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Einst hat man gegen bestimmte Religionen gehetzt, dann gegen die Politiker, jetzt gegen die Manager. Das Ergebnis war immer schlecht für Österreich.
Die Vertreibung und Ermordung der Juden hat Österreich den schlimmsten intellektuellen Aderlass seiner Geschichte gebracht. Der bis heute nicht wirklich aufgeholt ist – siehe den jämmerlichen Zustand mancher Fakultäten und ausgegliederten Universitäten. Oder die recht unterentwickelte Fähigkeit der derzeitigen Kabarettisten, wenigstens ein Schmunzeln auszulösen.
Dann ging es ab den 80er Jahren gegen die Politiker. Das war eine ungewollte Allianz zwischen Jörg Haider und Profil & Co. Man befasste sich nicht mehr mit politischen Inhalten, sondern primär mit Bezügen oder Dienstwägen oder Pensionen oder dem Privatleben der Politiker. Das Ergebnis: Der Politiker-Beruf, der eigentlich in einer Demokratie der wichtigste sein sollte, ist heute so diskreditiert, dass kein anständiger und gescheiter junger Mensch mehr in die Politik geht. Und jene, die geblieben sind, sind bestenfalls farblose Verkörperungen der opportunistischen Ideenlosigkeit nach Heinz-Fischer-Art. Oder Schlimmeres.
Und nun also die Manager: Viele Politiker und Medien haben deren Bezüge ins Visier genommen. Wahlarithmetisch ist das kein Problem, die Manager sind viel zu wenige, um relevant zu sein. Hingegen hat fast jeder Politiker perfekt mit Neidgefühlen zu spielen gelernt. Erscheinen doch vielen Menschen Bezüge mit etlichen hunderttausenden oder gar Millionen Euro pro Jahr als maßlos übertrieben.
Interessanterweise werden die oft ähnlich hohen oder sogar höheren Bezüge von Sportlern oder Künstlern nie thematisiert. Daher würde SPÖ-Chef Faymann mit seinem Vorschlag, (nur) die Manager-Bezüge zu limitieren, eine massive Verfassungsverletzung auslösen. Die aber erst Jahre später offenkundig werden würde.
Was wir uns aber viel zu wenig bewusst machen: Wirklich gute Spitzenmanager sind durchaus eine international gesuchte Spezies. Jene Männer oder Frauen, die ihre Firmen mit der richtigen Mischung aus Vorsicht sowie Wachstumsstreben, aus Autorität sowie Expertise (und wohl auch dem Glück des Tüchtigen) durch die jüngste Krise gesteuert haben, sind oft mehr als ihr Geld wert. Und es ist ja kein Zufall, dass es in Deutschland wie Österreich primär die Banken unter politischem Einfluss waren, die in Schwierigkeiten gekommen sind (zuletzt insbesondere die diversen Landesbanken, einst aber auch Länderbank oder Bank Austria).
Natürlich kann ein Manager auch mit einem auf 500.000 Euro limitierten Jahresbezug gut leben. Freilich sind die meisten Spitzenkarrieren recht kurz. Wer mehr als zehn Jahre im Olymp der Spitzenverdiener weilt, ist eine rare Ausnahme.
Umso mehr werden Vorstände und Geschäftsführer jede Möglichkeit zum Verdienen nutzen. Und wenn das dann in Österreich nicht mehr möglich ist, dann gehen sie halt in die Schweiz oder nach Amerika. Und manches Mal gehen dann gleich die ganzen Firmen-Hauptquartiere mit. Es war zweifellos - auch - seine exorbitante Gage, die Andreas Treichl zum Verbleib bei der Erste Bank motiviert hatte, als er für die Leitung der Schweizer UBS im Gespräch war, eines der ganz großen internationalen Finanz-Players.
Das heißt nun nicht, dass die Höhe der Spitzengehälter sinnvoll ist. Jedoch sollte deren Behandlung nicht dem Populismus der Politiker überlassen bleiben, sondern den Eigentümern, also meist den Aktionären. Die Politik sollte lediglich die Möglichkeiten verbessern, dass die Exponenten der Aktionäre diesbezüglich mehr Rechte bekommen.
Vielfach haben kluge Firmen in den letzten Jahren ihre Vorstände auf ein sehr stark von den Aktienkursen geprägtes Bonus-System umgestellt. In absurder Verkennung der Realitäten haben Politiker und Medien dieses System in den letzten Monaten heftig attackiert. Natürlich wieder mit dem üblichen Neidargument, manche haben darüber hinaus in den Boni sogar die Hauptursache der Krise gesehen.
Ein Bonus-System hat aber den großen Vorteil, dass die Aktionäre dadurch den Vorstand genau an ihr eigenes Interesse, also an den Wert ihrer Aktien, binden können. Nur hat man da bei manchen Firmen den Sinn eines Bonus ganz missverstanden. Wenn zum Beispiel der Bonus darin besteht, Aktien zu einem vorfixierten Preis kaufen zu können, dann verleitet das zu riskantem Verhalten – falls die Bonus-Bezieher ihre Aktien gleich wieder verkaufen dürfen. In diesem Fall ist die Versuchung groß, mit Tricks die Kurse zum Stichtag kurzfristig in die Höhe zu reißen. Daher haben besonders kluge Firmen längst ihren Spitzenleuten ein längerfristiges Bonus-System verpasst, bei dem die als Bonus erhaltenen Aktien mehrere Jahre behalten werden müssen. Besonders vorsichtige Firmen erlauben den Vorständen sogar erst zwei Jahre nach dem Ausscheiden aus der Firma den Verkauf von Aktien.
Ein solches System hat im Vorjahr dazu geführt, dass manche Spitzenleute ein deutlich negatives Einkommen hatten: Der eher bescheidene Grundgehalt wurde von den Kursverlusten der mit Verkaufsverbot belegten Aktien weit übertroffen.
Natürlich gibt es auch noch andere tendenziell sinnvolle Messgrößen, wie Umsatz und Gewinn. Diese lassen sich aber viel leichter manipulieren als der Börsekurs Jahre nach dem Ausscheiden aus der Firma.