Für unsere Grünen zum Nachdenken: Ein Brief an Frau Gewessler

Es wird behauptet, dass der grüne Wandel nicht nur für den Schutz unserer Umwelt wichtig ist, sondern auch für den Schutz unserer Wirtschaft. Auch sei es wirtschaftlich nicht sinnvoll, in Energiequellen zu investieren, die immer mehr an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Grüne Energien seien kostengünstig und in unendlichen Mengen gewinnbar. Das sind einige Behauptungen, die man sich näher ansehen sollte.

Sorgt der grüne Wandel für den Schutz unserer Umwelt? In dieser Hinsicht sollte man den Verbrauch an Land und die Schäden, die bei der Gewinnung von Rohstoffen, die in der Energiewende eingesetzt werden, betrachten.

Dazu sei auf eine Schweizer Studie verwiesen, die spezifische Kennziffern des größten Solarparkprojekts Gondosolar, im Wallis in der Schweiz, nennt. Verglichen werden diese mit jenen eines Kernkraftwerks mit einer installierten Leistung von 1300 MW. Die Studie geht davon aus, dass die erwartete Lebenszeit für PV-Paneele 30 Jahre und für Kernkraft 60 Jahre beträgt. Dabei ist die Produktionsphase für eine PV-Anlage sehr optimistisch, während jene eines Kernkraftwerks als sehr konservativ eingeschätzt werden kann.

Die Studie errechnete einen Flächenverbrauch von 69 Millionen Quadratmeter für Solarkraftwerke, die gleichviel Strom produzieren wie ein Kernkraftwerk, das nur einer Million Quadratmeter Fläche bedarf.

Ausgeklammert wird bei den grünen Fanatikern der Bergbau, der die Ressourcen für die Energiewende bereitstellt. Besonders die Gewinnung von Seltenen Erden (SEE), die gegenwärtig hauptsächlich in Bayan Obo (China) abgebaut und raffiniert werden und erforderlich für die Generatoren in Wind Kraftwerken sind, sei hier kurz betrachtet.

Bei der Produktion einer einzigen Tonne SEE fallen 8,5 kg Fluor und 13 kg Staub an. Beim Aufschluss mit Schwefelsäure und der Kalzinierung entstehen bis zu 12.000 m3 an toxischen Abgasen, die Staub, Flusssäure, Schwefelsäure und Schwefeldioxid enthalten sowie rund 75 m³ an sauren Abwässern und rund 1 t an radioaktiven Schlämmen. Zusätzlich fallen 2.000 t Aufbereitungsrückstände an. Nicht nur verursacht die Staubbelastung Umweltschäden, auch sind sie wegen der enthaltenen giftigen Elemente sehr schädlich für die Bevölkerung.

Überlegt man, dass in einer Windmühle zwischen 170 bis 1000 kg Neodym stecken, so kommt man zu gewaltigen Zahlen, die die Umwelt belasten. Aber das ist ja nicht in Österreich, berührt uns nicht und wird deshalb auch nicht in den Medien diskutiert.

Eine in EIKE publizierte Studie von Donn Dears führt folgende Tatsachen an: Kernkraftwerke laufen 80 Jahre, daher müssen Wind- und Solaranlagen dreimal gebaut und dann ersetzt werden, während das Kernkraftwerk nur einmal gebaut wird.

Die Mengen an kritischen Materialien, die über die Lebensdauer verschiedener Systeme in kg/MWh verbraucht werden sind:

  • Onshore-Wind 105.200 kg/MWh
  • PV-Solar            108.800 kg/MWh
  • Kernkraft               5.700 kg/MWh

Daraus ist ersichtlich, dass Wind- und Solarkraftwerke etwa 19-mal mehr kritische Materialien benötigen als Kernkraft. Das hat Folgen. Der Abbau, die Verarbeitung und der Transport kritischer Materialien wirken sich nachteilig auf die Umwelt aus. Die meisten dieser Materialien werden in Entwicklungsländern abgebaut, wo die Umweltschäden viel schlimmer sind, weil sie weniger Umweltvorschriften haben als Industrieländer.

Aus der Gondosolarstudie kann man ableiten, dass die Investitions- und Kapitalkosten 108 Franken je MWh für Solarstrom betragen, während nur 17 Franken je MWh für Atomstrom anfallen würden. 

