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Sandsturm

Seit einer Woche sind wir alle plötzlich zu Experten in Sachen Vulkane, Vulkanasche und Flugzeuge geworden. In Wahrheit freilich blicken wir alle da genausowenig durch wie die sogenannten Experten. Dennoch sind wir um etliches klüger geworden.

Erstens: Krisen machen Dinge möglich, die immer schon logisch waren, die aber bisher an der Wurstigkeit öffentlich-rechtlicher (beziehungsweise gewerkschaftlicher) Machthaber gescheitert sind. So ist es plötzlich möglich, dass vom Flughafen Schwechat direkt Fernzüge abfahren. So wie das etwa in Zürich und vielen anderen Städten seit jeher möglich ist. Bei uns galt bisher hingegen das österreichische Prinzip: Das war ja noch nie da . . .

Zweitens: Alle Globalisierungsgegner  können nun vor Freude jubeln, weil eine Lebensader der Globalisierung geplatzt ist. Kenianische Bauern bleiben auf ihrem Gemüse sitzen, Kellner auf den Seychellen werden arbeitslos, der Wien-Tourismus wird sich bald wieder mehr den Gästen aus Leoben annehmen. Oder wer es in harten Zahlen will: Alleine Deutschland wird täglich um eine Milliarde Euro ärmer. Tut nichts. Hauptsache, die Grünen, Attac und ähnliche Wirtschaftsweise haben ihr Ziel des Antiglobalisierungskampfes erreicht, zumindest kurzfristig. Und sollte die Globalisierung auch langfristig zu Ende gehen, werden sie die ersten sein, die uns erklären, an der darauf folgenden globalen Verarmung sei der Kapitalismus schuld.

Drittens: Niki Lauda hat sich endgültig als Experte für Alles und Jedes etabliert, wie auch für das Gegenteil. Wer uns voller Beredsamkeit einen Tag lang über den ORF (wo er ja unbeirrbar angehimmelt wird) erklärt, das Flugverbot sei absolut notwendig, um Tags darauf dasselbe Flugverbot als absolut unsinnig voll zu attackieren, der hat die höchsten Prüfungen in Sachen Dialektik bestanden. Und sollte uns nun täglich die Welt erklären.

Viertens: Zunehmend deutet etliches darauf hin, dass sich unsere Gesellschaft vor Angst zu Tode reglementiert. Offenbar sind Sandwolken mit dünnerer Konzentration lange nicht so gefährlich wie befürchtet. Aber in unserer Gesellschaft wird halt aus Prinzip einmal immer alles verboten. Sonst droht ja die dümmste aller Journalistenfragen: "Können Sie ausschließen, dass . . ."

Fünftens steht der Vulkanausbruch in seltsamem Kontrast zu der - Milliarden teuren - Angstkampagne in Sachen Globale Erwärmung. Denn für den offenbar durchaus möglichen Fall einer monate- oder jahrelangen Dauer eines Ausbruchs droht der Welt wie schon mehrfach in der Vergangenheit eine spürbare Abkühlung. Wetten, dass uns die einschlägigen Profiteure und Ideologen dann erst recht einreden werden, dass Windmühlen, Solarpaneele und ähnlich teure Dinge gut gegen die globale Abkühlung sind.

Sechstens: Rund um die - angeblichen - Folgen der Vulkaneruption taucht ein Vokabel auf, dass uns ebenfalls schon beim Thema Global Warming in Angst und Schrecken versetzt hat. Es ist das Wort von den "Computermodellen". Anstelle ordentlicher empirischer Forschung und Tests lassen wir uns vom Computer erklären, wie sich die Welt verhält. Aber die böse Welt hält sich halt nicht daran. Das ist nun wirklich Pfui. Übrigens verwenden die Computer-Sandsturm-Forscher zweifellos die gleichen Rechner, die auch schon unsere Wirtschaftsforscher seit Jahr und Tag benutzen - deren Prognosen bekanntlich noch nie gestimmt haben. Und sie werden immer von Schreibtischtätern bedient (und mit den eigenen Vor- und Fehlurteilen befüttert), die alle eines gemeinsam haben: Sie richten meistens noch mehr Schaden an, als es die Natur immer wieder schafft.

Siebentens: Österreich ist jedenfalls in guten Händen. Die Austro Control wird streng parteipolitisch geführt. Und die Verkehrsministerin als Zahnarzthelferin und Expertin für parteipolitisch hilfreiche Geld- und Anzeigenströme ist bestens geeignet, für das Land die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Achtens: Was tun? Forschen, testen, nicht auf Computer verlassen, nicht zu Tode fürchten - und nicht so viel Geld für die Klima-Besessenen verschwenden. Denn die teuren Risikoforschung-Professoren haben uns noch nie auf die wirklichen Risiken vorbereitet. Und gleichzeitig sollten wir das tun, was die Menschheit immer bei neuen Herausforderungen getan hat: Schrittweise die Grenzen des Möglichen erproben, also trotz Sandes zu fliegen - was zweifellos immer auch Risiken in sich birgt, also auch Flugzeugkatastrophen. Aber letztlich hat sich die Menschheit immer nur dadurch fortentwickelt, dass mutige Menschen, Forscher und Entdecker, immer wieder Risiken eingegangen sind, um die Grenzen der Welt und ihre Gesetzmäßigkeiten zu erkunden, also auch die eines noch kaum erforschten Sandsturmes. Jene japanischen und chinesischen Herrscher hingegen, welche die Seefahrt aus diversen Ängsten heraus bürokratisch total verboten haben, haben ihre Völker einst um Jahrhunderte zurückgeworfen.

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