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Über Zilk und Züge, über Liberale und Linke

Was so an einem einzigen Tag passieren kann – und den Bürgern diesen Staat immer mehr entfremdet. Ohne dass seine Exponenten es merken.

Da wird ein prominenter Wiener Platz in Anwesenheit von Kardinal, Bundeskanzler, Bürgermeister und noch ein paar Dutzend anderen ebenso wichtigen Menschen nach Helmut Zilk benannt. Bei allem Respekt gegenüber einem charmanten Toten: Es gibt leider keine vernünftigen Zweifel daran, dass Zilk einst für einen kommunistischen Geheimdienst gegen Österreich spioniert hat. Und zwar zu einer Zeit, wo im Generalstab jenes Landes sehr aggressive militärische Pläne – bis hin zum Einsatz von Atombomben – gegen Wien vorbereitet worden sind.

Da provoziert der Kronenzeitungs-EU-Abgeordnete Hans Peter Martin mit dem Hitlergruß. Und bleibt natürlich unbehelligt. Denn er kann so etwas zu einer „lächerlichen Geschichte“ erklären – so wie Heinz Fischer einen ähnlichen Zwischenfall im Wiener Parlament. Womit sie im Prinzip auch recht haben – nur sind beide Herren Exponenten eines Staates, der mit ihrer vollen Zustimmung gegen ähnlich dumme Provokationen primitiver Jugendlicher mit aller Macht zuschlägt. So als ob ein Wiedererstehen des Dritten Reiches drohen würde.

Da sind die ÖBB tagelang nicht imstande, den Ansturm an Reisewilligen auf dem Wiener Westbahnhof zu bewältigen, ohne dass diese stundenlang Schlange stehen müssen – gleichzeitig waren sie aber auch nicht imstande, die Passagiere auch noch in die eingeschobenen Sonderzüge zu platzieren: Unser Tatzeuge fuhr in einem mit ganzen 15 (in Worten: fünfzehn) Menschen besetzten Railjet Richtung Westen. Aber was erwartet man sich von einem von der Gewerkschaft geführten Betrieb, den eine Zahnarztassistentin als Eigentümerin kontrolliert?

Da wird in Wien ein Polizist angeklagt, weil er einen Schwarzafrikaner skandalös behandelt hat, als der eine Anzeige erstatten wollte. Und was erfährt man da: Der Beamte ist nach diesem Vorfall in Pension gegangen: „wegen psychischer Belastung, weil mich das Ganze persönlich ziemlich reingezogen hat“. Nur zur Information: Der sensible Mann ist ganze 30 Jahre alt. Aber Gott sei Dank leben wir ja in einem Wohlfahrtsstaat ohne soziale Kälte, wo man sich all das leisten kann.

Da wird nun für die Position des Vorsitzenden im ORF-Stiftungsrat der Caritas-Präsident Franz Küberl als „Unabhängiger“ forciert. Denn Rot und Schwarz liegen sich wieder einmal in den Haaren. Wobei die Schwarzen frecherweise meinen, dass die SPÖ als 30-Prozent-Partei nicht wie zu Stalins Zeiten alle ORF-Posten alleine besetzen soll. Freilich findet diese Idee nur bei Rot und Grün Unterstützung – alle anderen Gruppierungen (bis auf die Bischofskonferenz) wissen ja längst, wo Küberl steht. Am lautesten aber musste der Tagebuch-Autor auflachen, als er in einer Zeitung lesen konnte, dass Küberl den anderen Parteien zu „liberal“ sei. Der Liberalismus ist ja schon weit in der Weltgeschichte herumgekommen, dass er aber auch schon beim größten Anhänger des Staatsinterventionismus in ganz Mitteleuropa angekommen sein soll, ist doch gar zu köstlich.

Das reicht als Bilanz eines Tages. Da brauchen wir das ganze Herumgegackere rund um die geheimgehaltenen Steuerpläne gar nicht mehr zu erwähnen.

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