Also weder der Flächenverbrauch noch die bergbaulichen Belastungen sprechen für den "grünen Wandel", und die Kosten für grünen Strom sind keine Empfehlung in grüne Aktien zu investieren. Und doch fließt beträchtliches privates Kapital in grüne Technologien. Doch auch Umweltfanatiker werden überlegen, nicht doch lieber in Kernenergie zu investieren. Das ist auch die Ursache, warum Frau Gewessler gegen die EU-Taxonomie-Verordnung, die Kernkraft als klimaschonend einstuft, gerichtlich vorgeht. Es wird nämlich befürchtet, dass damit beträchtliches Kapital für die Energiewende in "falsche" Kanäle abwandert. Es ist in der Tat so, dass viele Anleger in Bergbauaktien, vor allem Uranbergbauaktien, ihr Geld anlegen. Genannt seien hier die kanadische Bergbaukonzerne CAMECO und Energy Fuels, deren Aktien in den letzten zweieinhalb Jahren 400 Prozent stiegen. Solche Entwicklungen kann man bei keiner der vielgepriesenen grünen Zukunftsaktien feststellen.

Aus dem gigantischen Landverbrauch für Solarkraftwerke aber auch für Windkraftanlagen mit deren praktisch versiegelten Zufahrtsstraßen, ist der Schutz der Umwelt nicht ersichtlich. Auch ist die Wettbewerbsfähigkeit zu hinterfragen, vor allem im Hinblick auf die Pläne vieler Staaten in Europa, aber vor allem in Asien, die in großem Stil nicht nur in erneuerbare Energien und Kohle- sondern auch in Kernkraftwerke investieren. Doch wer nicht die von Ideologen propagierten Photovoltaik- und Windkraftwerke stützt, ist irregeleitet – im Sinne von Frau Kromp-Kolb – und trägt zur menschengemachten Klima-Katastrophe bei.

Die Zukunft gehört Wasserstoff, Wind- und Solarkraft. Diese Meinung, die wir vor allem afrikanischen Staaten schmackhaft machen wollen, wird nicht geteilt von den bevölkerungsreichsten Staaten China und Indien. Immerhin gibt es die Erkenntnis, wenn andere nicht ebenfalls handeln, ist die Energiewende zum Scheitern verurteilt. Erstaunlich!

Ganz wesentlich ist aber die Erkenntnis von Simon Micheaux, Associate Professor at Geological Survey of Finnland, in seinem Bericht "Assessment of the Extra Capacity Required of Alternative Energy Electrical Power Systems to Completely Replace Fossil Fuels":

"In conclusion, this report suggests that replacing the existing fossil fuel powered system (oil, gas, and coal), using renewable technologies, such as solar panels or wind turbines, will not be possible for the entire global human population. There is simply just not enough time, nor resources to do this by the current target set by the World’s most influential nations. (…) Inevitably, this leads to the conclusion that the existing renewable energy sectors and the EV-technology systems are merely steppingstones to something else, rather than the final solution. It is recommended that some thought be given to this and what that something else might be."

Laut dieser Untersuchung haben wir nicht ansatzweise genügend Metalle auf dem Planeten, um eine allumfassende Energiewende zu realisieren (Andreas Starchel). So kann sich die Menschheit den Kopf zerbrechen was dieses "something else" sein könnte.

Die fanatische Absicht, Strom weltweit nur mittels Windmühlen und Photovoltaikanlagen herzstellen, ist nicht realisierbar. Man sollte die Milliarden, die für die grüne Energiewende aufgewendet werden, besser in die Forschung neuer Kernreaktoren und dem "something else" umleiten.

Bemerkenswert ist der Standpunkt von 20 Staaten auf der UN-Klimakonferenz COP 28: Um die Klimaziele einzuhalten, ist Atomkraft nach Auffassung mehrerer Länder unerlässlich. Eine Gruppe um Frankreich und die Vereinigten Staaten fordert die Weltgemeinschaft auf, wieder massiv in Atomenergie zu investieren. Andere Länder seien aufgerufen, sich dem Vorhaben anzuschließen; Geldgeber sollten in den Ausbau von Atomkraft investieren.

Obwohl Simon Micheaux, der Kernkraft nur einen moderaten Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels/Energiewende zuordnet, ist es vielleicht doch das "something else", das gesucht wird.

Kernkraftwerke würden der Umwelt wesentlich weniger Schaden zufügen als die Nutzung von Wind- und PV-Solarenergie. Abgesehen davon beschert uns die grüne Energiewende die fast höchsten Stromkosten weltweit. Deutschland ist das beste Beispiel wie falsche Energiepolitik den Niedergang der Industrie beflügelt.

Aus diesen Erkenntnissen sollte man auch den Plan Österreichs, bis spätestens 2040 klimaneutral sein zu wollen, überdenken. Eher realistisch sind die Absichten Chinas, bis 2060 klimaneutral zu sein und bis spätestens 2030 den Höchststand an CO2-Emissionen zu erreichen.

 

Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.

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