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Fußball-EM: Wer mit den Wölfen heult

Es ist zumindest bisher sportlich eine der besten, spannendsten, an dramatischen Wendungen reichste Fußball-Europameisterschaften, die ich je erlebt habe. Und dazu noch eine, in die auch Rot-weiß-rot ganz schön viel Würze gestreut hat, am bitteren Ende auch mit salzigen Tränen. Statt des euphorischen Fendrichschen "I am from Austria" regiert inzwischen ja leider die Webberische Abwandlung: "Don´t cry for me Austria!" 

Ganz so, wie es sich für Helden gehört, denen Fortuna die kalte Schulter gezeigt hat, während mittlerweile Göttin Justitia samt Erinnyen (Rache-Engelchen) einer offenbar alles andere denn Gott zum Gruße dienenden Geste des türkischen Doppelpack-Schützen Demiral wegen nicht nur in Zornes-Röte à la Nancy Faeser nach Vergeltung ruft.  Mit den Wölfen heulen, das wär´ ja noch schöner! Und das ausgerechnet jetzt, da unser aller Ralf, der siegreiche Verlierer, öffentlich wie veröffentlicht zu besonderer Wachsamkeit am rechten Aug aufgerufen hat. 

Uns vom Schicksal geprügelte Hunden wird´s nicht mehr helfen, es sei denn, die Uefa folgt der Aufforderung der Bild-Zeitung, den vom Schweizer Weit-BLICK auf die Österreicher gemünzten Geh-Heim-Tipp auf die Türken anzuwenden, das 2:1 für den Halbmond mit einem aus politischer Gutmenschen-Perspektive mehr als gerechten Richterspruch in ein vollmundiges 3:0 für Österreich zu verwandeln. In diesem Sinne würde ich in stolzgeschwellter boulevardesker rot-weiß-roter Brust schlagzeilen: "Wir sind BILD!" 

Die eher unwahrscheinliche Hypothese "Türkiye raus, Ösis rein" hätte allerdings einen höchsten pikanten Anstrich, sofern die verhinderten Helden wie ehedem die dann sogar siegreichen Dänen (1992) aus den Ferien geholt werden könnten. Warum? Weil das politisch gew(t)arnte Austria in der Neuauflage des Duells mit Oranje gegen die Truppe eines Landes spielen müsste, in dem eine gerade erst von König Willem Alexander angelobte Rechtsruck-Regierung im Amt ist. Nicht ganz nach dem Geschmack unseres Teamchefs und seiner Kommilitonen. Na, da sollen dann lieber die Türken ran, deren Rechtsaußen (darf das noch so genannt werden?) von Ösi-Fans mit Papierbechern bombardiert wurde, aber wenigstens von keiner Münze wie unser Sabi mit neuem Hair-Flair . . .    

Genug der Hetz, die womöglich noch als Hetze im Netze betrachtet wird in Zeiten wie diesen, in denen man sowieso schon jedes halbe Wort zweimal wiegen muss, damit es einem nicht im Munde umgedreht wird. Inzwischen sind wir im Goldenen Westen schon so weit wie einst hinter dem Eisernen Vorhang in den Sowjet-Satellitenstaaten, weil das freie Wort mittlerweile nur so lange frei ist, solange es einer Nomenklatur in ihren Kram passt. 

Ich finde es höchst bedenklich, dass der Sport immer öfter dazu missbraucht wird, dass er auch die Welt- und Europa-Sportgesellschaft in Gute, die folgen, und Böse, die nicht willens sind, sich ihrem Diktat zu beugen, trennen will. Und all das geschieht ja nicht im Kleinformat auf lokaler Ebene, wo Sport auch Andersdenkende verbindet, sondern im Großen und in den größten Foren, Arenen und via TV-Networks bei Europameisterschaften und demnächst bei den Olympischen Spielen, in denen dieses einseitige politische Spielchen wenn möglich mit Mücken, aus denen im Zweifelfalle auch Elefanten oder gar Mammuts gebastelt werden, so hoch wie nur möglich gespielt wird. Nestroy schau oba, solange die Welt noch steht . . .

 

Josef Metzger war langjähriger Sport- und Chronik-Chef in der "Presse".

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