Also, meine Großeltern hatten ein Dienstmädchen namens Lina. Lina hatte Kreuzschmerzen und machte das Klima dafür verantwortlich. Sie meinte es tatsächlich. Heute würde ich sagen, es war tatsächlich das Klima, das Arbeitsklima. Lina musste mehr oder weniger sieben Tage in der Woche arbeiten.
Na ja, stimmt nicht ganz. Großmama war ja sehr sozial eingestellt, so durfte Lina am Sonntag regelmäßig das Hochamt besuchen, und meine Großmama übernahm die Küche. Überhaupt, wenn ein Kalbsnierenbraten anstand, überwachte Großmama dessen Zubereitung.
In späteren Jahren klagte Lina über Rheumatismus, der sie plagte. Natürlich gab sie die Schuld dafür dem Klima. Sie könnte recht gehabt haben, obwohl ich das Klima ganz in Ordnung fand. Kalt war es im Winter, heiß im Sommer. Von CO2 war zu diesen Zeiten nichts zu hören. Es gab auch noch keine Grünen, und die Welt war in dieser Hinsicht heil.
Doch die Bevölkerung seit meiner Kindheit hat sich um 5,5 Milliarden erhöht. Deren Beitrag an CO2, nur durch ihre Existenz, summiert sich zum Äquivalent des jährlichen Ausstoßes an CO2 einer zweihundertfachen Autoflotte in Österreich. Würde man den mitteleuropäischen Lebensstandard anwenden, so entspräche das einer Autoflotte des über viertausendfachen der Autoflotte in Österreich. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit.
Und wir wachsen weiter. Um die Jahrhundertwende werden 10 Milliarden die Welt bevölkern. Gegenwärtig leben sie in Gegenden, wo man immer noch, wenns hoch hergeht, mit Holzkohle die Mahlzeiten kocht. Dass all jene Menschen, die in diesen Ländern leben, auch einen Elektroherd, einen Kühlschrank, eine Waschmaschine oder Fernseher haben wollen, ist normal. Dass man dazu Ressourcen, zuvorderst Energie, braucht, um all diese Geräte herzustellen, ist auch klar.
Ungeklärt ist nur: Woher nehmen wir die Ressourcen? Sie sind nicht vorhanden. Ob weitere Lagerstätten, die das nötige Kupfer, Nickel, Zink, Kobalt etc. liefern können, gefunden werden, ist fraglich. Das Potential, solche zu entdecken, ist eher gering. Und sollte es gelingen, solche zu finden, so wird der Einschlag auf das Klima und die Umwelt sicherlich bedeutend sein.
Daher, so glaube ich, müsste man beim Bevölkerungswachstum ansetzen und weniger versuchen, die ganze Welt mit Windmühlen und PV-Paneelen zu beglücken. So ist es reine Utopie, auf diesem Wege einen Klimawandel herbeizuführen. Einen wesentlichen Beitrag kann nur die Kernenergie, sei es, wie wir sie bereits haben und beherrschen, oder durch Kernfusion in ferner Zukunft herbeiführen.
Seit wir eine grüne Ministerin haben, die unter anderen für Klima zuständig ist, ist Klima hochaktuell. Das erinnerte mich an Lina, die ihre Schmerzen dem Klima in die Schuhe schob. Nach nunmehr 80 Jahren ist wieder das Klima schuldig für alle misslichen Lagen in der ganzen Welt.
Der Klimawandel scheint für viele erst seit jüngster Zeit zu existieren und ein Problemmacher zu sein. Um der Wahrheit näher zu kommen, setzen einige das Datum dafür in die Zeit um 1850. Da endete die Kleine Eiszeit. Hoffentlich kehrt sie nicht wieder, denn es war eine Periode, die etwa 500 Jahre dauerte und tatsächlich für die Einwohner der nördlichen Hemisphäre höchst unangenehm war. Die Jahrhunderte vorher war es auf der nördlichen Hemisphäre warm. Wenig wissen wir, wie es in der südlichen Hemisphäre war. Aber eines wissen wir: Das Klima änderte sich, nicht nur einmal in der Geschichte. Und wenn wir weiter zurückblicken, erkennen wir, unabhängig davon, ob Menschen vorhanden waren oder nicht, ob der CO2-Gehalt in der Atmosphäre stieg oder fiel.
