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Ein bürgerliches Trauerspiel zu Wien

Johannes Hahn hinterlässt einen Scherbenhaufen. Ein abtretender Politiker hat nämlich nur dann sein Haus gut bestellt, wenn die Nachfolge glatt über die Bühne geht. Das gelingt ihm aber in keiner seiner Funktionen.

Das zeigt sich in den letzten Stunden besonders in der Wiener Volkspartei. Hahn hat im Wiener Apparat (wobei "Apparat" schon viel zu groß klingt für diesen geschrumpften  Kleinverein) keine einzige Persönlichkeit großgezogen, die zu einer Nachfolge imstande wäre. Statt dessen zerfleischt sich die Wiener Volkspartei. Nun präsentiert sich schon der dritte Kandidat - Tage nachdem man glauben konnte, die üblichen Grabenkämpfe könnten diesmal rascher als sonst überwunden worden sein.

Wer von den beiden nun im Ring stehenden Kandidaten besser ist, ist extrem schwer zu beantworten. Für Harald Himmer spricht zumindest, dass er außerhalb der Politik Erfolg hatte - und dass er daher auch noch keinen politischen Fehler begehen konnte. Bei ihm weiß man wenigstens noch nicht so recht, wie er die Wiener Partei positionieren wird, was eine Resthoffnung schafft, dass er besser spürt als Hahn, wo die die vielen Bürgerlichen Wiens zu finden sind.

Christine Marek ist schon durch die Art ihrer publizistischen Präsentation politisch weitgehend verbrannt: Steht Sie doch als Kandidatin des großkoalitionären und Raiffeisen-geführten Flügels da, was sicher das falscheste Rezept für Wien ist. Überdies hat sie durch ihr zögerliches Verhalten in den letzten Takten nicht gerade Mut und Leadership gezeigt. Und inhaltlich hat sie sich primär als Sozial-Lizitiererin profiliert, während man bei Himmer auf die dringend benötigte Wirtschaftskompetenz hoffen kann. Und ihre wertorientierte Familienkompetenz zeigt sich erst seit wenigen Tagen.

Es wird jedenfalls noch lustig werden. Zum Zuschauen.

Wenig lustig wird es auch für den Nachfolger Hahns im Wissenschaftsministerium. Denn es ist eigentlich ein unglaublicher Skandal, wenn ein abgehender Minister die gesamte strategische Dispositions-Reserve nicht nur fürs nächste, sondern auch schon fürs übernächste Jahr vergibt. Noch dazu völlig sinnlos - nur um einigen linken Studenten das Signal zu schicken, dass sie den Staat locker in die Knie zwingen können. Der Nachfolger hat null finanziellen Spielraum - und steht auch politisch von vornherein ziemlich lächerlich da.

Ganz abgesehen davon, dass es eher unverständlich ist, warum die letzten verfügbaren Mittel nur für die Lehre und nicht für die Forschung ausgegeben werden. Dies ist vor allem deshalb absurd, da die Engpässe im Lehr-Bereich bei den überflüssigsten, aber von Zehntausend Studenten als Alternative zum AMS heimgesuchten Studienrichtungen bestehen: wie etwa bei Publizistik oder Politikwissenschaft.

Und wenn Hahn schon Geld in der Lade hatte: Warum hat er sich dann eigentlich ein paar Monate davor die Blamage mit der Kündigung des Cern-Vertrages eingehandelt, die er dann beschämt unter Druck der SPÖ zurücknehmen musste?

Und wenn nun offenbar die Bundespartei eingreifen will: Warum hat sie eigentlich der Agonie der letzten Jahre tatenlos zugesehen?

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