Verwenden wir unsere Rohstoffe optimal?

Die anerzogene Meinung vieler Österreicher ist, dass Solar-und Windkraft das Patentrezept für unsere Energieversorgung wären. Ebenso überzeugt ist man, dass Kernkraft gefährlich und teuer ist. Welche Rohstoffe zur Erzeugung und Versorgung Österreichs mit elektrischer Energie in den verschiedenen Systemen notwendig sind, ist weniger bekannt.

Mit Rohstoffen seien hier sowohl die klassischen wie bergmännisch gewonnene Rohstoffe gemeint wie auch Stahl, Kupfer, andere Elemente, aber auch Landfläche, Energie und Menschen. Mit letzterer "Ressource" sollten wir sehr nachhaltig (ich hasse dieses Wort) umgehen, um zu verhindern, dass sie uns entschwindet. Der gegenwärtige Trend mit einer massiven Zuwanderung von Analphabeten mit abwandernden Technikern und Naturwissenschaftlern ist beängstigend und sicherlich nicht optimal. Es ist nun leider so, dass die USA, Australien und Kanada magnetisch auf die "Ressource" Mensch wirken.

Unsere bergbaulichen Rohstoffe sind im wesentlichen Kalk und Betonzuschlagstoffe, bei deren Produktion wir autark sind. Eisenerz, der Rohstoff aus dem Stahl erzeugt wird, muss zum größten Teil importiert werden.  Kohle/Koks und Legierungsmetalle, die für die Stahlherstellung nötig sind, sind in Österreich nicht oder nur in unzureichenden Mengen vorhanden.

Der wichtigste Rohstoff Energie, deren Verbrauch beträchtlich von Jahr zu Jahr steigt, wird ebenfalls nur in unzulänglichen Mengen in Österreich erzeugt. Elektrische Energie muss im Winter mit bis zu 40 Prozent importiert werden. Nach Österreich liefernde Exporteure sind, dank ihrer Kern- und Kohlekraftwerke, im wesentlichen Tschechien und Deutschland. Die österreichische Regierung und die Elektrizitätsgesellschaften sind der Meinung, dass mit dem Ausbau erneuerbarer Energien auch Österreich als Stromerzeuger autark wird. Man setzt unter anderem auf den Bau von sogenannten erneuerbaren Energiesystemen, schließt aber Atomkraft aus, obwohl der Brennstoff dazu, falls er aus dem Meer gewonnen wird, unerschöpflich ist.

Ein Großteil der elektrischen Energie soll mittels Windkraftanlagen produziert werden. Sie sind einer der wichtigsten Bereiche erneuerbarer Energien, der sich im stetigen Wachstum befindet. Die Rohstoffe dazu sind Land, Beton, Stahl, Kupfer und Mengen von Seltenen Erdmetallen. Während Stahl und Kupfer von vielen Produzenten bezogen werden können, ist es leider so, dass China den Markt für Seltene Erden zu 90 Prozent kontrolliert. Bei Magnetmaterial zeigt sich die Abhängigkeit noch deutlicher: 98 Prozent der Seltenerdmagnete auf dem EU-Markt stammen aus chinesischer Herstellung.

In einer Windkraftanlage des Modells "Enercon E-126" mit 7,5 MW installierter Leistung sind 7.000 Tonnen Beton und 180 Tonnen Stahl verbaut. Die Lebensdauer einer Windkraftanlage wird mit 25 Jahren angegeben. Nach Informationen auf der Web-Seite von IG-Windkraft beträgt der Kapazitätsfaktor 25 Prozent. Demnach ergeben sich 59 MWh/Tonne verbauten Stahlbetons. Hier lohnt sich ein Vergleich mit dem ehemaligen Kernkraftwerk Obrigheim mit einer Nettoleistung von rund 300 MW. Heute ist das die Obergrenze der vielzitierten Minireaktoren. In diesem Kraftwerk wurden insgesamt (inklusive Kühltürme, Kraftwerkshalle) 60.000 m3 Beton verbaut. Bei einer Lebenszeit von 50 Jahren und einem Kapazitätsfaktor von 90 Prozent, erhält man daher eine Stromproduktion von 704 MWh/Tonne verbauten Beton.

Möglicherweise kann man den Kapazitätsfaktor für eine 7,5 MW-Anlage wegen des Rotordurchmessers höher, aber auch den spezifischen Betonverbrauch für größere Kernkraftanlagen geringer ansetzen. Unsere neueren Windkraftanlagen sind aber eher in der 4 MW-Klasse. Leider erhält man von den Bauherren keine Auskunft über den Materialbedarf. Scheinbar ist das ein Amtsgeheimnis. Wir sind eben in Österreich. Daher kann man nur die obigen Angaben aus dem Internet für eine Untersuchung verwenden.

Untersucht werden müssen die Mengen an Stahlbeton je erzeugter MWh, die in den beiden Stromerzeugungssystemen verbaut wurden oder werden. Dazu ist es notwendig, die Anzahl der Windkraftwerke zu ermitteln, die die gleiche Menge Strom erzeugen wie das Kernkraftwerk über dessen Lebenszeit. Vergleicht man die für den Bau der Anlagen dazu nötigen Mengen Beton, so ergibt sich ein Verhältnis von 1:6. Damit wird der Rohstoff Beton für die Erzeugung von Strom in einem Kernkraftwerk sechsmal besser genützt als in einer Windkraftanlage.

Noch viel ungünstigere Verhältnisse erhält man für alle anderen Rohstoffe, die in sogenannte erneuerbare Energiesysteme eingesetzt werden, die zwar die Umwelt unserer Heimat nicht berühren, aber enorme Umweltschäden in anderen Ländern unserer Welt verursachen.

Der hohe Verbrauch von Zement- und Betonzuschlagstoffen, sowie von Stahl mag zwar unsere Rohstoffproduzenten freuen. Er ist aber vom Standpunkt des Umweltschutzes zu kritisieren. Zusätzlich übt der Anblick von Windmühlen in den Alpenländern keine Anziehungskraft auf Touristen aus. Sie sind sicherlich keine optimale Nutzung unserer landschaftlichen Ressourcen.

Zusätzlich zum Ausbau aller Formen erneuerbarer Energie steigt die Landversiegelung. Stromnetzwerke und Umspannwerke müssen zusätzlich zum bestehenden Netz erweitert werden, um den so erzeugten Strom an die Speicher und Verbraucher zu bringen. Auch dies ist alles andere als optimal.

Dazu kommen noch die Kosten für den Bau dieser Netzwerke, die den Strom aus erneuerbaren Systemen verteuern. Wurde in den Medien vor einem Jahr noch von 20 Milliarden für die Erneuerung und 8 Milliarden Euro für zusätzliche Netzwerke berichtet, so war vor kurzem allein für den zusätzlichen Ausbau des Stromnetzes bereits von 18 Milliarden Euro die Rede. Wahrlich eine Kostenexplosion.

Man kann nur konstatieren: Den Weg, den Österreich in der Stromerzeugung gewählt hat, zerstört unsere Landschaft und hat nicht die optimale Verwendung der Ressourcen als Ziel.

 

Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.

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