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Viel deutet darauf hin, dass Kamala Harris nächste Präsidentschaftskandidatin wird, da alles, was auf der amerikanischen Linken Rang und Namen hat, derzeit Joe Biden angesichts seiner zunehmenden Altersdefizite und schlechten Umfragewerte zum Verzicht auf eine solche Kandidatur zu bewegen versucht. Das hat zweifellos in der Perspektive der US-Regierungspartei etliche Logik, das führt aber die eigentliche demokratische Dimension des amerikanischen Vorwahlsystems ad absurdum, da seit den Primaries ja nichts wesentlich Neues passiert ist, das einen solchen Wechsel objektiv rechtfertigen würde. Denn Bidens Altersdefizite sind schon viel länger offenkundig. Das rückt die Person und Abstammung der derzeitigen Vizepräsidentin besonders ins Scheinwerferlicht rücken. Und zwar gleich in mehrfacher und auffallender Hinsicht (mit nachträglicher Ergänzung).
Denn Harris wäre zweifellos der weitaus am weitesten links stehende Präsident der Vereinigten Staaten, zumindest seit Jimmy Carter. Sie würde noch mehr als Biden einen Wahlkampf führen, der sich ganz auf ein angebliches Recht auf Abtreibung konzentriert.
Für sie spricht aus Sicht ihrer Partei vor allem, dass alle für das Duo Biden/Harris gespendeten Millionen (wobei der Spendenfluss in letzter Zeit dünn geworden ist) nur zu ihren Gunsten problemlos umgeleitet werden können. Hingegen müssten bei allen anderen Kandidaten wohl erst die Spender gefragt werden, ob sie mit einer Umleitung einverstanden wären.
Gegen Harris spricht zweifellos die Anrüchigkeit eines solchen Vorgehens. Es würde sofort in den USA die Vermutung kursieren lassen, dass Biden nur deshalb so lange von einer eigenen Kandidatur gesprochen hätte, damit in seinem Windschatten Harris ohne die Schrammen einer Primaries-Kampagne und mit seinem Spendenkonto ausgestattet auf den Stimmzettel segeln hat können.
Aber das alles wird wohl ohnedies die Medien in den nächsten Tagen des Langen und Breiten befassen. Berichten sie doch ohnedies über die Innenpolitik der USA doch fast mehr, breiter und engagierter als über die des eigenen Landes. Man könnte fast glauben, die österreichischen Medien würden den amerikanischen Wahlausgang bestimmen.
Viel mehr hingegen sollten wir uns damit befassen, dass Kamala Harris zur Hälfte indischer Abstammung ist, zur anderen jamaikanischer. Bei ihrer Wahl hätten die USA nicht nur erstmals ein weibliches Staatsoberhaupt, sondern auch erstmals einen Präsidenten, der keinen einzigen aus den USA stammenden Großelternteil hat (Barack Obama hatte das immerhin noch zur Hälfte). Das scheint die Globalisierung Amerikas abzurunden – das freilich im Grund fast zur Gänze von Immigranten abstammt. Allerdings waren das bisher immer europäische Immigranten.
Auf der anderen Seite zu diesem Globalisierungsakzent steht Donald Trump, der mehr denn je die nationale Identität der USA betont, der Amerika ohne Rücksicht auf den Rest der Welt "wieder groß machen" will.
Freilich, ein Aspekt ist erstaunlich: Auch Trump hat sich jetzt einen Vizepräsidenten mit starkem Indien-Bezug gesucht; stammt doch dessen Frau von dort. Das fällt auf.
Dazu einige erstaunliche Fakten:
Das sind die positiven Fakten, die Indien nach dem noch in den 80er Jahren so viel ökonomische Furcht einjagenden Japan, und nach dem heute durch seine militärische Aggressivität Furcht einjagenden China zum wichtigsten globalen Zukunftsfaktor machen. Indien ist eine hochinteressante und alles in allem deutlich positivere Perspektive, auch wenn es natürlich kritische Seiten gibt, etwa die bisweilen nachweisbare Diskriminierung von religiösen und anderen Minderheiten – aber dennoch ist dem Hinduismus zugute zu halten, dass er im Unterschied zum Islam in keiner Weise eine Eroberungsreligion ist.
Doch wie wird Indien hier zur Kenntnis genommen?
Was kann man aus dem schließen? Da gibt es nur zwei Möglichkeiten:
Nachträgliche Ergänzung: Knappe 20 Stunden nach Erscheinen dieses Textes hat Biden tatsächlich aufgegeben. Eine angebliche oder wirkliche Covid-Erkrankung hat ihm den besten Zeitpunkt dafür geliefert. Nun gilt alles doppelt, was über Harris zu sagen ist. Denn es ist so gut wie sicher, dass sie jetzt die Kandidatin wird. Aber auch sie dürfte keine sonderlichen Chancen gegen Trump haben, auch wenn Wähler der äußersten Linken und aus der Gruppe der Schwarzafrikaner ihr jetzt vermehrt zuströmen werden. In der Mitte wird sie eher verlieren, auch wenn die die Unterstützung Joe Bidens hat.