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Kinder sind das Letzte!

Viel haben wir darüber gehört, dass Kinder Karrierekiller sind. Frauen, die beruflich etwas erreichen wollen, sollen sich erst gar nicht darauf einlassen. Außerdem stellen Kinder eine nicht zu unterschätzende Armutsfalle dar. Das Statistische Bundesamt in Deutschland hat in einer Kostenanalyse berechnet, dass ein Kind bis zum 18. Lebensjahr etwa € 150.000,- kostet. Wer hat schon so viel Geld im Sack? Aber es kommt noch dicker: Aktuell werden wir darüber informiert, dass Kinder wahre CO2-Schleudern sind. Eine Gebärstreik-Bewegung namens "Birth-Strike-Movement" lässt sich sterilisieren, um so den Planeten zu schützen. Wer heutzutage noch Kinder bekommt, ist unverantwortlich und dumm. Also erst gar nicht an Reproduktion denken. Für wen aber tun wir das alles, wenn es keine Nachkommen mehr gibt? Dieser Ansatz entbehrt nicht nur jeder Vernunft, sondern auch jeglicher Hoffnung.

Denn dem gegenüber stehen zahlreiche Jugendstudien der vergangenen Jahre, die zeigen, dass unsere jungen Leute immer noch hochprozentig davon träumen, eine Familie zu gründen. Eine feste, vertrauensvolle Paarbeziehung, aus der Kinder hervorgehen sollen, steht ganz oben auf der Liste der Lebensziele junger Menschen. Wie können sie es wagen? Vermutlich, weil es zutiefst menschlich ist, sich nach der Geborgenheit einer Familie zu sehnen. Geld, Karriere, Bildung, Selbstbestimmung, Klimaschutz – all das sind wichtige Faktoren, die zu bedenken sind. Aber eines ist noch wichtiger: Dass wir Menschen soziale Wesen sind, die einander brauchen, die füreinander gemacht sind.

Eine aktuelle IMAS-Umfrage, die von der Bürgerbewegung #fairändern in Auftrag gegeben wurde, um die Einstellung der Österreicher zum Thema (ungeplanter) Schwangerschaft abzufragen, zeigt erstaunliche Ergebnisse: 77 Prozent der Befragten geben an, dass alles Menschenmögliche getan werden soll, damit die (ungeplant) schwangere Frau trotz aller Widernisse Ja zu ihrem Kind sagen kann. Nicht nur der Menschenverstand, auch unsere demografischen Verhältnisse und nicht zuletzt unser Herz bestätigen uns, dass eine Abtreibung kein hart erkämpfter Wert ist, sondern ein Übel.

Schätzungen zufolge werden in Österreich jährlich etwa 35.000 Schwangerschaften durch chirurgische oder medikamentöse Eingriffe gewaltsam beendet. Eine schwer vorstellbare Zahl: Es sind an einem Werktag etwa 150 Kinder, die nicht das Licht der Welt erblicken können. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex. Nicht nur die oben erwähnten, sondern auch die eigene Lebensplanung stehen dem eigentlich vorhandenen Kinderwunsch anscheinend im Wege: zu alt, zu jung, zu früh, zu spät, zu arm, zu allein.  Retrospektiv zählen alle diese "Zus" oft nicht mehr, und zurückbleiben eine große Leere und eine eigentlich doch unerwünschte (siehe Jugendstudie) Kinderlosigkeit.

Hinzu kommt eine weitere skandalöse Tatsache, die uns Beraterinnen sehr wohl bewusst ist, die die IMAS-Umfrage nun ans Licht gebracht hat: Jede zweite Frau wird gegen ihren Willen von ihrem Partner und/oder ihrer Familie zur Abtreibung gedrängt. Ständig hören wir von ungewollten Schwangerschaften – doch was ist mit den vielen ungewollten Abtreibungen?  Es ist höchste Zeit, über diese Gewalt an der Frau zu sprechen und Handlungen zu setzen!

Viele Frauen, die ungeplant schwanger werden, sind im ersten Moment planlos. Sie stehen vor tausend Fragen, die scheinbar nicht zu beantworten sind. Eine Abtreibung ist auf den ersten Blick die einfachste Lösung. Wenn wir es aber schaffen, der Betroffenen zu helfen, "umzuplanen", Perspektiven für ein Leben mit Kind zu eröffnen, gangbare, inklusive Lösungswege zu suchen und Ressourcen zu eröffnen, an die sie eventuell nicht gedacht hat, kann es uns gelingen, diese eklatant hohen Abtreibungszahlen zu senken.

Wir von #fairändern fordern "bessere Umstände in anderen Umständen" und dazu gehört: Eine mindestens dreitägige Bedenkzeit vor einer Abtreibung, das Recht der werdenden Mutter auf jedwede Unterstützung und Beratung, eine Positiv-Kampagne zum Thema Pflege und Adoption und nicht zuletzt endlich valide Zahlen und eine anonyme Motivforschung. Damit könnten viele ungeplante Kinder eine faire Chance bekommen.

Das sieht auch der überwiegende Anteil der Bevölkerung so. Und da wäre es doch schön, wenn die Politik dem Wunsch ihrer Wähler Rechnung tragen würde. Das nennt man Demokratie. Und es wäre nicht ganz uneigennützig: Ohne Nachwuchs wird alles sinnlos, und jede Anstrengung der Nichtigkeit unterworfen. "Kinder sind Zukunft", wird gesagt. Aber auch der Umkehrschluss stimmt: ohne Kinder keine Zukunft. Anstatt uns selbst abzuschaffen, müssen wir eher überlegen, wie wir unser Leben auf diesem Planeten mit Kindern für alle Beteiligten möglichst gut gestalten können. Und das schaffen wir – mit der unglaublichen Kreativität, die gerade uns Menschen innewohnt. Ich jedenfalls stehe für eine positive, zukunftsträchtige Generation – die sich hoffnungsvoll fortpflanzt, wie es auch der Herzenswunsch der meisten jungen Leute hierzulande ist.

 

Petra Plonner ist Schulleiterin, Unternehmerin, Beraterin und Vorsitzende der Bürgerbewegung www.fairändern.at.

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