Die letzte Eiszeit endete vor etwa 10.000 Jahren. Wir wissen, dass wir in einer Zwischeneiszeit leben und dass wieder eine Eiszeit kommen wird. Aus der geologischen Geschichte ist bekannt, dass Zwischeneiszeiten – wir hatten davon schon einige – etwa 100.000 Jahre anhalten. Also zunächst keine Sorge. (Nur die Kernkraftgegner haben Sorge, dass die kommenden Gletscher Atommüll in die Umwelt verteilen könnten).
Aber zurück in die jüngere gut belegte Geschichte. Wir haben Kenntnisse etwa aus der Sahara, aus Grönland und aus der Besiedlungsgeschichte Asiens, um diese drei herauszugreifen.
Gut erforscht ist die Sahara, die in den letzten 200.000 Jahren mehreren Feucht- und Trockenperioden unterworfen war. Die letzte der Feuchtperioden fiel zusammen mit dem Ende der Eiszeit auf der nördlichen Hemisphäre (Es gab auch Eiszeiten auf der heutigen südlichen Hemisphäre, die aber liegen Milliarden Jahre zurück). Gegen Ende der letzten Eiszeit erwärmte sich das Klima. Die Temperatur der Meere erhöhte sich, und damit die Verdunstung und die Niederschläge. Die Sahara ergrünte, erst kam Gras, dann kamen Büsche und Bäume und es entstand eine Savannenlandschaft, in der sich Elefanten, Giraffen und Antilopen wohlfühlten. Den Tieren folgten die Menschen, die sich für Jahrtausende im jetzigen Wüstengebiet aufhielten.
Zeugnis dieser Feuchtperiode sind Überreste von Seen im Tschad, wo bis heute noch Sahara-Krokodile leben. Die heutige unfruchtbare Sahara, die aus Sandwüsten und Trockengebirge besteht, war also einst Savannenland mit einer Population von allen Wildtieren, wie sie heut in südlicheren Teilen Afrikas auftreten. Den Hinweis, dass auch Menschen in diesem Gebiet lebten, zeigen uns die von Almasy 1933 entdeckten und berühmten prähistorischen Felsbilder im Gilf el-Kebir im südwestlichen Ägypten, das von zahlreichen Wadis durchzogen wird. Es zeigt Menschen- und Schwimmerdarstellungen in der Schwimmerhöhle. Daneben findet man noch heute Pfeilspitzen, wie sie in der jüngeren Steinzeit überall angetroffen wurden. Eines dieser Wadis wurde noch in den 1930er-Jahren von Beduinen als Weideland benützt.
Der neuerliche Klimawandel, die Aridisierung, die vor etwa 5300 Jahren vor Christus einsetzte, änderte das. Niederschläge wurden geringer, und das Land trocknete aus – es entstand die Sahara. Aber warum hat sich das Klima geändert? Warum fiel der Regen woanders? Man kann nur vermuten. Fundiertes Wissen fehlt.
Das andere Extrem ist Grönland, das grüne Land. Grönland, so benannt von Erik dem Roten, einem Wikinger, der 985 mit 14 Schiffen in Südwestgrönland landete und zwei Siedlungen gründete. Diese Siedlungen blühten und wuchsen mit nachkommender Bevölkerung aus Island auf bis zu 3000 Menschen an. Sie betrieben Viehzucht und Handel mit Elfenbein von Walrossen. Im 15. Jahrhundert verschwanden die Siedler. Maßgebend dafür war nicht nur der niedergehende Handel, sondern hauptsächlich der Klimawandel. Nur die Inuit, die sich dem Klima anpassten, überlebten.
