Jedem österreichischen Kind dient es, wenn es unsere Landessprache beherrscht

Am 23. März dieses Jahres wurde Johanna Mikl-Leitner im niederösterreichischen Landtag von der FPÖ nicht zur Landeshauptfrau gewählt. Geblieben ist sie es trotzdem, Volkspartei und Freiheitliche sind im größten Bundesland eine Koalition eingegangen. Schon mit Bekanntwerden des Gesprächsabbruchs zwischen ÖVP und SPÖ waren die Reaktionen darauf – vom ultralinken Parteiflügel der ÖVP in Person von Othmar Karas bis hin zu offen kommunistischen Kreisen – wenig überraschend irgendwo zwischen Demokratieuntergang und Menschlichkeitsende angesiedelt.

Selbstverständlich, und das habe ich mit den Freiheitlichen dort wohl gemeinsam, ist diese Regierungszusammenarbeit keine, die mir Freude macht. Lieber wäre mir die Sozialdemokratie als Partner für die Schwarzen gewesen. Aber Demokratie soll nicht Einzelpersonen Freude machen, sie dient dazu, unser Gemeinwesen möglichst optimal auszugestalten.

Mit der SPÖ unter Führung von Sven Hergovich waren diesmal offenbar die Gegensätze zu stark. Die niederösterreichische Landesorganisation der FPÖ mag fragwürdige Mitstreiter in ihren Reihen haben, insgesamt ist mein Vertrauen in den Rechtsstaat groß genug, dieses fair zustandegekommene Wahlergebnis selbstverständlich anzuerkennen. Und damit anzuerkennen, dass jede ordentlich angetretene Partei, die gewählt wurde, auch an einer Regierungszusammenarbeit beteiligt sein kann. Alles andere wäre undemokratisch und würde der sonst so gern angerufenen »Rechtsstaatlichkeit« hohnsprechen. Deswegen brauche ich nicht mit den im linken Folklorebereich anzusiedelnden Protest- wie Empörungsbriefen – gerne von einer Schar Intellektueller und Künstler unterschrieben – behelligen, ich möchte nur auf zwei Punkte aus dem Arbeitsübereinkommen der beiden nun federführend regierenden Parteien kurz eingehen.

Zum einen ist das die sogenannte »Wirtshausprämie«, die dem verstärkten Zusperren der ansässigen Gastronomie entgegenwirken soll – unterstützt werden damit aber nur Gasthäuser, die eine »traditionelle Küche« anbieten. Das gab es unter Schwarz-Grün in Tirol schon einmal, erscheint also plusminus nicht beängstigend. Zum anderen findet sich da der Plan, dass »im Schulhof« während der Pause nur Deutsch gesprochen werden darf. Beides hat natürlich zu viel Spott und zahlreichen Kalauern geführt, ein ansonsten unwesentliches Kabarettduo hat zumindest recht amüsant davon gesprochen, »wenn schon konservativ, dann Latein als Pausensprache«. Ja, ganz lustig, aber vor allem nicht besonders weit gedacht.

Den Konservativen unterscheidet in der Regel vom Linken, dass er bereit ist, nicht perfekte Umstände anzuerkennen; anzuerkennen, dass nicht alles, dass nicht jeder Bereich ganz genau so funktionieren kann, wie der Konservative sich das vorstellen würde. Ja selbstverständlich können wir (noch dazu!) Heranwachsenden nicht »vorschreiben«, welche Sprache sie in ihrer Pause im Hof verwenden »müssen«, aber wir können ein »Ideal« formulieren. In diesem Fall ein Ideal, dass – hat man vor dem linken Nazi-Beißreflex die Größe, etwas darüber nachzudenken, – hauptsächlich diesen Heranwachsenden dient. Es ist Tatsache, dass es unter migrantischen Kindern statistisch gesehen gehäuft Defizite im Bildungsbereich gibt. (Selbstverständlich gilt das für Einzelne – und insgesamt dann überwiegend viele – nicht. Aber um die geht es hier nicht.)

All denen würde es helfen, wenn sie immer und immer besser die Sprache ihres neuen Landes sprechen würden. Um nichts anderes geht es bei dieser »Sprachpflicht im Schulhof«. Es geht eben nicht darum, »Strafmandate« zu verteilen, weil türkische Sätze fallen, es geht darum, den vielen gescheiten österreichischen Mädeln und Buben mit Wurzeln aus welchem Winkel der Welt auch immer, bessere Chancen für ihre Zukunft zu ermöglichen. Dass allein in den Schulen der Stadt Graz Kinder mit weit mehr als 60 verschiedenen Muttersprachen eingeschrieben sind, sei hier nur als weitere Nachdenkanregung angemerkt.

Den Kindern in der Schule das Ideal mitzugeben, dass es für sie gut ist, sich in ihrer neuen Landessprache zu verständigen und zu unterhalten, wird dazu führen, dass sie diese bald beherrschen. So kann und sollte man dieses »neue Sprachangebot« in Niederösterreichs Schulen auch verstehen. Und so würde es allen unseren Kindern mehr als dienen.

 

Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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