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Wie wir sparen: eine neue Uni, neue Untersuchungen

Sie haben es alle miteinander einfach noch immer nicht begriffen. Dass auch im Bildungs- und Gesundheitsbereich die vielgeschmähten Gesetze der Ökonomie gelten. Deren grundlegendes lautet: Aus Nichts wird nichts.

Dennoch werden ständig neue Projekte ohne Rücksicht auf die Kosten in die Welt gesetzt. Da hat sich etwa soeben die Ärzteschaft beim Gesundheitsminister durchgesetzt und drei neue Pflichtuntersuchungen aufs Programm des Mutter-Kind-Passes setzen lassen. Das sind sicher sehr hilfreiche Untersuchungen. Das wird daher auch im ORF-Fernsehen jubelnd vermeldet.

Dass das sicher auch den Ärzten neues Geschäft bringt, darf angenommen werden. Und wer das zahlt – das darf in Österreich bekanntlich ignoriert werden.

Es sind die Krankenkassen, die gerade unter der Auflage stöhnen, im kommenden Jahr einige hundert Millionen einzusparen. Was sie wahrscheinlich nur mit einigen buchhalterischen Tricks schaffen werden. Dass überdies auch Werner Faymann für eines seiner Luftschlösser gleich eine ganze Milliarde aus dem Gesundheitswesen herauspressen will, hat außer ihm zum Glück ohnedies niemand ernst genommen.

Denn in Wahrheit wird es auch mit echten (bisher unter Druck der Länder, der Sozialpartner und der Ärztekammer aber vermiedenen) Reformen im besten Fall nur zu einem Stagnieren der Gesundheitsausgaben kommen können. Die rapide Überalterung der Menschen parallel zu den ständig wachsenden Möglichkeiten der Medizin und Pharmazie wird das Gesundheits-System sicher nicht billiger machen. Das gelingt höchstens dadurch, dass man auf den Scheck „für Gesundheit“ künftig „für Pflege“ schreibt.

Das hindert aber manche Bundesländer nicht, schon wieder über neue Ausgaben nachzudenken. So wollen Oberösterreich und Linz eine eigene Medizinische Universität haben. Das soll natürlich der schwer verschuldete Bund zahlen (wobei es ökonomisch völlig gleichgültig ist, ob der Bund dabei ins zu knappe Gesundheits- oder ins zu knappe Bildungsbudget greift).

Aber aus Oberösterreich wird geflötet: Österreich brauche mehr Ärzte. Was auch immer schön mit passenden Studien unterlegt wird. Da wird niemand einen Widerspruch wagen – auch wenn der Mangel meist nur in dem an Krankenkassenverträgen besteht.

Aber selbst wenn der Ärztemangel wahr sein sollte, dann gibt es viel sinnvollere Wege, zu mehr Ärzten zu kommen, als den Bau einer neuen teuren Universität: Denn im Lande lebt eine große Zahl fertiger Mediziner, die aber nicht Arzt werden können, weil ihnen ein Turnusplatz (für Allgemeinmediziner) oder ein Ausbildungsplatz zum Facharzt fehlen.

Sie müssen oft drei Jahre warten, bis sie endlich an die Reihe kommen. In dieser Zeit verlernen sie wohl auch so manches, was sie an der Uni gehört haben. Daher wandern inzwischen viele fertig ausgebildete Austro-Mediziner nach Deutschland ab (also nicht nur die von dort gekommenen Numerus-clausus-Flüchtlinge, die wir ja in generöser Entwicklungshilfe gratis ausbilden). Daher sind viele schon rund 40 Jahre alt, bis sie endlich als voll befähigter Facharzt arbeiten können.

Folglich würde eine neue Uni nur die Zahl der Wartenden erhöhen. Stattdessen bräuchte Österreich eine intensive Suche nach mehr Ausbildungsstellen für Jungmediziner und entsprechende organisatorische Reformen. Aber das ist mühsam. Da kann sich kein Politiker ein Denkmal setzen. Da gibt es auch keine neuen prestige- und einkommenfördernden Professorenposten zu vergeben.

Also werden die Oberösterreicher weiter ihre Uni-Pläne trommeln. Und irgendwann eine schwache Bundesregierung herumkriegen. So wie die Niederösterreicher bei der missglückten Kremser Uni, die Kärntner einst bei der weitgehend überflüssigen (roten) Uni in Klagenfurt und beim total überflüssigen (blauen) Koralmtunnel, die Tiroler beim hypertrophen Brenner-Projekt, oder die Wiener bei der verschwenderischen Lobau-Untertunnelung.

Immer ging es ja nach dem Motto: Ist einmal der erste Euro/Schilling ausgegeben, so folgen die weiteren Schuldenmacher ganz von selber.

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