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Ethik auf Europäisch

Seltsame Maßstäbe herrschen da im EU-Parlament, also der wichtigsten von uns gewählten Volksvertretung. Dort werden Kandidaten für die neue EU-Kommission offensichtlich mit sehr unterschiedlichem Maß gemessen, je nachdem, ob sie aus einem linken oder einen rechten Eck kommen.

So hat die neue "Außenministerin" der EU außer Phrasen absolut keine inhaltlichen Aussagen gewagt, als sie von den Abgeordneten verhört wurde - offensichtlich kein Problem, ist sie doch eine Sozialdemokratin. Nun hat die bulgarische Kandidatin für den viel unwichtigeren Posten der Kommissiarin für internationale Zusammenarbeit ebensowenig gesagt. Und schon tobt große Aufregung und es droht ein Veto gegen die ganze Kommission.

Freilich ganz unabhängig davon ist der zweite Vorwurf zu prüfen, ob die Bulgarin korrekte Angaben über ihre Eigentumsverhältnisse gemacht hat. Das ist aber ganz eindeutig eine Aufgabe für präzise juristische Recherche und kann in einem Tribunal mit lauter agitatorischen Politikern nicht seriös beurteilt werden. Ist das Unternehmen, an dem sie offenbar beteiligt ist, wirklich seit drei Jahren total inaktiv - dann ist ihr das Verschweigen wohl nicht vorwerfbar; stimmt diese Aussage nicht, dann hat sie in der EU-Kommission nichts verloren. Beides müsste sich leicht nachweisen lassen. In solchen Fragen kann man nicht streng genug sein, wie jüngste Kärntner Vorgänge zeigen.

Sehr auffällig ist, dass die Europäer hingegen fast überhaupt keine Fragen bei Neu-Kommissaren stellen, die eine fette kommunistische Vergangenheit haben und die sich heute als Sozialdemokraten präsentieren. Es ist neuerdings also offenbar gleichgültig, ob sich jemand in einem totalitären System die Finger schmutzig gemacht hat - oder zumindest in diesem System, das immerhin den Weltrekord an Todesopfern hält.

Das steht in auffälligen Kontrast zur letzten Kommissarsbestellung, als der italienische Kommissar zum Thema Homosexualität auch seine persönliche Ansicht eingestanden hat, dass deren Ausübung eine Sünde sei. Was ja zweifellos ein rein religiöser Begriff ist. So wie ja ein romtreuer Katholik auch Abtreibung für eine Sünde halten wird - obwohl sie in fast ganz Europa möglich ist.

Irgendwie kommt man da zu dem Urteil: Du darfst in dieser EU zwar ein Kommunist oder Exkommunist sein, aber keinesfalls ein strenggläubiger Katholik.

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