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Kindergärten und ein krampfhafter Zentralismus

Föderalismus kommt uns oft teuer. Diese Erkenntnis setzt sich zum Glück immer mehr durch - nur die Profiteure leisten noch Widerstand. Freilich sehr effizienten. Das heißt aber keineswegs, dass Zentralismus immer der bessere und kosteneffizientere Weg  ist. Oft gilt das Gegenteil. Etwa beim Vorschlag der ÖVP-Staatssekretärin Christine Marek, die Kinderbetreuung bundeseinheitlich zu regeln.

Denn solange nicht etwa in den Kindergärten eines Bundeslands katastrophale Zustände herrschen, gibt es überhaupt keine Notwendigkeit der Vereinheitlichung. Diese würde in Wahrheit nur eine Hinaufnivellierung auf die teuerste Variante bedeuten. Sie würde eine eigentlich sehr menschennahe Einrichtung bürokratisch zentralisieren. Sie würde die Möglichkeit nehmen, pragmatisch auf die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Bundesländern Rücksicht zu nehmen.

Sie würde vor allem den Wettbewerb zwischen einzelnen Modellen abschaffen. Denn eine gute neue Idee hat eine neun Mal bessere Verwirklichungs-Chance, wenn sie sich anfangs nur in einem Bundesland etablieren muss. Ist eine Neuenführung schlecht, wird sie wieder verworfen oder zumindest im Großteil der Republik nicht übernommen. Bewährt sie sich, wird sie erfahrungsgemäß bald anderswo übernommen, falls nicht lokale Bedingungen dagegen sprechen. Und da sollten wir einmal ganz genau seriöse Studien abwarten, ob bei Tagesmüttern aufwachsende Kinder sich vielleicht besser entwickeln als die in Kindergärten, ob die akademische Bildung einer Kindergärtnerin wirklich zu besseren (schulischen, charakterlichen usw.) Ergebnissen führt oder ob nicht die Auswahl solcher Betreuerinnen viel wichtiger ist, bei denen sich die Kinder jeden Morgen gern abliefern lassen.

In fast jedem Bereich ist der Wettbewerb der Ideen und die Vielfalt der Lösungsmöglichkeiten besser als die Einfalt. Es sei denn, die Vielfalt vervielfältigt die Kosten, wie etwa bei technisch-administrativen Vorschriften und Genehmigungsverfahren. Was hier nicht der Fall ist.

Warum dennoch manche Bundesländer den Marek-Vorschlag nicht gleich abgelehnt haben, ist klar. Sie wittern auf Grund ihrer Erfahrungen sofort wieder eine Chance, um beim Bund mehr Geld zu verlangen. Was alle Steuerzahler freuen wird.

Gerade in einer Phase, wo die Bundesländer an vielen Fronten unter Druck gesetzt gehören, durch Änderungen am Föderalismus, durch Abbau ihrer Repräsentations- und Reptilienfonds sparen zu helfen, ist ein Vorschlag kontraproduktiv, bei dem Änderungen am Föderalismus Kosten verursachen.

Mareks Vorstoß erweckt also ganz stark den Eindruck, dass es wieder einmal nur darum gegangen ist, wieder einmal in die Medien zu kommen. Zwingend logisch ist daran aber nichts. Und wenn es wirklich in einem Bundesland einen relevanten Missstand geben sollte, könnte man - oder Mareks Partei - diesen ja bei der nächsten Landtagswahl zur Debatte stellen und auf demokratischem Weg beenden. Ganz ohne sozialtechnokratische Überregulierung.

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