Dragqueens können die Gesellschaft bereichern. Aber nicht unsere Kinder

Am 21. Mai hat es nun auch in Graz eine »Kinderbuchlesung« einer Dragqueen gegeben. In den USA grassieren diese spätestens seit 2022 quer durchs Land, und mittlerweile sind sie eben in Europa und sogar Graz angekommen. So reflexartig, wie sich die FPÖ gegen die Lesung ausgesprochen hat, reagierten auch die vermeintlich liberalen Köpfe des Landes gegen diese Ablehnung. Die Rückständigkeit der alten Männer, die noch nicht im Jahr 2023 angekommen wären, wurde moniert, und man zeigte sich entsetzt über den »blanken Hass« gegen Dragqueens. Da ein Veranstaltungsort übrigens nicht so leicht zu finden war, sind die Grazer Grünen eingesprungen. In letzter Konsequenz hat also Vizebürgermeisterin Judith Schwentner das Gelingen der Lesung ermöglicht. Und es damit geschafft, einer weiteren Unbedacht- wenn nicht sogar Dummheit Vorschub zu leisten.

Kindergarten- und Volksschulkindern vorzulesen ist in aller Regel eine wunderbare Sache. Und das nicht nur, wenn es Mutter und Vater zuhause vor dem Einschlafen machen, nein, natürlich auch bei theaterartigen Vorstellungen wo auch immer. Eine Dragqueen kann in all ihren Facetten – es gibt da von der reinen Travestiekunst bis hin zu Transgenderismus einen breiten Bogen – eine wunderbare Kunstfigur sein, die ihr Publikum bestens unterhält.

Der erste Grund, warum ich gegen solche Lesungen bin, ist eine gehörige Portion Skepsis, ob das für unsere Kinder eine sie in ihrer Entwicklung positiv beeinflussende Sache ist. Man muss sich zuvorderst die Frage stellen, warum findet so eine Lesung statt? Anna-Sophie Slama, grüne Gemeinderätin in Graz etwa meint, es würde Buben, die sich gerne Mädchenkleider anziehen, helfen, »sein zu dürfen, wie sie sind«. Geschenkt. Wer Kinder hat, weiß, was denen alles einfällt. Und sicher sind es nicht ihre Eltern, die ihnen viele Vorschriften machen können, wie sie sich anziehen.

Ich befürchte eher, es geht darum, den ebenfalls grassierenden Geschlechtsidentitätsstörungen, die seit den Nullerjahren in ungeahntem Ausmaß die westliche Welt überrollen, einen Mantel der »Normalität« umzuhängen. Immer mehr vor allem Mädchen möchten plötzlich Buben werden, immer öfter wird in immer jüngeren Lebensjahren mit irreversiblen medizinischen Behandlungen begonnen, um diesen »Fehler der Geburt im falschen Körper« zu korrigieren. Selbst wenn ich diese Entwicklungen wertfrei beobachte, frage ich mich, warum wir noch keine ernsthafte gesellschaftliche Diskussion darüber führen, warum das plötzlich so ist. Ob das eine positive oder negative Entwicklung ist, ob wir das wollen oder nicht. Und auch, was das Beste für betroffene Kinder und Jugendliche ist. All das können nicht fragwürdige Genderwissenschafterinnen an Universitäten entscheiden, das muss ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs sein.

Vielleicht ist die Auflösung aller Geschlechterrollen ein zivilisatorischer Fortschritt; ich denke das nicht, lass mich aber gerne von der Geschichte überzeugen. Jetzt braucht es jedenfalls diesen umfangreichen Diskurs. Zu groß ist die Gefahr, unsere Kinder in der verletzlichsten Phase ihrer Existenz zu verunsichern und nicht wieder gutzumachenden Schaden an ihnen anzurichten. Identitätskrisen mit der Beliebigkeit eines bloßen Trends zu begegnen, erscheint mir geradezu frevelhaft.

Der zweite Grund, der mich gegen diese Lesungen eintreten lässt, ist die Frühsexualisierung unserer Kinder. Immer öfter werden dabei (noch vor allem in den USA) obszöne Tänze aufgeführt, Geschlechtsteile präsentiert und diverse Sexualpraktiken nachgestellt. In Graz war es »Gloria Hole«, die vorgelesen hat. Eine Anspielung auf das »Glory Hole«, was ich selten so explizit wie ich es hier gleich tun werde, erklären würde. Das »Glory Hole« dient dazu, möglichst viel, möglichst anonymen Oralverkehr (eine unter Erwachsenen an sich ehrbare Handlung) zu genießen. Hier aber geht es ausschließlich darum, viele Schwänze zu lutschen, ohne jede weitere menschliche Beziehung. Der Gedanke, das meinen Töchtern zu erklären, ist schlicht abwegig.

Ich nehme es dem grünen Publizisten und Politiker Daniel Cohn-Bendit gerne ab, wenn er seine um 1980 getätigen pädophilnahen Aussagen heute bereut. Dass es 2023 wieder die Grünen sind, die explizite Sexualität mit Kindern in Verbindung bringen, erschüttert mich. Und widert mich an. Ganz ohne jeden Hass gegen alle Dragqueens dieser Welt.

 

Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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