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Das Verbrechen Wohlfühlschule

Die Schulpolitik in diesem Land hat schon dort, wo sie offiziell gemacht wird, ein offensichtliches Ziel: Weg mit Leistung, Kampf der Begabung und los von allem, was in unserer Gesellschaft (noch) für Erfolg wichtig ist. Nämlich all diese in Verruf geratenen Sekundärtugenden wie Wille zum Lernen, Selbstdisziplin, angemessenes Benehmen, Anerkennen der Beurteilung der eigenen Leistung und der Konsequenzen daraus.

All jene ideologischen Apostel, die aus der Schule ein gesellschaftspolitisches Instrument machen wollen, verschwenden die vielen unterschiedlichen Begabungen der Kinder und damit die Zukunft der Einzelnen, aber auch unseres Landes. Trotzdem wird alles dazu getan, die Schule auf eine Aufbewahrungsanstalt für den Nachwuchs während der elterlichen Arbeitszeit zu reduzieren, deren Sinn eigentlich niemand mehr in Bildung oder Ausbildung sieht.

In der Volksschule setzt man auf die „Wohlfühlschule“. Da gibt’s die Kuschelecke, wenn ein Kind nicht mitmachen will. Da wird das spielerische Element zelebriert. Da wird auf Leistungsbeurteilung verzichtet. Alles ganz offiziell.

Und dann gibt es auch „Inoffizielles“ – nicht Festgeschriebenes. Lernziele, die man steckt – die aber so katastrophal sind, dass der Skandal vorprogrammiert wäre, würde eine solche Anweisung schwarz auf weiß in der Öffentlichkeit landen. Zum Beispiel wird für die Wiener Volksschulen vorgegeben, dass die Viertklassler, die sie verlassen, 400 (!) Worte lesen können müssen. AHS-Direktoren, die noch an ihre Schulform glauben (und die soll es ja auch noch geben), sind verzweifelt. Wie soll man mit solchen Standards Zehnjährige auf einem angemessenen Niveau unterrichten?

Jetzt gibt es den nächsten ungeschriebenen Anschlag auf die Zukunft der Wiener Schulkinder: Die Lehrer der Pflichtschulen wurden angewiesen, dass sie Hausaufgaben, die nicht gebracht werden, nicht mehr als negativ beurteilen dürfen.

Das mag sich lesen wie eine Kleinigkeit. Vielleicht könnte man ja auch wohlmeinend sagen, dass man halt die Schüler anders motivieren soll als durch eine schlechte Note. (Lassen wir einmal beiseite, dass negative Beurteilungen ohnehin folgenlos bleiben sollen, wenn sich Claudia Schmied durchsetzt.)

Nun leben wir aber in einem Land, wo Lehrherren keine Lehrlinge mehr nehmen wollen, weil sie bei den 15-jährigen Schulabgängern weder ausreichende Fähigkeiten in den Kulturtechniken Schreiben, Lesen, Rechnen vorfinden noch jenen Willen zum Lernen, den es braucht, wenn jemand etwas erreichen will. Wir leben auch in einer Zeit, wo sich Hunderte für die Polizei-Karriere bewerben, aber schon am einfachsten Rechtschreibtest scheitern. Die Zahl der funktionalen Analphabeten, die unser Pflichtschulsystem alljährlich verlassen, wird nicht erhoben. Aus gutem Grund.

Wenn jemand jahrelang eine Leistung bezahlt bekommt, die zu erbringen er aber nur vortäuscht, könnte man ihn auf Schadenersatz klagen. Niemand würde es ohne Gegenwehr hinnehmen, wenn ein Elektriker kassiert, der eine Menge Plastikrohre in die Wände einzieht, sie aber nicht verkabelt. Bei der Schule wehrt sich aber niemand. Eine „Gewährleistung“ gibt es nicht.

Es wäre an der Zeit und im Sinne der Kinder, wenn endlich einmal jemand eine Schule klagt, wenn sie junge Menschen ins Leben entlässt, die trotz erfüllter Schulpflicht des Schreibens und Lesens nicht mächtig sind. Milliarden fließen in den Bildungsbereich, es wird ideologisch herumgedoktert, es werden Sonntagsreden buchstabiert und Luftschlösser gebaut.

Und dann stimmt viel zu oft der elementarste Output des Schulsystems nicht.

Es stimmt schon: Viele tragen dazu bei – von der hohen Politik bis zu den Träumern. Aber: Wir lassen die Kinder allein, wenn wir nicht endlich die Bildungseinrichtungen zur Verantwortung ziehen. Das Versagen mancher Schulen ist ganz konkret. Doch es wird hingenommen. Damit müssen wir aufhören. Dann werden sich auch die ungeschriebenen Wahnsinns-Anweisungen aus dem Hause Brandsteidl & Co. aufhören. Und dann wird Bildung wirklich Zukunft bedeuten.

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