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Bei den Salzburger Osterfestspielen tobt ein Skandal: Der technische Leiter hat bei jedem Auftrag persönlich für die eigene Kassa mitgeschnitten. Die Geschäfte dieser Osterfestspiele aber hat niemand anderer als der jeweilige Landeshauptmann geführt, ob männlich oder weiblich. Wieder ein grausliches Stück Filz.
Was nun nicht heißt, dass auch die Politiker mitgeschnitten hätten. Es zeigt sich aber wieder einmal etwas ganz anderes: Politiker sind die denkbar schlechtesten Geschäftsführer und Kontrollore. Jeder Euro, der unter politischer Kontrolle ausgegeben wird, hat eine viel höhere Chance, Teil eines Unterschleifs zu werden als bei privaten Aktivitäten.
Technische Festspieldirektoren wie viele andere Zuarbeiter politischer Chefs sehen ja tagaus, tagein, wie leichtfertig die Politik mit Steuergeld umgeht. Und denken sich daher, dass da ruhig auch für sie etwas abfallen könnte.
Gewiss sind auch Mitarbeiter privater Firmen keineswegs frei von Versuchungen. Aber in diesen Fällen gibt es halt immer einen Eigentümer (oder mehrere), die jedes Interesse haben, darauf zu schauen, was mit ihrem eigenen Geld passiert, während Politiker kein eigenes Geld im Spiel haben, sondern primär nur wiedergewählt werden wollen. Auch gibt es eine größere Hemmschwelle, einen privaten Eigentümer zu betrügen als eine anonyme Staatskasse.
Gleichzeitig wird ja auch immer fragwürdiger, ob es überhaupt legitim ist, dass Steuergeld für Kunst ausgegeben wird. Die Politik sollte in Wahrheit höchstens die steuerliche Absetzbarkeit von Kunst-Sponsoring erlauben, sich aber aus Entscheidungen, was gefördert wird, heraushalten - was auch gleichzeitig ganze Beamtenstäbe einsparen würde.
Von dieser Konsequenz bin ich absolut überzeugt, seit ich vor Jahren eine Ausstellung aus den Beständen der staatlichen Kunst-Ankäufe während der letzten Jahrzehnte gesehen habe. Außer in winterlichen Eissalons habe ich noch nie so viel künstlerisches Mittelmaß und so viel als Kunst getarnte Langweile an einem Ort gesehen. Aber vielleicht ist sowohl die bildende wie die schreibende wie die komponierende wie die darstellende Kunst derzeit in einer schweren Sinnkrise (und kann sich nur noch durch den Gang ins Bordell retten - ob in der Secession oder im Burgtheater), während es lediglich beim Tanz und in der Architektur spannende und relevante Neuentwicklungen gibt. Wobei natürlich die Reproduktion klassischer oder romantischer Musik weltweite Spitzenleistungen bietet.
Es ist aber jedenfalls durchaus legitim, prinzipiell über die gegenwärtige exzessive Kunstförderung aus Steuermitteln nachzudenken. Speziell in Zeiten, da eine finanzielle Staatskrise droht.
Einzig über die Umwegrentabilität sollte man ein wenig nachdenken, die freilich nur ganz wenige attraktive Kunsttempel herstellen können. Gewiss würden ohne Staatsoper, Musikverein und Kunsthistorisches Museum deutlich weniger Besucher nach Wien kommen. Ähnliches gilt für den Salzburger Festspielbezirk. Aber warum muss man eigentlich den Hoteliers, Restaurants oder Taxis zuerst hohe Steuern aufbrummen, damit dann Landeshauptfrauen Osterfestspiele organisieren und subventionieren können, von denen die genannten Unternehmen dann wieder profitieren. Eigentlich wäre es viel zielführender, würden die Tourismusbetriebe ohne Zwischenschaltung der Politik solche Aktivitäten finanzieren. Dilettantischer als Landeshauptfrauen oder Kulturstadträte sind sie dabei sicher auch nicht. Die beste Kunst ist fast immer politikferne entstanden.
Im übrigen wären ohne staatliche Kulturpolitik die Nehmer-Qualitäten von Künstlern und Kunst-Technikern viel geringer, also die Gagen der Stars niedriger. Was auch kein Schaden wäre.