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Unis: nicht ärgern, nicht wundern

Jetzt wissen wir es: Die Hörsaalbesetzer kämpfen gegen „strukturellen Rassismus an den Universitäten“. Sie kämpfen  für die „Verbesserung der Arbeitsbedingungen überall“ und „grundsätzliche gesellschaftliche Veränderungen“.

Die Mikrophone, die da anonymen „Kollektiven“ mit meist bundesdeutschem Akzent entgegengehalten werden, wissen nicht genau, ob sie sich vor Lachen krümmen sollten oder vor Empörung, welch abgedroschene Phrasen da wieder einmal eine sogenannte Studentenrevolution aus den Archiven hervorholt.

Und natürlich hat der Wiener Bürgermeister wieder einmal ein „hohes Maß an Verständnis“ für die Besetzer. Aber natürlich ohne auch nur einen Cent aus seinem Millionen-Budget zur Bestechung von willfährigen Zeitungen oder für Donauinselfeste zugunsten der angeblich so notleidenden Wiener Unis umzuleiten, oder zur Behebung der durch die Besetzung angerichteten Schäden.

Trotzdem sollte man das Ganze mit etlicher Gelassenheit sehen: Gehört für manche 20-Jährige doch der dumpfe Protest voller pseudowissenschaftlicher Phrasen ebenso zur Entwicklung wie für Kindergartenkinder das Trotzalter oder für viele 13-Jährige die erste verschämte Liebe.

Viel erfreulicher ist, dass sich relativ rasch relativ viele Studenten auf offene Distanz zu den kollektiven Rassismus-Bekämpfern begeben haben. Letztlich ist es ja immer die Verantwortung aller, wenn radikale Minderheiten allein den Ton angeben können.

Noch aus einem weiteren Grund ist Gelassenheit am Platz: Wer will es den Studenten verargen, wenn sie aggressive Forderungen stellen, sehen sie doch das gleiche Verhalten aus vielen anderen Ecken der Gesellschaft. Wenn es auch die anderen schaffen, ihre Forderungen etwas intelligenter und zivilisierter vorzutragen. Da gibt es etwa die Pensionistenpolitiker, die eine über die normale Inflationsrate hinausgehende Rentenerhöhung verlangen. Dort sind es die Gewerkschaften, die nicht hinnehmen wollen, dass das Bruttonationalprodukt, also der zu verteilende Kuchen, heuer um etliches kleiner ist, die sich vielmehr auch heuer ein noch größeres Stück herausbrechen wollen. Da fordert der SPÖ-Vorsitzende, dass der Sozialstaat ständig ausgebaut wird. Dort demonstrieren die Milchbauern für mehr Steuergelder, weil sie zu viel Milch produziert (oder wir zu wenig getrunken) haben. Da wollen die Kindergärtnerinnen akademischen Status und Bezahlung. Dort ruft der Tourismus nach Geld, weil weniger Gäste kommen.

Und allen ist egal, dass der Staat bis über beide Ohren verschuldet ist. Denn der Staat wagt immer seltener, auf diese Tatsache hinzuweisen (das wäre endlich eine echte Funktion für einen Bundespräsidenten, der dieses Amtes würdig ist).

Ist es da nicht eigentlich viel verlangt, wenn sich ausgerechnet die Studenten zurückhalten sollen? Denn sie haben ja die Reaktionen unserer schwachen Politiker gesehen: Ein bisserl was geht fast immer.

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