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SN-Kontroverse: Frauen als Priester?

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es nun in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion ausgesuchten Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Katholische Kirche Frauen für das Priesteramt zulassen?


In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Müllhaufen der Geschichte


Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Der Verweis auf die Geschichte bringt wenig – da hilft nur Logik oder besser  Wissen um die Menschen. Ob es in frühchristlicher Zeit eine Frauenordination also Priesterinnen gegeben hat, darüber streiten sich die Schriftgelehrten seit Jahrhunderten.  Denn es ist weitgehend unklar, wie und ab wann genau sich das Priesteramt nach heutigem Verständnis entwickelt hat. Gestritten wird zudem heftig über die Frage, auf welche Bibelstellen sich die Ablehnung der Frauen zum Priesteramt zurückführen lässt.

Historisch abgesichert ist hingegen, dass das Amt der Diakonie den Frauen während der Zeit der Erstellung des Neuen Testaments offen gestanden ist. Frauen haben also sehr wohl frühchristliche Rituale geleitet.  Und der Zölibat für Priester wurde überhaupt erst 1022 n. Ch. (!) durch Papst Benedikt VIII bei der Synode zu Pavia kirchenrechtlich verbindlich gemacht.

Die heute noch immer so spürbare besonders frauenängstliche und sexualfeindliche Haltung der römisch-katholischen Kirche ist ein Ergebnis der finsteren und verschwörerischen Geisteshaltung des europäischen Mittelalters und gehört so rasch wie möglich auf den Müllhaufen der Geschichte. Ein vernünftiger, menschengerechter sowie undogmatischer Umgang der Kirchenverantwortlichen mit den ihr anvertrauten Frauen und Männern, der ihren Bedürfnissen gerecht wird, liegt nicht zuletzt im Interesse der r. k. Kirche selbst, will sie  das 21. Jahrhundert bestehen. Dazu gehört selbstverständlich das Wissen um die Gleichwertigkeit von Frauen und Männer, wovon sich die Erkenntnis ableitet, dass ihnen getrost gleichwertige Aufgaben anvertraut werden können.  Und gerade die jüngsten Entwicklungen in der römisch-katholischen Kirche zeigen, zu welch untragbaren Auswüchsen ihre derzeitige Segregationspraxis führt.



Wider den Zeitgeist


Andreas Unterberger

In den Zeitgeist passt das ganz und gar nicht. Selbst die Wiener Philharmoniker haben nach einer saftigen Erpressung durch eine SPÖ-Ministerin, Frauen aufgenommen (und klagen heute freilich darüber, dass die Organisation von Tourneen mit Frauen in Teilzeit unmöglich wird). Nur noch die Kirche verweigert sich. Sie lässt Frauen nicht zum Priesteramt zu.

Die Kirche wirkt mit diesem Frauenausschluss grenzenlos altmodisch. Und tut doch gut daran, an ihrer Haltung festzuhalten.

Denn erstens hat es noch nie den Respekt der Menschen erhöht, wenn sich eine Institution ständig nach der von den Medien jeweils verkündeten Meinung richtet. Siehe unsere Parteien. Ganz im Gegenteil: Nur wer sich Druck entgegenzustellen wagt, findet dauerhafte Anerkennung. Wie etwa die Kirche mit dem Beharren auf unterschiedlichen Rollenbildern für die Geschlechter.

Zweitens würde ein Frauenpriestertum eine tiefe Spaltung der Kirche auslösen. Lehnt doch ein großer Teil der Gläubigen ein solches Frauenpriestertum vehement  ab (die Gläubigen denken ja oft anders, als es ihnen Journalisten vorschreiben). Ein Beweis für das Risiko eines solchen Priestertums sind die zahlreichen Übertritte von protestantischen Kirchen zum römischen Katholizismus nach solchen Regeländerungen.

Drittens würde das Frauenpriestertum jede Chance auf eine weitere Annäherung mit der Orthodoxie zunichtemachen, während es keineswegs nur die Frauenfrage ist, weshalb sich zuletzt die Kluft zwischen Rom und den Protestanten weiter vertieft hat.

Und viertens findet man in der Bibel zwar keinen Beleg für den Zölibat (dessen Demontage auch bald erfolgen dürfte) – ganz im Gegenteil –, jedoch sehr viele Belege für das reine Männerpriestertum. Diese reichen vom homogenen Geschlecht der Apostel bis zum – unfreundlich klingenden – Wunsch, dass die Frau in der Kirche schweigen möge.

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