"ORF FÜR ALLE" als unerfüllbares Propagandaversprechen

Wenn ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und der Vorsitzende des Stiftungsrates des ORF, der grüne Vordenker und Van-der-Bellen-Berater Lothar Lockl das oberste Kontrollgremium des ORF, den Stiftungsrat, zur Plenarsitzung laden, dann ist Zeit für großspurige Ankündigungen. Der von Weißmann verkündete Wahlspruch für die nächsten Monate und Jahre soll lauten: ORF FÜR ALLE.

Da drängt sich für den Zwangsgebührenzahler unwillkürlich die Frage auf, für wen sich denn der ORF bisher zuständig gefühlt hat. Offenbar nicht für alle Gebührenzahler und schon gar nicht für alle Österreicher. Ob die Umsetzung des Slogans ORF FÜR ALLE tatsächlich auch nur einigermaßen möglich, ist darf bezweifelt werden. Um ein für alle Österreicher erwünschtes Programm zu produzieren, fehlt es dem ORF am geeigneten redaktionellen Personal. Denn wie jeder Zuseher, Zuhörer oder Leser von ORF-Produktionen erkennen kann, tendieren die Redaktionen seit Jahren immer deutlicher nach links und Richtung Grün.

Die Gebührenzahler des ORF sind aber seit jeher überwiegend bürgerlich und tendenziell eher konservativ. Für diese große Gruppe der Österreicher müsste sich das von den Politik-Redaktionen angebotene Programm grundlegend ändern, um einen ORF FÜR ALLE zustande zu bringen. Solange bürgerlich-konservativ denkende Redakteure im ORF aber kaum vorhanden sind und überhaupt nichts mitzureden haben, wird es weiterhin weit überwiegend manipulativ-belehrendes linkes Programm geben, aber kein Programm für alle.

"Die Vielfalt der österreichischen Gesellschaft soll sich noch besser in seinen Programmangeboten widerspiegeln, damit sich möglichst viele Menschen durch den ORF repräsentiert fühlen", versprach Weißmann, nachdem er erwähnt hatte, dass der ORF 90 Prozent der Österreicher erreiche. Im Rahmen des Strategieprozesses will der ORF verstärkt auf Kritiker zugehen. Davon gibt es mehr als genug und es werden täglich mehr.

Tatsächlich wird die Zahl der Fernsehzuschauer immer geringer und der Marktanteil des ORF schrumpft seit Jahren beharrlich. Selbst Publikumsmagneten wie die tägliche Zeit im Bild um 19:30 Uhr locken zwar täglich rund eine Million Menschen vor die Bildschirme: Das heißt aber, dass mehr als sechs Millionen etwas Besseres zu tun haben, als den vom ORF aufbereiteten Nachrichten zu folgen. Viele können sich auch des Verdachtes nicht erwehren, der ORF versuche sie in Nachrichtensendungen, Politik-Magazinen, aber auch in Kabarett und Kultur in unerlaubtem Ausmaß zu manipulieren. Diese Menschen kann man nicht mit einer Kampagne für sich gewinnen, sondern nur mit einem Programm ohne politische Schlagseite. Objektivität ist das, was die Gebührenzahler vom ORF vor allem erwarten.

Von mehr Ausgewogenheit und Objektivität war in der Sitzung des Stiftungsrates nicht die Rede.

Dass die Kritik am ORF mit Einführung der Haushaltsabgabe sprunghaft angewachsen ist, kann auch der ORF-Spitze im Palast auf dem Wiener Küniglberg nicht verborgen geblieben sein. Für viele Österreicher, die aus Überzeugung auf den Konsum von ORF-Programmen verzichten, weil sie dahinter in zu vielen Fällen üble Manipulationsversuche wittern, ist die Einführung der ORF-Steuer eine massive Provokation.

Das Argument, für den ORF sollten jene zahlen, die den ORF konsumieren, nicht aber die ORF-Verächter, hat Hand und Fuß. Von dieser immer größer werdenden Gruppe an Österreichern wird die Kampagne ORF FÜR ALLE vermutlich nicht einmal wahrgenommen werden. In Wahrheit zahlen alle für den ORF, ohne dass der ORF etwas für alle leistet. Die Unzufriedenheit mit dem Zahlzwang für alle werden die dafür verantwortlichen Parteien bei der nächsten Nationalratswahl zu spüren bekommen.

Kurt Ceipek ist Journalist und Publizist. Dieser Text erscheint in ähnlicher Form auch auf orf-watch.at. 

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