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Die verratenen Familien

Und wieder setzt die ÖVP einen weiteren Schritt, um wichtige Wählergruppen zu verärgern und die eigenen Überzeugungen zu verraten. Und wieder ist es Unglücksministerin Raab, die dabei als Hauptakteurin auftritt und auch noch stolz ist darauf. Und wieder hat man eine Chance versäumt, zumindest scharfen Protest zu artikulieren gegen völlig überflüssige Überregulierungen durch die EU, die sich in Materien einmischt, mit deren eigentlichem Auftrag sie absolut nichts zu tun hat. Und wieder gehen wir einen Schritt weiter in den Totalitarismus, wo sich eine für überlegen ansehende Machtelite diktatorisch in das private Familienleben der Menschen einmischt. Warum nur agieren Raab&Co so blöd?

Diesmal geht es um das Kinderbetreuungsgeld, das Eltern samt jobgeschützter Karenzzeit bekommen, wenn sie zur Betreuung eines kleinen Kindes daheimbleiben. Dabei kommt es (nach einer derzeit kasuistischen und auch nicht perfekten österreichischen Regelung) nun in Umsetzung einer EU-Richtlinie zu einer Neuregelung. Der provozierende Kern: Die volle Bezugsdauer von 24 Monaten erhält man nur dann, wenn der andere Ehepartner (nach allen Erfahrungen ist das meist der Vater) mindestens zwei Monate seine Berufstätigkeit unterbricht.

Dieser Zwang ist empörend:

  • Was geht das den Staat an, wie sich eine Familie die Kinderbetreuung aufteilt?
  • Sind die Eltern nicht imstande, sich das selber auszumachen?
  • Hätte es nicht genügt, nur für jene wenigen Promille, die sich nicht einigen können, subsidiär eine staatliche Regelung anzubieten?
  • Begreift diese politmediale Machtklasse nicht, dass es nach allen Meinungsumfragen dem ganz überwiegenden Wunsch von jungen Frauen wie Männern (auch schon lange vor einer Ehe) entspricht, dass Mütter einige Zeit mit dem Kindern verbringen – eine junge Mutter hat einmal dafür das Wort "genießen" verwendet – und dass die jungen Väter (auch wenn viele von ihnen vorher oft eine teilweise sehr problematische Pubertät durchlebt haben) die volle Verantwortung für den Unterhalt der Familie übernehmen?
  • Warum haben sie in gerade sadistischer Überregelungsmanier das Verlangen, das Leben der Menschen immer mehr zu regulieren, immer mehr einzuschnüren?
  • Wollen sie als nächstes den Frauen auch die von so vielen gewünschten Teilzeitjobs verbieten, die ja schon von der politmedialen Machtklasse sehr kritisiert werden, weil man ganz offensichtlich auch dort bekämpfen will, dass sich Familien so einrichten, wie diese das wollen?
  • Gibt es irgendeinen noch so kleinen Hinweis, dass alle bisherigen Väter schlechtere Väter gewesen wären als jene, die man gezwungen hat, zwei Monate daheim zu bleiben, obwohl sie und ihre Frau es nicht so wollten?

Besonders widerlich sind die (zu 99 Prozent von Kampffeministinnen geschriebenen) Kommentare in Medien und Politik, dass die zwei Monate viel zu wenig wären. Sie seien zu kurz für einen "langfristigen Effekt" (ergänze: "der Umerziehung"). Mit anderen Worten schreiben die Medien und Parteien den Lesern und Parteien damit: Wir wollen, dass ihr noch mehr eingeengt, reguliert, kontrolliert werdet, weil ihr zu blöd seid, über euer Leben selbst zu entscheiden.

Die Menschen aber fragen sich und speziell die ÖVP etwas ganz anderes:

  1. Warum stimmt ihr einer weiteren Attacke linker Planwirtschaftsgesinnung auf die klassische Familie zu?
  2. Warum macht ihr ein Gesetz nach dem anderen, das den Freiheitlichen weitere Wähler zutreibt?
  3. Warum unterstützt ihr die Normaldenkenden nur in Sonntagsreden, macht aber in Gesetzen das genaue Gegenteil?
  4. Habt (auch) ihr vergessen, dass es Selbständige, Unternehmer und Freiberufler gibt, die sich ihres Berufs, ihres Unternehmens wegen oft nicht einmal die allen Lohnabhängigen zustehenden Mindesturlausbzeiten leisten können?
  5. Begreift ihr nicht, dass es noch viel mehr junge Menschen gibt, die keinesfalls über den Urlaub hinaus weitere zwei Monate ihrem Arbeitsplatz fernbleiben können oder wollen?
  6. Wo bleiben eure verbalen Bekenntnisse zum Leistungsprinzip – ob es nun die berufliche Leistung oder die der Kindererziehung ist –, wenn man da im wirklichen Leben glaubt, vom grünen Tisch so ungeniert eingreifen zu können, um Leistungswillige einzuengen?

Dazu kommen die Probleme jener Familien, die – aus welchen Gründen immer – die neue Diskriminierung schlucken und nach 22 Monaten einen Kindergartenplatz suchen. Und keinen finden. Denn viele Kindergärten nehmen erst Kinder ab dem zweiten Geburtstag. Ganz abgesehen davon, dass es auf dem Land oft überhaupt nicht genügend Kindergärten gibt, vor allem nicht genügend ganztägige. Was auch meist damit zusammenhängt, dass auf dem Land oft noch die Dreigenerationen-Familien funktionieren.

Aber die werden wohl bald auch alle verboten.

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