Seit dem Ende der "kleinen Eiszeit" vor etwa 150 Jahren habe, so schätzt man, die Temperatur in Europa um ca. 1,6 Grad Celsius zugenommen. Schuld daran seien, so sagen die Analysen des IPCC, die durch die menschlichen Aktivitäten verursachten Treibhausgase, deren Anstieg unbedingt reduziert werden müsse, wenn man einen weiteren und stärkerenTemperaturanstieg verhindern will.
Die Ursache des überschießenden Treibhauseffekts sei CO2. Ihm wird der Kampf angesagt. Von der EU ist der Klimanotstand ausgerufen und viel Geld wird aufgenommen und eingesetzt, um die geplante "Klimapolitik" schnell auf den Weg zu bringen.
Private Haushalte sollen durch nachhaltige Lebensstile ihren Beitrag leisten, Firmen messen ihren CO2-Fußabdruck, die "Guten" rechnen vor, wieviel sie zum Einfangen von CO2 beitragen, Fonds stellen neue Portfolios zusammen; " Whitewashing" war gestern; heute haben wir Greenwashing (und natürlich auch Blackmailing). Investitionen werden auf die Nebenbahn gebracht: "von der Straße auf die Schiene!" lautet die nicht ganz neue Devise.
Und all das um das lebenswichtige CO2, das als gut zu bekämpfender Schädling ausgemacht ist ("ausgemacht" im doppelten Wortsinn), einzubremsen und seinen "Greenhouse effect" zu begrenzen.
Seit Greta zum Entzücken vieler Medien und Selbst-Beschämung höchster Politikerkreise, die sie hofieren zu müssen glauben, die öffentliche Diskussion zum Klimawandel und zur "Klimarettung" auf das bekannte Niveau gebracht hat, scheint es kein Halten mehr zu geben.
Dass sich Donald Trump zum ausgebrochenen Infantilismus abfällig äußerte, hat gerade noch gefehlt und den Kampf gegen CO2 zu einem Kreuzzugsthema gemacht (zwar ohne Aussicht auf ein gelobtes Land, aber mit verfluchten Heiden, Klimaleugnern und Ketzern).
Wenn‘s nicht so teuer würde, es wäre glatt zum Lachen. Aber da Humor den Klimarettern weitgehend fremd zu sein scheint, werde ich im Folgenden versuchen, ernst zu bleiben und nur anhand einiger Bücher eine kurze Apologie des vielgescholtenen CO2 versuchen. Und das, ohne auf die unübersehbaren "Leistungen" von CO2 für das Ergrünen der Erde und auf seinen segensreichen Einfluss auf Ernteergebnisse einzugehen.
Einen kritischen Blick auf das von ihm so genannte "Klima-Paradigma" wirft Ernst-Peter Ruewald im gleichnamigen Buch (tradition 2020): Es ist auch als e-book erhältlich; die elektronische Fassung hat den Vorteil, dass die sehr umfassend angeführte Sekundärliteratur zu vielen Themen (u.a. eben auch zu CO2) mit einem Klick nachgeschlagen werden kann. Seine Metaanalyse beginnt der Autor mit dem Hinweis auf den angeblichen Konsens unter Wissenschaftlern, der besagt, dass die Klimaerwärmung, die seit etwa 150 Jahren zu konstatieren sei, hauptsächlich durch die von der Menschheit emittierten Kohlendioxidgase zustande komme und zwar durch den durch sie bedingten stärkeren Treibhauseffekt. Darüber bestehe ein Konsens von 97 Prozent.
Diese Behauptung bezüglich der Einigkeit der Wissenschaft erweist sich bei näherer Betrachtung aber als Ergebnis ziemlich plumper (aber offensichtlich erfolgreicher) Manipulation. Es gibt 23 Hinweise auf kritische Artikel zu diesem "Konsens". Aber wer kümmert sich schon um die Art des Zustandekommens eines solchen Konsenses oder um die Frage, wer da einen Konsens gefunden hat oder finden hat lassen. Ganz abgesehen vom Umstand, dass in der Welt der Wissenschaft "Mehrheit" kein Kriterium für die Richtigkeit oder gar Wahrheit eines Ergebnisses oder einer Hypothese ist.
