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Flauten und deren Lösung

Bis 2030 soll in Österreich der Strom zu 100 Prozent bilanzmäßig aus grünen Energiesystemen kommen. Zweifel, dass das so sein wird, wurden schon mehrmals geäußert. Bis 2040 rechnet man mit einer Verdoppelung des Bedarfs der gegenwärtigen Stromerzeugung. Um die Energiewende zu schaffen, braucht es daher nicht nur neue Solar- und Windanlagen, sondern vor allem viel mehr Speicher.

Gegenwärtig werden 42,2 TWh aus Wasserkraft gewonnen. Hinzukommen sollen durch Neuausbau 5 TWh bis 2030. Bis 2040 müssen weitere 2,5 TWh des noch vorhandenen Potenzials ausgebaut werden. Daher soll Wasserkraft bis 2040 rund 50 TWh liefern.

2020 wurden mittels Photovoltaik 2 TWh erzeugt. Bis 2030 wird von einem Zubau von 11 TWh ausgegangen. Für die Deckung des Strombedarfs im Jahr 2040 muss nach 2030 zusätzlich ein weiterer Zubau von ca. 17 GW (17 TWh) erfolgen. Damit erreicht die gesamte installierte Leistung der Photovoltaik in Österreich im Jahr 2040 rund 30 GW, die 30 TWh erzeugen kann.

Im Jahr 2020 erzeugten Windkraftanlagen, mit einer Gesamtleistung von 3,2 GW, eine Strommenge von 7 TWh. Das EAG sieht bis 2030 einen Ausbau um 4 GW oder10 TWh vor. Bis 2040 sollen etwa 20 TWh (ca. 8 GW) zugebaut werden, was zu einer gesamten installierten Leistung in der Größenordnung von 15 GW, die 37 TWh produzieren würden, führt.

Aus biogenen Stoffen wurden 2020 ca. 2,8 TWh Strom in Anlagen mit einer Gesamtleistung von 0,5 GW erzeugt. Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sieht einen Ausbau von 1 TWh bis 2030 vor. Ein weiterer Zubau von 4 TWh ist bis 2040 vorgesehen. Somit wird erwartet, dass aus biogenen Stoffen 2040 eine Gesamtmenge von 7,8 TWh erzeugt werden wird.

Wasserstoff, der mit Strom aus erneuerbaren Energiesystemen erzeugt werden soll, ist für den Betrieb von Gaskraftwerken vorgesehen. Die Planung in diesem Bereich ist noch eher vage. Vorgesehen ist, dass 25 Prozent des Wasserstoffs in Österreich hergestellt und 75 Prozent importiert werden sollen. Die Kosten dafür, oder wie der Wasserstoff nach Österreich gelangen soll, sind noch völlig unbekannt.

Um sicherzustellen, dass die Stromversorgung auch zu Zeiten von Flauten gewährleistet ist, müssen zusätzlich Kraftwerke mit ebenso großer Gesamtleistung vorgehalten werden, um kurzfristig einspringen zu können, wenn der Wind nicht bläst und die Sonne nicht scheint. Diese kann über zusätzlichen Ausbau von Pumpspeicherwerken, Gaskraftwerken, Batterien, oder – Gott sei bei uns – Atomkraft, erfolgen.

Erforderlich ist der Ausbau von Kapazität, die der Produktion von Windkraft und Photovoltaik entspricht, also 30 TWh PV und 37 TWh für den Ersatz von Windkraft. Zusammen ergibt das 2040 die beträchtliche Menge von 67 TWh. Will man diese mit Pumpspeicher abdecken, wäre die fünffache Menge an Pumpspeichern der gegenwärtigen Kapazität erforderlich. Daraus ist ersichtlich, es muss ein anderer Weg gefunden werden.

In Deutschland soll dies durch Gaskraftwerke erfolgen, die mit Erdgas betrieben werden und später auf Wasserstoff umgestellt werden sollen. Allerdings gibt es bisher keine Gasturbinen, die über längere Betriebsperioden mit Wasserstoff betrieben wurden. Die von Siemens Energie entwickelte SGT-400 Turbine ist erst seit 2023 im Einsatz und wird mit Erdgas, dem 30 Prozent Wasserstoff beigemischt sind, betrieben. Prospekten zufolge soll sie auch ausschließlich mit Wasserstoff betrieben werden können.

