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Die Frage ist unfair, ich kann sie mir aber doch nicht verbeißen: Sind Tschechen klüger als Burgenländer? Sie haben jedenfalls allen Umfragen zum Trotz massiv gegen links gewählt, sie haben dabei noch dazu zwei erfrischende neue Parteien ins Spiel gebracht. Und sie haben vor allem die Kommunisten nach hinten geschubst, mit denen die Sozialdemokraten regieren wollten. Eindrucksvoll. Und hierzulande könnten manche davon lernen.
Die Tschechen haben mutig und tapfer eine Regierung gewählt, deren drei Parteien schon vor der Wahl ganz klar einen Sparsamkeitskurs angekündigt haben, während die Sozialdemokraten in gewohnter Manier mit Versprechungen durchs Land gezogen sind. Und sie haben keine Medien, die - ganz, ganz zufällig und natürlich ganz ohne Zusammenhang mit Regierungsinseraten - am Wahltag ausgerechnet das Burgenland zum nationalen Vorbild erhoben haben.
Noch spannender ist die Neuformierung des rechten Lagers. Dort wurde die größte Partei, die ODS, zwar wegen etlicher Affären abgestraft, aber umgehend haben sich mehr als brauchbare Alternativen gebildet. Gleichzeitig sind die Christdemokraten in der Versenkung verschwunden - wohl aus der Erkenntnis auch der gläubigen Wähler, dass man aus päpstlichen Enzykliken keine Politik in Zeiten der Krise ableiten könne.
Dafür hat sich eine Partei der - glaubwürdigen! - Sauberkeit gebildet und einen schönen Erfolg erzielt. Der größte Erfolg ist aber die liberalkonservative Partei des Karl Schwarzenberg. Da hat eine Partei eines bekennenden Aristokraten, eines 73-Jährigen gerade bei der Jugend Erfolg! Schwarzenberg wirkt mit seiner leicht verschrobenen Art und seinem schwer verständlichen Nuscheln glaubwürdig und sauber, obwohl seine linksnationalistischen Gegner den geborenen Prager mit Schweizer Pass und österreichischer Biographie als Ausländer zu denunzieren versucht haben. Gleichzeitig hat er sich ideologisch genau dort positioniert, wo die Mehrheit der Jungen hinwill.
Gibt es in der ÖVP noch irgendjemanden, der politische Trends zu analysieren versteht? Der könnte heute unglaublich viel lernen: Dass Glaubwürdigkeit entscheidend ist (wie will man die eigentlich in einer Koalition mit Werner Faymann behalten?), dass der krampfhafte Jugendtrend ein Trend von vorgestern ist (die Jugend will Vorbilder und seien sie noch so alt und nicht durch die Präsentation von Fuhrmann- oder Rudas-Typen für dumm verkauft werden), und dass last not least liberalkonservative Positionen mehr als mehrheitsfähig sind (und nicht Abziehbilder linker Phrasen wie Gesamtschule, Frauenquoten, Schwulenehe oder Mindesteinkommen).
Aber es ist offenbar auch kein Grund zur Verzweiflung, wenn die ÖVP wie zu befürchten ist, nicht lernfähig ist. Zumindest bei den nördlichen Nachbarn versteht man unter Demokratie noch Veränderung. Dort können neue Parteien entstehen.
Dass die Tschechen ein ganz schön kluges Völkchen sind, sieht man übrigens auch an der Tatsache, dass sie als einzige Nation Europas einen Präsidenten haben, der von Wirtschaft wirklich etwas versteht. Und das auch noch mutig bis provozierend offen ausspricht.