Doch auch hier ist nicht alles geklärt. So fand ich am Westende von Milne Land, der größten Insel im Nordwestfjord in Nordostgrönland, verfallene Steinhäuser, die dem Zustand und Bewuchs nach zu schließen, vor vielen hundert Jahren verlassen wurden, und ich fragte mich, warum. Ich fand, dass das Gebiet einen Fischreichtum hatte, den ich näher der Küste um Scoresbysund nicht beobachtete. Damit muss man wohl die Ursache in einem sehr intensiven Klimawandel suchen, der möglicherweise auch die jährlichen Laichgewohnheiten änderte.
Besonders auf der nördlichen Hemisphäre wirkte die Kleine Eiszeit teilweise katastrophal. So gibt es Berichte über Hungersnöte in Frankreich. Die Kleine Eiszeit endete Mitte des 19. Jahrhunderts mit Höhepunkten im 16./17. Jahrhundert. Gegen ihr Ende kam es zur großen Hungersnot in Irland 1845-1852. Sicherlich war es nicht der menschliche Einfluss, der jetzt immer wieder von angeblich 97 Prozent der Wissenschaftler – wir wissen allerdings nicht, wer alles zu diesen Wissenschaftlern gezählt wird –, für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird.
Man vermutet aufgrund von Untersuchungen, dass mehrere Phänomene gemeinsam eine Abkühlung weltweit verursacht haben. Ein erhöhter Vulkanismus, geringere Sonnenaktivität und die Neigung der Erdachse zur Umlaufbahn werden als Ursachen genannt.
So werden Vulkanausbrüchen wie dem des Pinatubo (Philippinen) in neuerer Zeit, oder dem Krakatau (Indonesien), eine Klimabeeinflussung zugeschrieben. Diese Ausbrüche förderten gewaltige Mengen an SO2 in die Atmosphäre, die für Jahrzehnte für Abkühlung sorgte. Der Ausbruch des Laki (Island) 1783 vernichtete europaweit die Ernte.
Solche katastrophalen Vulkanausbrüche und deren Anzahl sind nicht vorhersehbar. Sie können daher sämtliche Computermodelle und die daraus abgeleiteten Aussagen wertlos machen. Mit diesen Vermutungen und Erkenntnissen über Vulkanismus und Sonnenaktivität sind, selbst wenn man den erhöhten CO2-Ausstoß berücksichtigt, die Voraussagen über einen vom Menschen gemachten Klimawandel und das Weltklima von 2100 mehr als sehr fragwürdig. Vor allem der Vulkanismus, aber auch Tektonismus, wie z.B. im atlantischen oder im pazifischen Raum, kann verheerende Folgen haben.
In Österreich variierten die Gletscher in ihrer Ausdehnung, sie wuchsen, zogen sich aber auch wieder zurück. In jüngster Zeit wurde von Torf und Wurzelstöcken, die im Bereich der Pasterze zum Vorschein kamen, berichtet. Altersdatierungen von organischem Material deuten auf mehrere Kalt- und Warmperioden im Holozän. Die Pasterze war wiederholt für längere Zeitabschnitte wesentlich kleiner, als das heute der Fall ist. So sind die Schreckensnachrichten über den Schwund der Gletscher völlig fehl am Platz.
Was diese Eiszeiten und den bisherigen Klimawandel verursacht hat, ist noch immer Thema zahlreicher Forschungen der Paläoklimatologie. Würde man diese Zusammenhänge definieren können, würde man auch die Zukunft des Klimas entwerfen können. So ist man abhängig von Computermodellen, denen man blind vertraut. So inszeniert man damit eine Klimakrise. Andere sehen bereits eine Klimakatastrophe. Das ist ein gefundenes Fressen für die Medien. Ich würde auch sagen, auch für Interessen, die die grüne Bewegung am Leben erhält. Ohne herbeigeschriebene Katastrophen wäre die grüne Partei eher leidend oder nicht vorhanden.
Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.