Am 25. November starteten wie alljährlich die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen". In vielen Wortmeldungen wurde auf bisher 28 Frauenmorde oder Femizide in diesem Jahr verwiesen, womit Österreich im Spitzenfeld liege. Diese Zahl geht auf die Liste "mutmaßlicher Femizide" der "Autonomen Frauenhäuser" zurück, die nicht zwischen Mord und Totschlag unterscheidet, und auch Fälle einvernehmlichen Suizids beinhaltet, worauf heuer erstmals hingewiesen wurde.
Die Herkunft der Täter (korrekt wäre: Tatverdächtigen) wird in 16 Fällen mit der Anmerkung "k. A." im Dunklen gelassen, was erfahrungsgemäß auch dann nicht korrigiert wird, wenn diese im Nachhinein geklärt wird und Medien darüber berichten. Und die Fixierung auf die Staatsbürgerschaft macht zudem allfälligen Migrationshintergrund nicht mehr sichtbar. Immerhin wurden heuer erstmals Fälle an die Liste angehängt, in denen Frauen Täter waren.
Feministische Organisationen fordern (auch im Eigeninteresse) eine Verzehnfachung der Fördermittel auf mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr. Ob durch die vorgesehene Verwendung dieser Gelder die Tötungsdelikte verhindert oder auch nur signifikant gesenkt werden könnten, erscheint aber ebenso zweifelhaft wie die ausschließliche Fixierung auf Frauen als Gewaltopfer. Seit den 1990er Jahren werden Obduktionen nach Todesfällen aus Kostengründen weitaus seltener durchgeführt, was das Entdeckungsrisiko für Straftaten reduziert hat, aber niemanden aufzuregen scheint. Seither ist der Anteil getöteter Männer (nur?) in den offiziellen Statistiken zurückgegangen.
Grundsätzlich ist die übliche Wortwahl "Mord" juristisch fragwürdig, weil eigentlich erst nach rechtskräftiger richterlicher Verurteilung zulässig. Dem soll wohl mit der (drastischeren) Bezeichnung "Femizid" ausgewichen werden. Die Beifügung "mutmaßlich", die die Frauenhäuser verwenden, fällt in so gut wie allen Meldungen unter den Tisch. Richtig ist, dass die Fälle von 2014 bis 2018 wohl auch aufgrund der Migrationskrise zugenommen haben. Danach gingen sie aber zurück, was die Autonomen Frauenhäuser verschweigen – auch Medien und Politiker, zu deren Geschäftsmodell Übertreibungen und die Lieferung von "Bad News gehören. Zur "Political Correctness" gehört die strikte Nichterwähnung von Migrationshintergrund – etwa bei der ORF2-"Thema"-Sendung "Land der toten Töchter" vom 21. November –, obwohl dieser signifikant häufiger auftritt, als dem Bevölkerungsschnitt entsprechen würde. Meist wird dies mit "Tritt in allen Kulturen und Schichten auf" vernebelt.
Zur Problematik gehört aber auch, dass Machos und zur Gewalt neigende Männer den Benefit besitzen, auf einen gewissen Prozentsatz von Frauen bewusst oder unbewusst erotisch anziehend zu wirken. Der psychiatrische Gerichtsgutachter Manfred Walzl ("Kronenzeitung Steiermark"): "In der Fachsprache spricht man generell von ,Hybristophilie': Betroffene, in den meisten Fällen Frauen, fühlen sich von Verbrechern wie Mördern, Sexual- und Gewalttätern angezogen. Diese Frauen fühlen sich meist einsam und haben ein Minderwertigkeitsgefühl."
Wo die Liebe hinfällt, hat die Realität ihren Boden verloren. Der Grazer Amokfahrer Alen R. hat zahlreiche Liebesbriefe erhalten, ebenso wie Josef Fritzl …
Viktor Pölzl ist Obmann des geschlechterpolitischen Vereins Freimann in Graz.