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Beatrix Karl will das Dienstrecht an den Universitäten ändern. Der Plan klingt plausibel – macht aber gleich aus mehreren Gründen großes Bauchweh.
Die Wissenschaftsministerin will die Dreistufigkeit abbauen, also vor allem die Unterschiede zwischen den diversen Gattungen von Professoren und wohl auch den Lektoren. Daraus spricht zweifellos auch eigene Lebenserfahrung, war sie doch in ihrem früheren Leben als außerordentliche Professorin „nur“ Angehörige des Mittelbaus. Was das Projekt leicht anrüchig macht, weshalb es aber noch nicht vom Tisch gewischt werden müsste. Sehr gespannt muss man aber schon sein, wie die Ministerin die derzeit extrem schlecht bezahlten (meist nebenberuflichen) Lektoren da einbauen will.
Was viel mehr stört: Das Dienstrecht der Universitäten ist jetzt schon so kompliziert, weil fast jeder Minister daran herumdoktert. Nur ganz wenige Spezialisten haben noch einen Durchblick über all die vielen Dienstrechts-Schichten, die da übereinander lagern. Da man in Österreich ja niemanden schlechter stellen darf, sind auch Ansprüche aus irgendwelchen Dienstrechten uralt zu bezahlen.
Noch mehr aber stört etwas ganz anderes. Warum überhaupt zerbricht sich schon wieder eine Ministerin da den Kopf? Das bedeutet ja in Wahrheit, dass man die Autonomie der ausgegliederten Universitäten Schritt für Schritt wieder zurücknimmt. In einer wirklichen freien Universitäts-Landschaft sollte doch ein freier Wettbewerb zwischen den einzelnen Modellen herrschen: Die einen versuchen‘s basisdemokratisch, die anderen hierarchisch, die einen mit flachen Management-Strukturen, die anderen mit sehr genau festgeschriebenen Verantwortungen, die einen mit teuren Stars, die anderen ohne. Das würde dann rasch zeigen, was gut funktioniert und was nicht.
Aber in diesem Land glaubt halt immer eine Obrigkeit, alles besser zu wissen. Und die nächste Obrigkeit weiß es dann schon wieder besser.
Die Rücknahme der Autonomie hat schon unter Johannes Hahn begonnen. Er hat sich etwa mit dem – jetzt so peinlich zerflatternden – Hochschuldialog unter dem Druck von ein paar extremistischen Audimaxisten wieder ganz zentralistisch in die Unis einzumischen versucht. Noch schlimmer ist die Linie der SPÖ, die den Unis (bis auf ein paar Ausnahmen) nicht einmal erlauben will, sich selbst ihre Studenten nach qualitativen Kriterien auszusuchen.
Freilich sind auch Rektoren & Co nicht viel kreativer unterwegs. Sie haben nicht viel mehr gemeinsame Vorstellungen, als dass es noch mehr Steuerzahler-Geld geben müsse. Allerdings können Sie sich dabei auf eine im Vorjahr von dieser Koalition und einem nun nach Brüssel entsorgten Minister veranlasste Parlamentsresolution berufen, die den Unis gewaltige Mittelzuwächse verspricht.
Es spricht freilich nicht für die intellektuelle Qualität von Wissenschaftlern, wenn sie auch nur eine Sekunde lang glauben, dass eine solche Resolution mehr als das Papier wert ist, auf dem sie steht. Gäbe es gute Ökonomen an Österreichs Unis, dann könnten die sogar beweisen, dass solche Versprechungen nicht einhaltbar sind – schon gar nicht in Zeiten wie diesen. Und gäbe es gute Historiker, Politologen oder Juristen, dann könnten diese lange Listen von parlamentarischen Versprechungen zusammenstellen, die allesamt nie die Wirklichkeit beeinflussen konnten. Wer weiß etwa noch, dass Regierung und Parlament einst großspurig CO2-Reduktionen versprochen haben, die noch weit über den Kyoto-Zielen lagen, die Österreich jetzt auch nicht einhalten kann, obwohl sie mittlerweile EU-verbindlich sind. Oder enorme Entwicklungshilfe-Leistungen.
Ein anderes Versäumnis ist der Regierung aber sehr wohl anzulasten. Sie hätte schon bei der Ausgliederung ganz klar die Kriterien nennen müssen, wofür jede einzelne Uni Geld bekommt und wie die Einhaltung jedes einzelnen Kriteriums gemessen wird: Bei diesen Kriterien müsste es um die Qualität der Forschung und Lehre gehen, da müsste es um die Qualität der Absolventen gehen (die man etwa an Hand ihrer beruflichen Positionen messen kann), da müsste es um eine Mischung aus universitärer Breite mit einzelnen Spitzen gehen.
Das wäre gewiss schwierig, aber wichtig und spannend (und müsste auch immer wieder nachgeschärft werden).
Der Istzustand ist aber jedenfalls eine totale Katastrophe. Die Politik gibt lügnerische Versprechungen ab, die Unis fordern immer nur, statt etwas zu leisten. Die Ergebnisse und das Niveau unserer Universitäten sind dementsprechend deprimierend.