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Die Verwaltung der Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit nimmt bedrohliche Ausmaße an. Auf Kosten der Republik werden überdies Tausende Lehrlinge ausgebildet, weil sie keine Lehrstelle finden. Ist das alles konjunkturbedingt, ist es ein unabwendbares Schicksal, oder sind es nicht auch die falsch konstruierten Rahmenbedingungen unserer Arbeitsmarktpolitik?

Es gäbe durchaus einige Strategien, Betriebe dazu zu ermuntern, etwa wieder mehr Lehrstellen anzubieten. Die wären nämlich oft durchaus ausbildungswillig. Wie etwa die renommierte Wiener Bäckereikette Schwarz zeigt.

Deren Chef Wolfgang Maurer hatte dem AMS Jugendliche zehn offene Lehrstellen gemeldet. Gekommen ist kein einziger. Was sich mit seinen sonstigen Erfahrungen mit dem AMS voll deckt. Und denen vieler anderer Unternehmer.

Da wurde dem Bäcker eine Verkäuferin zugewiesen, die aber leider keine Zeit für ein Vorstellungsgespräch hatte, weil sie sich in einer AMS-Umschulung befindet. Da sind auch andere angekündigte Mitarbeitswillige gleich gar nicht erschienen. Da sind dem Tagebuchautor zwei Frauen bekannt, die zwischen dem 58. und 59. Geburtstag noch eine eingehende Computerschulung auf Kosten der Allgemeinheit bekamen. Wobei eine davon schon jahrelang auf dem Computer gearbeitet hatte; natürlich hat keine davon bis zum Antritt der Vollpension jemals wieder einen Job bekommen. Da hatte ein Wiener Rechtsanwalt einmal versucht, über das AMS eine Sekretärin zu suchen – alle, die ihm geschickt wurden, brachten ihn zu dem Schwur: „Nie wieder AMS.“ Da suchte eine Prominenten-Gattin übers AMS eine Bedienerin und entschloss sich nach drei Versuchen, künftig selber zu putzen, weil sie sich wegen der lieben Nachbarn nicht traut, eine illegale Mitarbeiterin zu beschäftigen.

Da hatte der Tagebuchautor einst eine Sekretärin gesucht – und fand via Internet eine, mit der er dann jahrelang höchst zufrieden war. Beim AMS im tiefsten Niederösterreich war der Frau aber zuvor nach einjähriger Arbeitslosigkeit im Anschluss an die Babypause beschieden worden, dass sie keine Chance habe, Sekretärin zu werden, weil sie nur einen Hauptschulabschluss hat. Dass die Frau leistungswillig war (sie fuhr jahrelang täglich zweimal fast zwei Stunden von und zur Arbeit) und perfekt rechtschreiben konnte, ist für das formalistische Denken des AMS gleichgültig.

Zurück zum Bäckereichef Maurer. Ihn erbost am meisten die ungleiche Förderung der Lehrlinge: Für jene, die in den sogenannten überbetrieblichen Lehrwerkstätten aufgefangen werden, gibt die Allgemeinheit pro Kopf und Jahr fast 13.000 Euro aus; für jeden in der Wirtschaft ausgebildeten Lehrlinge gibt es im Schnitt hingegen nur etwas mehr als 1300 Euro Förderung. Also rund ein Zehntel. Maurer ist jedenfalls überzeugt: Würde dieses Geld gerecht verteilt, bekämen auch alle Lehrlinge einen echten Ausbildungsplatz. Von dem aus sie dann auch viel bessere Chancen hätten als mit der negativ besetzten Etikette „Lehrwerkstätte“.

Was auch den Tagebuchschreiber in der Erkenntnis bestärkt: So gerechtfertigt eine Arbeitslosen-Unterstützung ist, so sehr sind alle darüber hinausgehenden „aktiven“ Versuche, die Arbeitslosigkeit zu dämpfen, primär eines: unbeholfen, ineffizient, teuer, indirekte Förderungen beispielsweise für gewerkschaftsnahe Ausbildungswerkstätten oder überhaupt nur krampfhafte Versuche, die Statistik zu beschönigen.

Die Vorstellung, jemand würde motiviert etwas lernen, wenn er sich vom AMS zum Besuch eines Kurses gezwungen fühlt, ist vorsichtig ausgedrückt naiv. Alles spricht hingegen dafür, dass es viel mehr Jobs und Lehrstellen gäbe, wenn die Beschäftigung eines Mitarbeiters oder Lehrlings die Arbeitgeber billiger käme.

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