien.

Offenbar haben Schulmeister & Co überhaupt nichts aus der Geschichte gelernt. In der staatlich fixierte Brotpreise jedesmal bald zu leeren Regalen in den Bäckereien geführt haben. In der Milliarden Menschen zwischen Pressburg und Shanghai darben und verhungern mussten, weil Staatsplaner und Ökonomen anstelle des Marktes geplant und die Preise fixiert haben.

Im Grund geht es beim Sozialismus - von jenem Schulmeisters bis zu dem Stalins bis zu Robert Mugabes - immer um denselben grandiosen Irrtum: Sie glauben, wenn sie jene berauben, die noch etwas erspart oder investiert haben, dass dann alle etwas haben. Sie glauben, dass eine Regierung besser wirtschaften kann als die Summe der Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Das Erstaunlichste ist, dass noch immer Menschen auf derlei Schimären hereinfallen.

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