Universitätinnen – Rang 124 bis 1000

Der nächste Absatz dieses Beitrages ist eine Zumutung. Obwohl er "politisch korrekt" ist und in gewisser Weise auch inhaltlich nicht wirklich falsch. Der Hörer- und Seherschaft des ORF werden solche Schwurbelkonstruktionen sogar vertraut vorkommen: Im kommenden Herbst findet ein Symposion der Studentenvertreter und Studentenvertreterinnen und der Studentenvertreter-Vertreter und Studentenvertreter-Vertreterinnen und der Studentinnenvertreterinnen-Vertreter und Studentinnenvertreterinnen-Vertreterinnen statt.

Sprachwissenschaftlich korrekt: Im kommenden Herbst findet ein Symposion der Studentenvertreter statt.

Österreich hat zwar einen Mangel an Arbeitskräften, "Student*Innen" hat es aber genug. Denn von der EU gezwungen wurde Österreich auch zur Eselsbank für "Student*Innen", die in Deutschland für ein Studium entweder zu wenig Begabung oder zu wenig Fleiß oder von beiden gar nichts mitbringen.

Sie bedanken sich dafür als Vorreiter*Innen bei der Tyrannisierung der Österreicher*Innen als Klimakleber*Innen. Sie zeigen den doofen "Ösis*Innen", wo’s langgeht, wie sie sagen.

Diese Billig-Intellektuell*Innen kehren dann mit akademischen Titeln heim, die sie mit ihren Talenten und Eigenschaften dort nie hätten erwerben können. Womit die untergeordneten Plätze verständlich werden, die Österreichs Universitätinnen heute einnehmen.

Von diesen hat Österreich allerdings genügend: Das flächenkleine und bevölkerungsarme Österreich zählt im Weltmaßstab zu den Staaten mit der höchsten Dichte an Hohen Schulen. Nicht weniger als 80 drängen sich auf den engen Räumen unserer Alpenlandschaft, technische und künstlerische Ausbildungsstätten gar nicht mitgerechnet.

Wir haben ja auch eine entsprechende Tradition. Universitäten haben ihre Vorbilder in der griechischen Antike, etwa in der Akademie des Aristoteles, und Ende des ersten Jahrtausends im arabischen Raum. In Europa entstanden die ersten vergleichbaren Institutionen im 13. Jahrhundert in Bologna und Paris.

Wien folgte 1365. Die ehrwürdige Alma Mater Rudolfina hatte noch Anfang des vergangenen Jahrhunderts Weltruf. Die Wiener Medizinische Schule gilt heute noch als wissenschaftliche Großtat, und die damaligen Wiener Nationalökonomen zählten global zu den Besten ihres Fachs. Wir durften uns als Kulturvolk fühlen.

Eine Meldung der Londoner "Times" im vergangenen Sommer holte uns auf den Boden der Gegenwart.

Nach ihrer wissenschaftlichen Qualität rangiert Wien aktuell als höchst gereihte Universität Österreichs auf Platz 124. In Worten: Einhundertvierundzwanzig.

Unter den ersten 123 gibt es amerikanische und europäische und asiatische und afrikanische Universitäten.

Die ebenfalls ehrwürdige Paris-Lodron-Universität in Salzburg, nach der Gründung 1622 die führende Benediktineruniversität Süddeutschlands, fiel heuer in die Gruppe 801 bis 1000 zurück. Vielleicht steht die Mozartstadt bald vierstellig im Bereich 1000 plus, knapp vor oder direkt hinter Pinguinistan.

Dazu ein Sittenbild: Bei der Vorstellung eines wissenschaftlichen Buches bat die vorsitzende Hofrätin die beiden "Autorinnen" auf die Bühne – zwei im Salzburger Universitätsleben engstens integrierte Männer.

In Wien beklagte sich eine Studentin, dass sie von einer Dozentin gemobbt wurde, weil sie nicht gendern wollte. Manche Dozenten sprechen aus Bequemlichkeit überhaupt nur noch in weiblicher Form. Vorlesungsinhalte werden zweitrangig.

Natürlich zeichnet für die österreichische Misere ein ganzes Paket an Ursachen verantwortlich. Das Geld mag dazugehören, allerdings nicht an erster Stelle.

Die Cancel un-culture, also der Terror linker Kleingruppen zur Verhinderung nicht-linker Vorlesungen und Unterdrückung gleichartiger Publikationen, hat hierzulande auch schon zugeschlagen.

Organisatorische Mängel haben zum Niedergang beigetragen, und Politik und Medien können ihren Anteil nicht leugnen.

Ein wesentlicher Beitrag ist der heimische Generalinnenangriff auf die in Jahrtausenden gewachsene Sprach- und Kulturgeschichte.

