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Sensation, Sensation! Heinz Fischer wird wieder kandidieren. Und die anderen Parteien sind offenbar anhaltend verblüfft.
Ansonsten hält sich die Überraschung über Fischers Ankündigung ja in Grenzen. Hat doch der Bundespräsident die letzten fünf Jahre nichts anderes gezeigt als Vorsicht. Er wollte nur ja nirgends anzuecken, um nur ja wiedergewählt zu werden – und gab ansonsten seinen langjährigen Parteifreunden immer Feuerschutz. Wenn auch stets aus sicherer Deckung heraus, mit sehr bedächtig-abwägenden Formulierungen.
Mutige Worte oder gar Worte, die Fischer zu einem Staatsmann machen würden, gab es hingegen nicht zu hören. Damit kam er zwar dem oft sehr oberflächlichen Harmoniebedürfnis der Österreicher entgegen. Damit versäumte er freilich eine der wichtigsten Aufgaben des von allen parteipolitischen Rücksichten unabhängigen Staatsoberhaupts, nämlich über den Tellerrand von Parteigrenzen und Tagesaufregungen hinauszublicken, den Menschen hierzulande Heimat und Führung zu geben.
Nie fand er Worte der Kritik oder zumindest Sorge über die alljährlichen Budgetdefizite zu Lasten der nächsten Generation – nicht einmal in den Jahren der Hochkonjunktur, als es auch nach den Lehren linker Theoretiker eigentlich Überschüsse geben hätte müssen (nur nicht nach den Intentionen von Gewerkschaft und SPÖ). Aus seiner Warte hatte Fischer aber mit dieser Schweigsamkeit absolut Recht, die nächste Generation wird den Liebling aller Pensionisten ja sicher nicht mehr wählen.
Nie fand der Bundespräsident Worte der Sorge über den allzu raschen Zustrom von Ausländern nach Österreich, durch Missbrauch des Asyl- und Bleiberechts, durch Missbrauch der Familienzusammenführung, durch allzu großzügige Arbeitsgenehmigungen. Mit solchen Worten hätte man ja die nach den Pensionisten zweitwichtigste Stammklientel der SPÖ unter den Zuwanderern verärgert.
Nie äußerte sich Fischer zur Kinderfeindlichkeit in diesem Land, welche die wichtigste Zukunftsbasis Österreichs zertrümmert. Längst geben ja die meist egozentrierten Singles den Ton an.
Nie mahnte er die Gewerkschaften zum Maßhalten. Obwohl deren Politik mehr als alles andere die strukturelle Arbeitslosigkeit in Österreich vermehrt hat.
Mit all seinem gesammelten Schweigen steht Fischer in krassem Gegensatz beispielsweise zum deutschen Bundespräsidenten, der immer wieder versucht, dem Land Richtung zu geben.
Dennoch wird er mit großer Wahrscheinlichkeit wiedergewählt werden. Obwohl seine (Ex-?)Partei bei allen Umfragen und Wahlen so schlecht dasteht wie noch nie. Obwohl die nun beschworene angebliche Überparteilichkeit seiner Amtszeit ein schlechter Novemberscherz ist.
Aber die drei nicht-linken Parteien haben inzwischen schon fast alle Chancen zertrümmert, eine glaubwürdige Alternative aufzubauen. Zuerst die Groteske um den Onkel Pröll, der monatelang will, bis er dann doch nicht will. Dann das traurige Faktum eines Wirtschaftsbund-Chefs Leitl, der sich durch Anbiederung an Fischer wieder einmal als fünfte Kolonne der SPÖ betätigte. Und am Montag der Neffe Pröll, der Vorstöße des BZÖ, ob man nicht an einen gemeinsamen und unabhängigen bürgerlichen Kandidaten denken sollte, sofort mit der brüsken Formulierung „Anbiederungsversuche“ abschmetterte.
Die einzige vernehmbare Botschaft der ÖVP zur Präsidentenfrage lautet daher: „Wir wissen nicht, was wir wollen. Aber das ohne Wenn und Aber.“ Was nicht gerade von überzeugender Führungsstärke der nach Umfragen stärksten Partei des Landes spricht.
Hätte die ÖVP sich wenigstens irgendetwas Wichtiges eingetauscht für eine Unterstützung Fischers, dann ließe sich ja noch über diese Strategie diskutieren. Aber die Volkspartei wird ja – etwa bei Personalfragen – derzeit nur noch am roten Nasenring vorgeführt.
Gäbe es überhaupt Kandidaten? Nun, wenn niemand gefragt wird, wird man es nie wissen. Benita Ferrero-Waldner ließe sich vielleicht bitten – immerhin wurde sie vom SPÖ-Chef zuletzt in den höchsten Tönen gerühmt (als es in Sachen EU-Kommissar um eine Intrige gegen die ÖVP ging). Auch Franz Fiedler, der langjährige Rechnungshof-Chef und nunmehrige Antikorruptionskämpfer, wäre eine interessante Variante, wurde er trotz seiner ÖVP-Nähe doch schon von den beiden Rechtsparteien ins Spiel gebracht.
Aber die ÖVP hat sich entschlossen, vorerst einmal gar nichts zu tun. Was ja – scheinbar – das Einfachste ist.