Österreich will ebenfalls Gaskraftwerke, die ausschließlich mit Wasserstoff betrieben werden sollen, um Flauten zu überbrücken. Wien-Energie hat einen Versuch, mit einer Beimischung von 20 Prozent Wasserstoff zum Erdgas den Betrieb einer Gasturbine erfolgreich abgeschlossen. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis es verlässliche Turbinen geben wird, die nur mit Wasserstoff betrieben werden können.

Das Vorhalten einer Flotte von Gaskraftwerken, die nur bei Flauten zum Einsatz gelangen, ist ein teures Unterfangen.

Auch sollen nur 25 Prozent des in Österreich benötigten Wasserstoff mittels erneuerbarer Energie hierzulande erzeugt werden. 75 Prozent sollen importiert werden; von wo, ist nicht sichergestellt, ebenso wenig wie er transportiert werden sollte, auch sind die Kosten unbekannt.

Auch wird überlegt, den Ausfall von Strom durch Batteriespeicher abzudecken. Ein erstes Werk wurde in Arnoldstein in Kärnten errichtet. Es hat eine Kapazität von 20,6 MWh. Wollte man diesen Weg gehen, so wäre die absurde Zahl von 3,2 Millionen Speichern dieser Größe erforderlich, die hochgerechnet 49 Billionen kosten würden. Also kann man diesen Weg ausschließen.

Es bleibt daher nur ein Weg: das ist Kernkraft. Um den Ausfall von 67 TWh zu bedienen wären 7 Reaktoren mit 1400 MW Leistung nötig. Gegenwärtig ist diese Idee nur ein Gedankenexperiment, da ein fest verankertes Kernkraftverbot in unserer Verfassung besteht. Könnte man jedoch Reaktoren einsetzen, so käme nur ein Dauerbetrieb in Frage. In diesem Fall würde man eine bedeutend niedrigere Anzahl als 7 Reaktoren benötigen, denn der vorgesehene Ausbau von Windkraft und Fotovoltaik ab 2030, das sind 37 TWh, wären dann durch 5 Reaktoren gedeckt, von denen 3 für die Stromerzeugung und 2 als Back-up Verwendung finden würde. Die Zeit, die die Back-up-Reaktoren nicht als solche arbeiten müssten, könnte für die Erzeugung von Wasserstoff gebraucht werden; das ist das schwedische Modell und auch der Weg, den unsere Nachbarn beschreiten.

Andererseits ist kaum anzunehmen, dass alle erneuerbaren Stromerzeuger gleichzeitig ausfallen. Es wird vielmehr mit Tagen und Wochen zu rechnen sein, während denen Strom aus Back-up-Systemen gebraucht werden wird.

Trotzdem erscheint mir die Lösung der Dekarbonisierung mit dem Einsatz aller Systeme – auch Kernkraft – die einzige wirtschaftlich vernünftige zu sein.

Die Vorteile einer Lösung unserer Stromversorgung durch die Benützung aller möglichen Stromerzeugungssysteme sind:

  • reduzierter Ausbau der Netze
  • reduzierte verbaute Fläche
  • reduzierte Abhängigkeit von China
  • reduzierte Abfallprobleme (Rotoren können derzeit noch nicht der Wiederverarbeitung zugeführt werden)
  • Schutz unserer Umwelt
  • erheblich geringerer Kapitalbedarf

Leider ist die Meinung der Regierenden, zuvörderst der grünen Ideologen, dass Atomkraft verboten bleiben muss. Koste es, was es wolle. Und dieser Irrsinn wird auch von den Medien unterstützt. Viele unserer Nachbarn zweifeln an unserem Verstand. Die Hoffnung der grünen Träumer, dass die Welt unser Modell übernehmen wird, bleibt Gott sei Dank Wunschdenken.

PS: Die deutsche Lösung – ein schrecklicher Gedanke und Wirtschaftsminister Habecks Traum –, dass die Industrie sich dem Stromangebot anpasst, könnte mit einer weiteren Regierungsbeteiligung der Grünen durchaus auch in Österreich zur Sprache kommen. Damit wäre auch das Problem der Speicherung von Energie gelöst. Einen weiteren Kommentar erspare ich mir.

 

Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.

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