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Südafrika: Ein Land treibt seit 30 Jahren bergab

Die dramatische Wahlniederlage des ANC in Südafrika ist viel mehr als bloß die übliche Machtverschiebung, die demokratische Wahlen nun einmal mit sich bringen und auch bringen sollen. In Südafrika hat vielmehr das dramatische Scheitern des einstigen Vorzeigelandes eines ganzen Kontinents auf breiter Linie einen Kulminationspunkt erreicht. Und es droht ein neuer Weltkrisenherd mit millionenfacher Massenflucht zu entstehen. Beides wird aber aus politischer Korrektheit weitgehend verschwiegen und verdrängt.

Denn die Entwicklung zeichnet sich klar ab, die bis zum Exodus oder zur Vertreibung von 4,7 Millionen Menschen aus Südafrika führen kann, deren Vorfahren dort mehrheitlich seit Jahrhunderten gelebt haben. Diese Menschen haben zwei Fehler: Sie sind wirtschaftlich meist erfolgreich. Und sie haben eine weiße Hautfarbe. Beides zusammen ist zu viel. Daher droht ihnen das gleiche Schicksal, das die Weißen in den meisten anderen Ländern Afrikas schon ereilt hat.

Letztes Beispiel war Zimbabwe. Dort sind die weißen Siedler vom Langzeitdiktator Mugabe enteignet worden. Damit ist das wirtschaftliche Rückgrat der einstigen Kornkammer Afrikas gebrochen worden. Das einst wohlhabende Land ist in die Verarmung getrieben worden, sodass nicht nur die Weißen, sondern auch hunderttausende Schwarze vor der Not geflohen sind – vor allem nach Südafrika. Wo sie wiederum auf massive Ausländerfeindlichkeit gestoßen sind. Nur wird über all das aus Political Correctness in europäischen Medien nicht berichtet. Denn gemäß dem Mainstream-Denken und der sich wie die Pest an vielen linken Unis verbreitenden postkolonialen Ideologie waren die Weißen immer ein Unglück für die Welt und die Machtübernahme durch die Schwarzen immer ein Segen.

Dabei hatte der ehemalige Freiheitskämpfer Robert Mugabe am Beginn seiner Herrschaft in Zimbabwe keineswegs die Vertreibung der Weißen geplant gehabt, ebensowenig wie Nelson Mandela in Südafrika. Aber letztlich wurde der Druck der radikalen Schwarzen, darunter auch vieler früherer Kämpfer, auf Mugabe zu stark. Sie hatten nämlich erwartet, dass nach Ende der weißen Herrschaft Milch und Honig fließen würden, dass sie sehr bald ohne Anstrengung so wohlhabend sein würden, wie ihnen die Weißen zu sein schienen.

Als das nicht eintrat, war die Enteignung der Weißen der nächste Schritt. In zu vielen Schwarzen war die Illusion dominierend, dass nun die Umverteilung den ersehnten Wohlstand schaffen wird. Außerdem waren sie überzeugt, dass die Weißen ihnen das Land gestohlen hätten (obwohl die großen Farmen der Weißen vielfach auf einst ungenutztem Land aufgebaut worden waren). Tatsache ist jedenfalls, dass die Enteignung der Weißen und die Auswanderung vieler von ihnen aus Zimbabwe zum wirtschaftlichen Absturz des Landes geführt haben.

In Südafrika scheint die Entwicklung in haargenau die gleiche Richtung zu gehen. Der Druck der frustrierten Schwarzen wächst. Einziger Unterschied: Südafrika ist im Unterschied zu Zimbabwe nicht nur landwirtschaftlich orientiert, sondern hat sich auch in anderen wirtschaftlichen Branchen einst gut entwickelt.

Für die Gefahr, dass Südafrika den gleichen Weg geht, steht vor allem der Aufstieg einer Partei namens "Economic Freedom Fighter" in den letzten Jahren. Diese "wirtschaftlichen Freiheitskämpfer" verlangen exakt das, was in Zimbabwe zur wirtschaftlichen Katastrophe geführt hat: Enteignungen der Weißen und Verstaatlichung. Genau das, was sie als wirtschaftliche Freiheit verstehen, führt aber mit Sicherheit in die Verarmung, wie es die Anwendung kommunistischer Rezepte noch in jedem Land der Welt bewiesen hat. Nur wird diese unvermeidliche Verarmung in Afrika durch den schwarzen Rassismus noch verschärft, der sich als Reaktion auf früheren weißen Rassismus versteht.

