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Nach dem 7. Oktober hat das „Nie wieder“ bei uns wieder begonnen

Wenn Sie sich die Welt zwischen Marokko und Afghanistan anschauen, dann sind das in etwa 7.000 Kilometer Luftlinie. Und ziemlich in der Mitte dieses gedachten afroasiatischen Ausschnitts liegt das verschwindend kleine Israel. Ein Land mit der Größe von nur einem starken Viertel Österreichs. In seinen Nordsüdabmessungen 420 Kilometer lang und zwischen 20 und 116 Kilometer breit. Fahre ich nachhause auf die Pack und wieder zurück nach Graz, sind es gute 130 Kilometer. In der muslimisch-arabisch geprägten Region vom Atlantik bis eben weit nach Asien hinein lebten im Jahr 1948 rund 900.000 Juden. Heute sind es weniger als 9.000. Die Juden dort wurden also fast allesamt vertrieben.

In Israel mit heute knapp mehr als neun Millionen Menschen leben mittlerweile rund zwei Millionen arabische Israelis, die zu mehr als 80 Prozent Muslime sind. Mehr als eine Million Araber hat der jüdische Staat in den letzten Jahrzehnten aufgenommen. Israelische Araber, die in der IDF, den israelischen Verteidigungsstreitkräften dienen, die ganz selbstverständlich – zur großen Mehrheit – Bürgerinnen und Bürger der einzigen funktionierenden Demokratie im besprochenen Weltenteil sind. Die homosexuell sein können, ohne verfolgt zu werden, die gegen die Regierung demonstrieren können, ohne verfolgt zu werden, die ein freies Leben führen können.

Im Mai vorigen Jahres habe ich die »Antisemitismusstudie« der österreichischen Bundesregierung besprochen, die erschreckende Zahlen von antisemitischen Einstellungen unter Österreichs Bevölkerung mit muslimischem Migrationshintergrund offenbart hat. 54 Prozent wären demnach »latent antisemitisch« eingestellt, 36 Prozent von ihnen »manifest antisemitisch«.

Am 7. Oktober 2023 hat dann der furchtbare Angriff der palästinensischen »Hamas« stattgefunden, der mehr als 1.000 tote Israelis zur Folge hatte. 239 Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren wurden von dieser verbrecherischen Organisation als Geiseln genommen. Bis zum heutigen Tag sollen rund 50 von ihnen getötet worden sein und mehr als 100 werden noch irgendwo gefangen gehalten.

Dieser Angriff wurde durch die Bank verurteilt, und wohl kaum eine westliche Regierung hat Israel nicht auf Twitter oder mittels sonstiger Kanäle ihre »Solidarität« versichert und »Betroffenheit« ausgedrückt. Ja, seit diesem 7. Oktober ging ein Ruck durch die Welt. Geradezu ein Aufschrei. Um genau zu sein, erst ab dem 28. Oktober, denn da hat Israel mit dem aus meiner Sicht gerechtfertigtem Rückschlag begonnen, mit dem klar definierten Ziel, die Hamas als Organisation zu zerschlagen und unschädlich zu machen. Wie weit dieses Ziel erfüllbar ist, vermag ich am Schreibtisch nicht zu beurteilen. Nachvollziehen kann ich es jedenfalls.

Und was war das für ein Ruck! In Amerika, in Europa, in Australien, überall gingen bis zu hunderttausende Muslime auf die Straße, um gegen »Israel« zu demonstrieren. Die Bilder aus London, Mailand oder Paris dieser »Demonstrationen« waren beeindruckend. Vor allem machten sie mir Angst. Sie erschienen mir – insbesondere im Zusammenhang mit den bis heute allerorts stattfindenden, beinahe täglich stattfindenden antisemitischen Vorkommnissen – als ungeheure Machtdemonstration des Islam mitten in der westlichen Welt. Universitäten werden besetzt, Professoren wie Studenten, nur weil sie Juden sind, an der Teilnahme am Universitätsleben gehindert, Cafés und Lokale »von Juden« werden »boykottiert«, beschmiert und belagert. Bei den Parlamentswahlen in Frankreich wurde »die Demokratie gerettet«, indem mit offen antisemitischen Linksextremen ein Wahlsieg des »Rassemblement National« (Nationale Sammelbewegung) von Marine Le Pen »verhindert« werden konnte. Mit linksextremen Politikern, die öffentlich erklären, die »Sportler Israels wären bei den Spielen nicht willkommen«. Auf den Straßen von Paris kleben indes Plakate, die Israel als »Killerstaat« verunglimpfen. Und in Amerika sind es nur die Republikaner, die eindeutig an der Seite Israels stehen. Von den Demokraten hingegen gibt es zahlreiche geradezu beängstigende Untertöne.

Ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte in meiner mir eigenen Welt. Ich weiß nur eines, ich kann das linke Gewäsch vom »Nie wieder!« nie wieder hören. Das Gegenteil von »Nie wieder!« haben wir tagtäglich mitten unter uns. Und es wird uns zerstören, wenn wir dagegen nicht ankämpfen. Gemeinsam dagegen ankämpfen.

 

Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Hirschegg-Pack und Graz.

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