Die OMV meldete jüngst den größten Gas-Fund seit 40 Jahren. Der für Rohstoffe zuständige Finanzminister Magnus Brunner begrüßte diesen Fund, der immerhin 48 TWh beinhaltet und uns weniger abhängig von Gaslieferungen aus Russland macht. Stefan Moidl von der IG-Windkraft ist hingegen anderer Meinung. Dieser Fund entspräche einer Energiemenge, die 100 Windräder erzeugen. Er forderte die OMV auf, in erneuerbare statt in fossile Energie zu investieren und das Erdgas im Boden zu belassen.
Um 48 TWh innerhalb einer Lebensperiode eines Windkraftwerkes von 20 Jahren mit einer installierten Kapazität von 4 MW/Windturbine und einem Kapazitätsfaktor von 0,25 benötigt man 275 Windturbinen und nicht wie von Moidl behauptet 100. Mit Moidls "veredeltem Strom" kann man zwar Wärmepumpen, aber keine Zement-, Glas- oder Stahlwerke betreiben.
Auch die Idee, zwei Prozent der Landesfläche Österreichs, ein dicht besiedeltes Gebiet, mit Windkraftwerken zuzuspargeln, um Windstrom zu erzeugen, ist utopisch und kann nur einem Klimafetischisten – in diesem Fall dem Biologen Stefan Moidl – einfallen. Zwei Prozent der österreichischen Landesfläche sind satte 167.000 ha. Wollte er diese bis 2030 mit Windkraftwerken bestücken, so ergäbe das einen Tagesverbrauch an Bodenfläche von 66 ha pro Tag. Gemäß Regierungsprogramm 2020-2024 soll die Flächeninanspruchnahme so gering wie möglich gehalten werden und der jährliche Zuwachs bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag begrenzt werden.
Jasmin Duregger (Greenpeace) fordert unter anderem von der Bundesregierung, den Bodenfraß mit einer ambitionierten Bodenschutz-Strategie einzuschränken, doch gleichzeitig wird gefordert, den Bau der Windparks zu beschleunigen.
Herrn Moidl ist zu empfehlen, sich dieses Regierungsprogramm und Forderungen seiner Gleichgesinnten zu konsultieren, bevor er mit unsinnigen Vorschlägen aufwartet. Auch wäre anzumerken, dass eine Gasförderstelle nur einen Bruchteil des Landbrauchs benötigt, um ein Vielfaches an Energie zu gewinnen, verglichen mit einem vom Staat subventionierten Windkraftwerk.
Dass Windkraftwerke nicht nur das Landschaftsbild degradieren, sondern auch beträchtlichen Schaden für die Landwirtschaft verursachen, ist nachgewiesen. Windkraftwerke tragen zur Austrocknung der Böden bei und vernichten Tonnen an Insekten, die an den Rotoren hängen bleiben, auch wird ihnen eine Erhöhung der Umgebungstemperatur zugeschrieben. Gemessene Temperaturen in der Nähe der Windkraftanlagen waren um 0,7 Grad höher als im Gelände ohne Windräder (Future Zone, Texas, Harvard). Das wird von all den Windmühlenbefürwortern nie erwähnt. Ganz zu schweigen von den tausenden Hektar an versiegelten Böden (Zufahrtsstraßen, Fundamente etc.), die durch den Bau von Windkraftwerken entstehen.
Dr. Olaf Zinke stellte fest, dass die Ursachen für das Insektensterben viel komplexer sind als von vielen Verbrauchern und Umweltverbänden angenommen. In einer Studie des Instituts für Deutsche Luft- und Raumfahrtforschung wurde festgestellt, "dass für einen erheblichen Teil der Dezimierung der Population von Fluginsekten seit 1990 der massive Ausbau von Windparks verantwortlich ist. Dabei dezimieren die Windparks nicht nur die Fluginsekten, sondern durch den Insektenschlag auf den Rotorblättern kann sich auch der Wirkungsgrad der Anlagen um bis zu 50 Prozent verschlechtern".
Fazit der DLR-Studie ist, dass die Analyse der Windenergie seit 1990 "trotz bestehender Unsicherheiten eine Entwicklung zeigt, die besorgniserregend ist".
Tatsächlich besorgniserregend sollte die Versorgung mit Rohstoffen sein, die die viel gewünschte Energiewende erfordert. Denn ohne massiven Verbrauch an Rohstoffen, über die wir nicht verfügen, kann man auch nicht die Anlagen für Wind- und Solarenergie bauen. Dazu ist anzumerken, dass Ideen nachhaltiger Lieferkettengesetze kontraproduktiv sind. Sie werden erstellt von Leuten, die mit der Gewinnung und Handel dieser Waren nie wirklich konfrontiert waren, Vertreter solcher Ideen sind nicht nur Universitäten, sondern auch NGOs.
Anna Leitner, die aus dem gleichen Stall wie Leonore Gewessler kommt und Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei Global 2000 ist, hat sich vermutlich noch nie vor Ort bewegt, um sich mit der Gewinnung von Kobalt- und anderen Erzen zu befassen. Die unsinnigen Forderungen nach "einem Lieferkettengesetz mit klaren Verpflichtungen für Umwelt- und Klimaschutz, damit Konzerne endlich für ihre Beiträge zur Überschreitung der planetaren Grenzen zur Verantwortung gezogen werden können" sind zu überdenken. Ganz offenbar ist ihr nicht bewusst, dass man damit tausende von Mama- und Papa-Bergbauen, denen wir die Lieferung von Kobalterzen verdanken, in den Ruin schickt. Auch wird man mit solchen Gesetzesvorhaben kaum die Verhältnisse des Abbaus von Seltenen Erden in China, der mit einer großflächigen Zerstörung der Landschaft und enormem Wasserverbrauch einhergeht, in den Griff bekommen.