Statt sich mit chemischen Formeln oder ökonomischen Zusammenhängen abzumühen, müssen die österreichischen "Studierenden" vor allem Gender-Vorlesungen belegen und ein "Wissen" erwerben, das man bereits 50 Zentimeter außerhalb unserer Staatsgrenzen nirgends braucht. Innerhalb unserer Staatsgrenzen übrigens auch nicht.

In der übrigen Welt werden Physik und digitale Sprachen gelehrt, an den österreichischen Unversitätinnen geht es um die Aneignung einer unwissenschaftlichen Kunstsprache, wofür sogar Lehrstühl*Innen eingerichtet wurden.

Vergeblich warnte die "Neue Zürcher Zeitung" am 10. April 2019: "Sprachen wandeln sich immer – aber nie in Richtung Unfug." Die gendergerechte Sprache sei nichts anderes als eine fehlmotivierte Umbenennung von bestimmten Bezeichnungen und bringe außer einer Menge stilistischer und ästhetischer Entgleisungen nichts Positives und schon gar nichts Fortschrittliches hervor.

Das "Bläh-Deutsch" (so der linke deutsche "Spiegel") wird zur Pflicht. Die "Studierenden" (Ausweichsprache für "Studenten") müssen politisch korrekt bis ins letzte Detail gendern, damit ihre Arbeiten nicht einer schwachsinnigen Benotung zum Opfer fallen. Der Inhalt zählt erst im vernachlässigbaren Bereich, und dementsprechend befinden sich genau dort unsere Universitätinnen.

Wer sich mit der Kugelschreiberin an die Schreibtischin setzt und an der Dissertationin arbeitet, hat schon die halbe Miete für den Doktortitel geleistet. Daher fallen im internationalen Vergleich bei uns nicht die Student*Innen durch, sondern die Universitätinnen.

Denn wenn Dissertationinnen weiblicher und männlicher Österreicherinnen (ORF) trotzdem auf den Schreibtischen ausländischer Wissenschafter landen, so hören diese spätestens zu lesen auf, wenn ihnen in dieser degenerierten Abart von Deutsch schon auf der ersten Seite Studentinnenvertreterinnen-Vertreterinnen oder feminin-diplomierte astrophysikal-helioatomare Autotherapeutinnen entgegenspringen. Wobei das Alphabet, nebenbei bemerkt, für Genderfaschist*innen sowieso ein intellektuell unüberwindliches Hindernis darstellt.

Im Gegensatz zu Grimms Märchen fallen in der globalen Wirtschafts- und Berufswelt 2023 aber keine Gender-Stern-Taler vom Himmel.

Im mittlerweile aus Plastik bestehenden "elfenbeinernen Turm" der Universitätinnen ist die Lehr- und Lernfreiheit nur noch eine Notlüge für Forderungen an das Staatsbudget. Aus Lehrinhalten wurden Leerinhalte.

Dass Quoten-Lehrstuhlbesetzungen Bewerbungen von internationalen Spitzenleuten von vornherein verhindern, trägt auch nicht dazu bei, das Niveau unserer Universitätinnen zu heben. Weil das Selbstbewusstsein und Wissen einiger Mensch/_*Innen unterentwickelt ist, führt Österreich in der Kunst, Texte ohne Sinngewinn zu verlängern und die Sinnerfassung von Zusammenhängen zu erschweren.

Kompetente Urteile über den Genderunfug gibt es mittlerweile. Ein deutsches Höchstgericht erklärte das generische Maskulinum im Sprachgebrauch für üblich und keine Geringschätzung gegenüber Menschen anderen Geschlechts.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat die Tatsachen des generischen Maskulinums ("der Star", "der Gast") und des generischen Femininums ("die Person", "die Hoheit") bekräftigt und damit das Ansinnen abgelehnt, den "Genderstern" als Regel aufzunehmen.

Die wohl bekannteste Stelle aus Franz Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" ist das Lobgedicht des Ottokar von Horneck:

Allein, was not tut und was Gott gefällt,

der klare Blick, der off’ne, richt`ge Sinn,

da tritt der Österreicher hin vor jeden,

denkt sich sein Teil und lässt die anderen reden!

Heute müsste der steirische Historiker und Dichter Ottokar aus der Gaal, das reale geschichtliche Vorbild des Bühnen-Horneck, sagen:

Allein, was sinnlos ist und nicht gefällt,

der leere Blick, das dumpfe Hirn, da spielt

das Österreicher*In mit Gender-Sternen,

Denkt nichts dabei und lässt die andern lernen.

 

Und so sind die Unversitätinnen dieses Land allmählich geworden, was sie heute sind. Im Weltmaßstab Rang 124 bis 1000.

 

Willi Sauberer, Schüler Hugo Portischs, war ab 1961 Mitarbeiter von Alfons Gorbach, Josef Klaus und Hermann Withalm und von 1971 bis 1994 Chefredakteur einer kleinen Salzburger Tageszeitung. Der konservative Publizist schreibt vorwiegend über gesellschaftspolitische, zeithistorische und lokal-geschichtliche Themen.

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