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Pensions-Träume 2

Bisweilen drängt es dazu, den eigenen Blog-Eintrag zu ergänzen. Das Pensionsthema hat sehr viel Anklang gefunden - und ist durch extrem spannende Vorschläge bereichert worden, sodass ich jedem das Studium der Kommentare nur empfehlen kann. Aber masochistisch möchte ich es mir hier noch einmal mit den Pensionisten - und gleich auch den Beamten anlegen.

Es war sehr auffällig, wie sehr sich ausgerechnet die Beamtengewerkschaft in den letzten Tagen für die Hacklerpensionen stark gemacht hat. Wie das? Hier geht es jetzt gar nicht um billige Scherzchen über das Verhältnis von Beamten und "Hackeln"; denn längst wissen wir, dass diese (sprachlich so hässliche) Wortschöpfung eine geniale PR-Erfindung ist, die jeden Kritiker der Hacklerpension als bösen Ausbeuter erscheinen lässt, der arme Bauarbeiter auch dann noch in die Künette treiben will, wenn die schon am Stock  gehen.

In Wahrheit kommt diese Regelung jedoch fast nur Schreibtisch-Tätern zugute. Und da überraschenderweise insbesondere den Beamten: Denn bei diesen dürfen die Männer schon nach 40 Beitragsjahren in Pension gehen. So wie alle Frauen, während aber sonst die Männer 45 Jahre brauchen. Ein völlig unbegründetes Privileg, dessen öffentliche Diskussion die Beamtengewerkschaft jedoch bisher immer erfolgreich unterdrücken konnte.

Das ist kein billiges Beamten-Bashing. Viele Beamte sind gut, fleißig und unverzichtbar. Aber solche versteckten Privilegien (wie viele gibt es sonst noch irgendwo?) ärgern einfach. Und man kann sie halt so herrlich leicht verstecken, weil sich nur Beamte in dem extrem komplizierten und kasuistischen Beamten-Dienstrecht auskennen. Und die haben kein sehr starkes Aufdecker-Interesse zum eigenen Nachteil.

Erziehung und Höflichkeit veranlassen dazu, alten Menschen respektvoll zu begegnen. Dennoch möchte ich hier einem der beliebtesten Argumente der Pensionisten respektvoll Fakten entgegenhalten. Viele von ihnen sehen es nämlich als zutiefst undankbar an, dass - scheinbar oder wirklich - ihre Verdienste in der Vergangenheit ignoriert werden. Dazu zählen sie insbesondere den Wiederaufbau und den Wohlstand, den sie den nachfolgenden Generationen hinterlassen haben. Deshalb meinen sie, dass man nicht so genau rechnen solle, dass sie ihre Pensionen versicherungsmathematisch nicht einmal zur Hälfte erwirtschaftet haben.

Nun, jene Leistungen sollen gewiss vor allem in Hinblick auf jene, die unmittelbar nach  dem Krieg gearbeitet wie gedarbt haben, nicht vergessen werden. Nur sollte man schon der Wahrheit die Ehre geben: Die Pensionisten haben dafür etliche unbezahlte Rechnungen hinterlassen: nämlich nicht nur die exorbitanten Pensionslasten und die progressive Kinderzeugungsverweigerung durch die jetzt langsam in die Pension hinübergleitende Babyboomer-Generation, sondern gleichzeitig auch eine in den letzten 40 Jahren steil gestiegene Staatsverschuldung, mit der man sich Wachstum und Wohlstand auf Pump erkauft hat. Ganz nach dem Rezept der 68er: Man muss nur imstande sein, Ansprüche zu definieren, deren Deckung ist dann nicht mehr unser Problem.

Freilich: Diese Anspruchsmentalität als zentrales Problem der Gesellschaft ist sicher nicht einzig bei Pensionisten zu diagnostizieren. Man denke nur an die Arbeitslosen - die ja für alle immer als Exempel einer Gruppe gelten, der immer noch mehr zu helfen ist. Aber mir hat bisher noch niemand erklären können, weshalb Norddeutsche bereit sind, Tiroler Tourismus-Jobs anzunehmen, ostösterreichische Arbeitslose jedoch nicht. Bis mir jemand eine andere Erklärung liefert, bleibe ich bei der Überzeugung, dass deren Not nicht so dramatisch  sein kann, wie gerne getan wird. Und dass in der Tat unser Sozialstaat dringend überholungsbedürftig - genauer: reduktionsbedürftig ist. Das verdichtet sich schon lange zur Tatsache:  Selbst wenn die SPÖ das Modell von Transferkonten blockiert, weil sie offenbar die Demaskierung ihres gesamten Wohlfahrtssystems fürchtet.

Wobei diese Wohlfahrtskonten, die alle sozialen Transfers auflisten, ja durchaus auch um die Veröffentlichung aller Subventionen an die Wirtschaft ergänzt werden sollten. Oder etwa auch um Konten, wie viele Millionen Ministerien und staats- (sowie insbesondere: gemeinde-)nahe Betriebe zur Bestechung von Zeitungen ausgeben. Oder wie viel PR- und ähnliche Agenturen aus Steuermitteln kassieren (die dann oft für dieses Geld in Wahrheit für Parteien arbeiten).

In der Slogansprache einstiger 1.-Mai-Demonstranten: Her mit der Transparenz. Und weg mit der Verschanzung hinter der Datenschutz genannten Geheimniskrämerei privilegierter Klassen.

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