»Israel wird entstehen und solange bestehen bleiben, bis der Islam es abschafft, so wie er das, was vor ihm war, abgeschafft hat.« Dieser Satz des Imams und Gründers der Muslimbruderschaft Hassan Al Banna eröffnet die 1988 vorgelegte »Charta« der Islamischen Widerstandsbewegung, der »Hamas«. Was auf Deutsch so viel bedeutet wie Eifer oder Begeisterung.
Am 7. Oktober sind arabische Terroristen dieser Hamas morgens durch geheime Tunnelsysteme sowie mit Paragleitern über Grenzabsperrungen in Israel eingedrungen und haben 1400 Männer, Frauen und Kinder massakriert. Mit Eifer und Begeisterung wurden junge Besucher eines Musikfestes durch Maschinengewehrsalven niedergemäht, wurde in Wohnhäuser eingedrungen, um dort Väter und Mütter gemeinsam mit ihren Kindern zu foltern, zu verstümmeln und hinzurichten. Es wurde in einem Kindergarten gemordet und Neugeborenen der Kopf abgehackt. Mehr als 200 Israeli wurden in den Gazastreifen verschleppt.
Ein furchtbares Verbrechen. Ein wohlwahrscheinlich für die ganze Welt fatales Fanal, das mich mit Furcht erfüllt. Eine abscheuliche Tat, die von jedem klar denkenden Menschen nur verurteilt werden kann.
Von jedem? Nein, weit gefehlt. Bei Israel handelt es sich um den Staat der Juden, da kann die westliche Intellektualität nicht einfach so reagieren, wie es Anstand, Menschlichkeit und Gewissen gebieten. Da kann die Schrecksekunde der vor allem (der alte Kellernazi, der sich an solch Grausamkeiten ergötzen mag, spielt quantitativ keine Rolle) linksliberalen Meute gar nicht kurz genug sein, um nicht umgehend mit den Relativierungen zu beginnen.
Schon in der ersten Woche nach diesem Schabbat des Grauens fand sich etwa eine »Erklärung« aller Studentenorganisationen der US-Eliteschmiede Harvard, in der vor allem auf das Leid in Gaza eingegangen wurde. Und die »die Besatzungsmacht« Israel recht unverblümt als »Verantwortliche« für diese Gräueltaten hinstellt. In Berlin skandierten hunderte wohlstandsverwahrloste Biodeutsche »Befreit Palästina von deutscher Schuld« – welch schreckliche Verirrung dieser Intellektualitätsdarsteller ohne Hirn.
Die sonst bei jeder nicht linksextremen Flatulenz wie Pilze aus dem Boden schießenden Solidaritätsbekundungen der moralpachtenden »Zivilgesellschaft«, suchte man vergebens. Zumindest, wenn sie klar und unmissverständlich für Israel sein müssten. Natürlich gibt es Ausnahmen, etwa Robert Misik, der sich mit seinem Text »Falsche Wahrheiten und richtige Falschheiten« redlich bemüht hat, gegen die ansonsten viel zu antisemitisch verbrämte »Israel-Kritik« anzuschreiben. Und dem es im Großen und Ganzen vielleicht sogar gelungen ist.
Zum Verbrechen an Israel fehlen mir die Worte, ich kann das Leid der Menschen dort nicht an mich heranlassen, ich würde darin ertrinken. Auch das Leid der Menschen in Gaza ist fürchterlich. Vor allem jetzt, wo Israel gar nicht anders kann, als zurückzuschlagen.
Für eine sinnvolle Betrachtung des über Jahrzehnte schwelenden Nahostkonflikts ist hier zu wenig Platz. Und der wäre angesichts dieser Hekatombe Israels, der einzigen Demokratie im Nahen Osten, auch nicht geboten. Was ich aber an mich heranlassen muss, sind die Reaktionen vieler, viel zu vieler Muslime. Nicht in muslimischen Ländern, da könnte man schlichten Tribalismus noch irgendwie geltend machen. Nein, in der gesamten westlichen Welt. Schon am Sonntag nach dem Terroranschlag gab es vereinzelt »Freudenkundgebungen«, wurde also das Abschlachten von Menschen gefeiert. Und bald begannen immer größere »Demonstrationen für Gaza«. Der Stadtteil Whitechapel in London etwa wurde in einen riesigen Gebetsteppich verwandelt. Hunderte, Tausende demonstrierten in zahlreichen Städten, oft wurde dabei »Vom Fluss bis zum Meer« – die islamistische Parole zur Auslöschung Israels – gebrüllt. In Sydney war es »Juden ins Gas«, was »noch nicht so lange vor Ort Seiende« schrien. Das muss uns alle bange machen; auch und gerade jeden demokratischen Zuwanderer.
Wir stehen vor den Trümmern einer vollkommen gescheiterten Migrationspolitik. Wir haben nichts geschafft, und ich habe keine Vorstellung, wie die westliche Welt diese Bedrohung ihrer Grundfesten schadlos überstehen soll. Ich kann nicht einmal mehr sicher sein, ob es nicht auch bei uns zu kämpferischen Auseinandersetzungen kommen wird. Die würden wir gewinnen, aber zu welchem Preis?
Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.