Ein anderes Problem, das noch einer Lösung harrt, ist die Entsorgung oder Wiederaufbereitung der Rotorblätter. Rotorblätter sind aus verschiedenen Kunststoffen gefertigt, die mit Glas- oder Carbonfasern verstärkt sind. Diese Verbundwerkstoffe, lassen sich schwer recyclen. Werden sie in Müllverbrennungsanlagen verbrannt, entstehen giftige Gase.
Solche Tatsachen werden ausgeblendet, könnten sie doch Widerstand gegen das Errichten von Windkraftparks in der Bevölkerung hervorrufen. Weder PV- noch Windkraftanlagen können im Vollzeitbetrieb laufen. Es mangelt am Netzausbau, um den Überschuss an Strom in Pumpspeicherkraftwerken zu gewissen Zeiten zu speichern.
Außerdem brauchen sowohl Wind- als auch Solarparks Kraftwerke, die den Strom während Flauten produzieren. Daher sollte jeder Gas-Fund in Österreich willkommen sein. Gas im eigenen Land zu produzieren ist allemal billiger, als es zu importieren. Wittau ist nur eine der möglichen Funde in Österreich. Auch Molln und angedeutete Lagerstätten im Salzburger Land sollte man nicht vergessen. Da wir Erdgas noch über Jahrzehnte hinweg brauchen werden und es allemal preiswerter ist als Wasserstoff, den wir nicht im eigenen Land produzieren können, es sei denn mit Atomenergie, sollten alle Möglichkeiten, die sich bieten und wirtschaftlich vertretbar sind, genützt werden.
Jedoch ist anzumerken, dass die heimischen Funde nicht ausreichen werden, um das nötige Gas zu produzieren. Daher wird man nach wie vor, auch längerfristig, wie es offenbar der Vertrag mit der Gazprom vorsieht, aus Russland Gas importieren müssen. Deshalb ist es sicher klug, dass sich Österreich in dem Erdgas-Projekt Neptun Deep im Schwarzen Meer und im Berling-Feld in Norwegen engagiert.
Auch die britische Regierung unter Premier Sunak will hunderte Lizenzen für Öl- und Gas-Bohrungen vor allem in der Nordsee vergeben. Er betont, "Energiesicherheit für Haushalte und Unternehmern" seien "auf günstige und saubere Energie angewiesen". Schon Premier Johnson hat erkannt, dass trotz massivem Ausbau der Windenergie die Energieversorgung ohne weiteren Ausbau von Atomkraftwerken nicht gewährleistet werden kann. Man will daher für die Energieversorgung zukünftig den Kernkraftwerksausbau mit Kleinatomkraftwerken sicherstellen.
Die grundsätzliche Kritik von Umweltschützern an der Erschließung von Gas-Feldern in Österreich ist nicht verständlich, wenn man die Degradierung der Landschaft durch Windkraftwerke oder die Zupflasterung der Landschaft mit PV-Paneelen in Betracht zieht. Wenn die Erneuerbaren-Branche darauf drängt, Gas unter der Erde zu lassen, da ansonsten die Energiewende gebremst werde, ist das im Wesentlichen deren Geschäftsinteressen zuzuordnen.
Auch der Einwand, das Verbbrennen von Gas heize das Klima an, ist unsinnig und bestenfalls geeignet, die eigene grünen Ökofaschisten zu mobilisieren. Die von Karl Schellmann, Klimasprecher des World Wide Fund for Nature (WWF) geforderte Energie-Einsparung von 45 Prozent ist töricht. Sie steht im Widerspruch der geforderten Elektrifizierung unseres Lebens. Im Gegenteil, wir benötigen mehr Energie, und diese ist nicht allein durch erneuerbare Energiesysteme zu liefern. Nur die Ausnutzung aller Energiesysteme, inklusive der verpönten Atomenergie, kann den Energiehunger stillen. Anfallendes CO2 kann entweder im Untergrund gespeichert werden oder zur Herstellung von Treibstoffen Verwendung finden.
Es ist unverständlich, dass grüne Fanatiker den Ausbau und die Gewinnung von Rohstoffen behindern. Was kommt als Nächstes: Windkraft gegen Photovoltaik?
IG-Windkraft und andere sollten ihre Geschäftsinteressen hintanstellen, wenn es um strategische und wirtschaftliche Interessen Österreichs geht. Da aber Herr Moidl weder mit industriellen Gegebenheiten noch mit Umweltschutz vertraut zu sein scheint, wäre er bei seinem langjährigen früheren Arbeitsgeben WWF sicher besser aufgehoben, denn als Kritiker der OMV zu agieren.
Die hysterische Klima- und Energiepolitik Österreichs, unterstützt von NGOs, die von Frau Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, hartnäckig vertreten wird, und die Gewinnung von Rohstoffen behindert, wird hoffentlich nach den Wahlen 2024 beendet werden. Sie schadet nur Österreich und kostet Milliarden, die mit Sicherheit besser investiert werden können.
Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.