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An der Wiener Uni gab es also am ersten Tag nach den Ferien (und der zweiwöchigen Not-Schließung sämtlicher Einrichtungen der Hauptuni) in allen Hörsälen normalen Betrieb - freilich unter Aufsicht von Sicherheitspersonal. Dessen Kosten wird man noch zu den übrigen Besetzungskosten hinzurechnen müssen: Renovierung, Anmietung von Ersatzquartieren usw.
Da wird bald nicht mehr viel von den 34 Millionen überbleiben, die Johannes Hahn den Unis zusätzlich versprochen hat. Ob nun endlich Ruhe - aber auch die notwendige Ernsthaftigkeit - für eine Diskussion der wahren Probleme der Universitäten einkehren wird, ist zweifelhaft.
Ein Thema müssten da die dringend notwendigen Beschränkungen des Zugangs zu den heil- und vor allem sinnlos überlaufenen Studienrichtungen sein. Die entscheidende Frage lautet: Soll man jetzt, wie es manche fordern, die überlaufenen Studienrichtungen mit neuem Geld und Personal fördern - oder soll man vielmehr jene Studienrichtungen besser finanzieren, deren Absolventen dringend benötigt und gesucht werden?
Zur Illustration des Problems einige Zahlen von der Universität Wien. Dort schaffen im Jahresschnitt pro Professor 7,5 Studenten ihren ersten Abschluss. Rund doppelt so viele sind es bei Psychologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Übersetzen und Dolmetschen sowie Sport. Rund dreimal so viele sind es bei den Ernährungswissenschaften. Mehr als sechs Mal so viel sind es bei der Publizistik. Da ist nicht einmal der Hauch eines seriösen Studiums mehr möglich. Das sind Diplome zum Großhandelspreis.
Ohne große Generalisierung kann man aber auch sagen: Das sind praktisch durchwegs Studien, wo die gegenwärtige Überproduktion der Gesellschaft absolut nichts bringt, die nur nach einem der beiden Mottos studiert werden: "Der leichte Weg zum Magister (oder jetzt Bacc.)" und "Es klang halt irgendwie interessant". Eine mutige Uni-Leitung und ein mutiger neuer Minister würden wissen: Jeder weitere Posten in diesen Studienrichtungen ist eine Verschwendung von Steuergeld. Wenn sich schon die jungen Menschen selbst durch die Wahl eines nicht nachgefragten (und in Studienrichtungen wie Publizistik und Politologie auch wissenschaftlich sehr schlechten) Studiums schaden, wenn schon die SPÖ eine effiziente Studienzugangs-Regulierung verhindert, dann darf man nicht auch noch zum Mittäter des Wahnsinns werden und dort sinnlos Steuergelder verschwenden.
Freilich: Gerade die Studenten vieler dieser Studienrichtungen sind die fleißigsten Protestierer. Daher deutet alles darauf hin, dass Minister und Rektoren ihnen nachgeben werden. Denn statt mutiger Führung herrscht bei ihnen nun angsterfüllt eine einzige Devise: "Dialog, Dialog" - der freilich nicht mit der Masse oder den interessantesten Studenten, sondern immer nur mit den lautesten geführt wird.
Statt das Geld für Techniker, Naturwissenschafter, Ökonomen, Mediziner, aber auch eine breite (und pluralistische!) geisteswissenschaftliche Basis auszugeben. Wo es wirklich sinnvoll angelegt wäre.
PS: Auch die tollen Kleinuniversitäten sollten ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommen (ohne auf die Straße gehen zu müssen). Etwa die Leobener Montanistik oder die Wiener Musikunviersität: Auf letzterer hat sich übrigens vor kurzem eine frustrierende wie bezeichnende Tragödie abgespielt: Jener Absolvent, der in der 200-jährigen Geschichte der Uni als erster "sub auspiciis" promoviert hat, hat trotz mehrerer Bewerbungen dort keinen Job bekommen.
Wahrscheinlich deshalb, weil er bei seinem Studium weder einen Klima-, noch einen Gender-, noch einen NS-Aufarbeitungs-Schwerpunkt gesetzt hat. Also weil er keinem der drei derzeit am stärksten forcierten Trends gefolgt ist . . .