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Die Wiederentdeckung des Alters

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis des Wahlergebnisses ist bisher völlig untergegangen: Eine massive Mehrheit jener, die sich für einen Präsidentschafts-Kandidaten entscheiden konnten, wählte einen 71-Jährigen. Das könnte man auch als endgültiges Ende des politischen Jugendkultes ansehen. Denn das Alter Heinz Fischers war auch im Wahlkampf kein Thema.

Zum Kontrast: Im Nationalrat sitzt niemand mit diesem Alter, während Fischer bis zu seinem 77. Lebensjahr regieren darf. Auch die beiden mächtigen Präsidenten der Pensionistenvereine, Blecha und Khol, müssen oder wollen von außerhalb des Parlaments ihre Fäden ziehen. Und das, obwohl heute schon jeder vierte Österreicher über 60 ist. Jene Partei, die das als erste erkennt, wird von dieser Erkenntnis deutlich profitieren können.

Es gibt überhaupt keinen sachlichen Grund, die alten Österreicher von der nicht allzu zeitintensiven Arbeit eines Abgeordneten fernzuhalten, wenn die Österreicher dem amtierenden Bundespräsidenten offensichtlich nicht seine schon offensichtlichen Schwächesignale nachtragen. Wie etwa die peinliche Absenz beim polnischen Staatsbegräbnis, bei dem Fischer sechs Stunden Autofahrt zu viel waren. Säßen sie im Nationalrat, müssten übrigens die Pensionisten-Lobbyisten auch selber besser erklären, wie ihre oft exorbitanten Forderungen finanziert werden sollen, oder warum sie für ein absurd niedriges Pensionsantrittsalter kämpfen.

Abgesehen von diesem Aspekt löst die Wiederwahl Heinz Fischers keine wirklich neuen Erkenntnisse aus. Wir werden einen Bundespräsidenten haben, der auch nach der noch fehlenden Auszählung der Wahlkarten deutlich weniger als 40 Prozent der Wahlberechtigten überzeugen konnte. Und wir werden weiterhin einen Präsidenten haben, der in wohlgesetzten Worten wenig, außer der üblichen Sympathie für den rot-grünen Schulden- und Umverteilungsstaat sagen wird.

Und die ÖVP wird sich wohl auch weiterhin von der SPÖ beschimpfen lassen, wie es trotz der schwarzen Wahlhilfe für Fischer per Nichtkandidatur in den letzten Wochen dauernd geschehen ist. Wahrscheinlich hätte die ÖVP auch noch Fußtritte bekommen, wenn sie den Fischer-Wahlkampf finanziert hätte.

Ebenso wird sich auch die SPÖ weiterhin über alle Regeln und Gesetze hinwegsetzen, wie etwa der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Kräuter, der schon um 15.39 Uhr im Internet öffentlich den Fischer-Sieg berichtet hatte - obwohl viele Wahllokale noch eineinhalb Stunden offen hatten. Aber Gesetze gelten ja immer nur für die anderen.

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