In Südafrika haben nun die Wahlen eine Entwicklung in genau die gleiche Richtung beschleunigt. Der ANC, der von einst 70 über zuletzt 57 Prozent nun auf 40 Prozent Wählerunterstützung abgestürzt ist, muss sich jetzt erstmals einen Koalitionspartner suchen. Dafür hat er drei Möglichkeiten.

Es ist durchaus wahrscheinlich, dass es am Ende diese "Freedom Fighter" sein werden, die ja im Grund nur eine radikale Abspaltung aus dem ANC sind. Die anderen beiden Möglichkeiten sind eher unwahrscheinlich: Die eine wäre die wirtschaftsliberale Demokratische Allianz – aber das ist die Partei der Weißen, also für den ANC schwer verdaulich. Die dritte Möglichkeit ist die Partei des ehemaligen Staatspräsidenten Zuma, der einst aus dem ANC gekommen war, der trotz der Verurteilung zu 15 Jahren Gefängnis wegen schwerer Korruption bei den Wahlen recht erfolgreich auf dem dritten Platz hinter ANC und DA gelandet ist (oder vielleicht sogar gerade wegen dieser Verurteilung – so wie manche US-Analysen meinen, dass die Prozessflut Donald Trump helfen würde …). Aber auch Zuma ist zusätzlich zu seinen persönlichen Problemen mit ganz ähnlicher Rhetorik unterwegs wie die EFF.

Wer auch immer Koalitionspartner werden wird: Der Trend ist klar. Die schwarze Bevölkerung ist unzufrieden mit der erschütternden Bilanz von 30 Jahren schwarzer Herrschaft. Immer mehr wollen aber diese Bilanz durch eine Kombination von Kommunismus und schwarzem Rassismus noch mehr ins Negative drehen. Sie wollen die Weißen enteignen und auch vertreiben.

Selbst wenn es vorerst nicht dazu kommen sollte, ist die wachsende Sorge vor dieser Entwicklung schon selbst wirksam: Niemand wird mehr in dem Land investieren, in dem die beiden neuen schwarzen Parteien, die dem ANC eine Niederlage bereitet haben, offenbar bis auf Wladimir Putin jeden Weißen hassen, wie es der "Economist" vor den Wahlen pointiert geschrieben hat. Und alle Südafrikaner, die etwas besitzen, werden versuchen, ihr Geld auf ausländischen Konten zu verstecken. Was beides die Talfahrt des Landes naturgermäß noch mehr beschleunigen wird.

Ein paar Schlaglichter auf die bisherige Bilanz zeigt aber, dass der ANC auch ohne solche radikale Partner bereits genug Mist gebaut hat:

  1. In diesen 30 Jahren nach der Apartheid ist die Arbeitslosigkeit alljährlich um rund einen halben Prozentpunkt gestiegen.
  2. Sie beträgt heute 33 Prozent und gilt als die höchste in der Welt.
  3. Das Einkommen pro Kopf ist niedriger als vor 15 Jahren.
  4. Allein in den letzten beiden Jahren sind fast hundert Menschen bei politischen Attentaten ums Leben gekommen, wobei oft die Gier nach einträglichen politischen Mandaten das Hauptmotiv war.
  5. Der Druck auf Unternehmen ist immer stärker geworden, das Eigentum zumindest mehrheitlich in schwarze Hände zu geben.
  6. Die privaten Investitionen haben sich in eineinhalb Jahrzehnten gedrittelt.
  7. Nach Analyse der Weltbank hat die hohe Kriminalitätsrate das BIP, also die nationale Wirtschaftsleistung, um zehn Prozent reduziert.
  8. Schon die bisherige Regierung hat sich außenpolitisch sehr an China und Russland orientiert, was viele Analysten auch auf direkte Bestechung führender Politiker zurückführen.
  9. Das hat dazu geführt, dass in den USA schon überlegt worden ist, Südafrika den zollfreien Zugang für seine Exporte nach Amerika zu entziehen.
  10. Jedenfalls hat Südafrika bei der internationalen Agitation gegen Israel eine führende Rolle übernommen.
  11. Ein neues Gesetz hat bereits wenige Wochen vor der Wahl Landenteignungen "im nationalen Interesse" ohne Entschädigungen ermöglicht, die nun auch durchgeführt werden dürften.
  12. Private Gesundheitsversicherungen wurden wenige Tage vor der Wahl stark eingeschränkt.

Kurz: Das alles ist ein perfektes Rezept, ein Land in die Katastrophe zu treiben. Dieser wird es angesichts des Wahlergebnisses nun wohl nicht mehr entgehen können – auch wenn die letzten 30 Jahre weltweit als Ideal hingestellt werden. Die Schwarz-Weiß-Sicht auf Weiß und Schwarz bringt halt oft eine grobe Verzerrung.

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