Feministin Alice Schwarzer hat vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Links-Politikerin Sahra Wagenknecht ein »Manifest für den Frieden« vorgelegt, das zur Stunde rund eine halbe Million Unterstützungsunterschriften erzielt haben soll. In diesem Manifest fordern die beiden den bundesdeutschen Kanzler dazu auf, umgehend »die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen«.
Ich werde dieses Manifest nicht unterzeichnen, weil ich als Österreicher mit Olaf Scholz wenig zu schaffen habe und weil ich mich in aller Regel Manifesten, offenen Briefen und gemeinsamen Texten quasi prinzipiell nicht anschließe. Zudem kann ich nicht beurteilen, ob das Manifest den Menschen in der Ukraine (und in Russland) helfen kann, ob es einen Beitrag zur Beendigung der Kampfhandlungen leisten kann.
Schaut man sich politische wie mediale Reaktionen an, scheint es das gar nicht zu tun, sondern den russischen Angriffskrieg eher zu unterstützen.
Die von mir sehr geschätzte österreichische Abgeordnete zum Europäischen Parlament, Claudia Gamon (Neos) aus Vorarlberg, hat etwa Folgendes dazu veröffentlicht: »Mir reicht es einfach mit diesem pseudopazifistischen Mist. Aus der unterlassenen Hilfeleistung wird die indirekte Unterstützung des russischen Faschismus. Und mit was für einer Freude und Stolz die das machen, ich könnte kotzen.« Und in der FAZ nimmt Politredakteur Reinhard Veser den Text von Schwarzer und Wagenknecht semantisch auseinander, er schreibt von »Verunklarung und Manipulation«, die Initiatorinnen würden »die Verantwortlichkeiten für das Sterben in der Ukraine systematisch verwischen«. Die ARD-Tageschschau wiederum outet »russlandfreundliche Positionen«, die Wagenknecht und Schwarzer auch mit vielen Akteuren »aus dem rechten und verschwörungsideoligischen (sic!) Milieu« teilen würden.
Ich habe dieses Manifest durchgelesen und diese harsche Kritik, diese verächtlichmachenden Reaktionen hat dieser Text aus meiner Sicht nicht verdient. Es ist ein Friedensappell. Und mag er auch von Naivität geprägt sein, es ist ein Friedensappell. Gerade in Sachen Krieg oder Frieden erscheint mir ein naiver Ansatz – aus der Gesellschaft kommend – durchaus wünschenswert, jedenfalls aber erscheint es mir kontraproduktiv, die ganze Sache mit »zum Kotzen« abzutun.
Ich habe im Jahr 1991 meinen Grundwehrdienst angetreten und ich war also – und bin es noch immer – bereit, mein Land mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. (Wenn ich mich dabei auch wahrscheinlich vor lauter Angst regelmäßig übergeben müsste.) Eine Bereitschaft, die ich mit sage und schreibe nur zehn Prozent der Bevölkerung Deutschlands gemeinsam habe. In Österreich sind es zwölf Prozent. Diese Zahlen sind in den letzten zwei, drei Jahrzehnten drastisch gesunken; nicht zuletzt eine Folge falscher linker wie grüner Politik. Und gerade diese Grünen sind es, ich habe das im Mai letzten Jahres hier schon geschrieben, die eine so unglaubliche Volte hingelegt haben und mittlerweile sogar recht schnell dabei sind, jenen, die das Wort »Verhandlungen« auch nur andenken, (wieder einmal) eine Nähe zum Rechtsextremismus andichten zu wollen. Die Grünen, deren deutsche Außenministerin von »Panzerschlachten im 19. Jahrhundert« und von Ländern, die »mehrere 100.000 Kilometer von uns entfernt sind« faselt, und die bei einer Konferenz öffentlich davon gesprochen hat, dass »wir (Europäische Union) uns mit Russland im Krieg befänden und nicht untereinander«.
Jeder Krieg ist fürchterlich, jeder Krieg ist verbrecherisch, jeder Krieg auf dieser Welt sollte besser heute als morgen vorbei sein. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat aber – das unterscheidet ihn von anderen Stellvertreterkriegen in anderen Regionen – das Zeug zu einer ersten echten Konfrontation der Nato mit einer anderen Atommacht zu werden. Das kann man nicht wegdiskutieren, da braucht man mir nicht erklären, dass Schwarzer und Wagenknecht »versteckt« die Angst vor einer atomaren Auseinandersetzung schüren würden. Diese Angst habe ich seit dem 24. Februar 2022.
Der gordische Knoten dieses Patts zwischen Russland und der Ukraine muss endlich durch Verhandlungen aufgelöst werden. António Guterres, Generalsekretär der in diesem Konflikt bisher unnützen Vereinten Nationen, soll endlich seiner Aufgabe gerecht und tätig werden.
Christian Klepej ist Unternehmer und gibt in Graz das Monatsmagazin Fazit heraus. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.