Der Autor, Physiker und Mathematiker, tritt vehement für einen vernünftigen Umgang mit begrenzten Ressourcen, vor allem auch fossilen Energieträgern ein, bezweifelt aber die zentrale Rolle von CO2 im Klimagefüge.
Im schon etwas älteren Buch von Herrmann Harde geht es fast ausschließlich um diese Rolle (Harde, Hermann: Was trägt CO2 wirklich zur globalen Erwärmung bei? Spektroskopische Untersuchungen und Modellrechnungen zum Einfluss von H2O, CO2 und O3 auf unser Klima, 2011)
Die Beantwortung der Titelfrage fällt recht ernüchternd aus: viel weniger als die Temperaturprognosen des IPCC erwarten lassen (auf dessen Einschätzung allerdings die politischen Maßnahmen zur "Klimarettung" beruhen). Laut Harde überschätzen die IPCC-Modelle die Klimasensitivität (Temperaturanstieg bei Verdopplung der CO2-Menge in der Atmosphäre) um das 3,4 bis 7fache(!). Bei Hardes Daten und späteren Forschungen handelt es sich um Ergebnisse von Messungen und nicht um Modellierungen wie bei den IPCC-Prognosen, die noch dazu gewisse Phänomene "auslassen" (wie z.B. den Wasserdampf in Form von Wolken, der das bei weitem stärkste Treibhausgas ist).
Eine starke Relativierung des Treibhausgaseinflusses von CO2 zeigen auch die Arbeiten von Nicola Scafetta (z.B. in: Understanding Climate Change in Terms of Natural Variability in: Anthony Watts et al., Climate Change The Facts, 2017). Er argumentiert zunächst damit, dass die IPCC- Modelle, die die "menschengemachten" Ursachen der Temperaturentwicklung betonen, die historischen Temperaturmuster und Trends nicht korrekt reproduzieren können; daher bestehe kein vernünftiger Grund anzunehmen, sie könnten zukünftige Entwicklungen vorhersagen. Sie zögen, so seine Kritik, verschiedene, einander überlagernde natürliche Zyklen (Sonne, Planetenkonstellationen und Dinge, die Einfluss auf die Wolkenbildung haben) nicht in ihr Kalkül mit ein.
Scafetta versucht, mit eigenen Modellen zu zeigen, dass die Wärmeentwicklung VOR den anthropogenen Einflüssen (Industrialisierung etc.) eingesetzt hat und durch natürliche Oszillation besser erklärt werden kann. Überdies meint er, zeigen zu können, dass die IPCC-Modellrechnungen die Sensitivität von CO2 deutlich überschätzen (der Datenvergleich ist allerdings schon aus 2013).
Jüngsten Datums (2021) ist das Buch von A. Agerius (Kritische Analyse zur globalen Klimatheorie: Falsifizierung der Basisstudie KT97 des IPCC, atmosphärischer Treibhauseffekt von 33K, mit Messwerten des Satelliten ERBS an einem neuen Modell, Hamburg tradition) .
Die Diktion des Physikers und Mathematikers ist für Laien schwer zugänglich; die " Prosa" hingegen nicht. Er stellte sich zur Aufgabe, die Modellierungsfehler der gängigen Treibhaustheorie herauszuarbeiten und sie zu widerlegen. Dem wird ein "realistisches" Modell gegenübergestellt, das auf allen Zahlenreihen des Satelliten ERBS beruht und "evidenzbasiert" ist. Er wagt auch einen "erdgeologischen" Rückblick und eine Prognose bis 2045 und kommt zum überraschenden Schluss, dass um 2045 (plus/minus 5 Jahre) eine "Abkühlung" drohen könnte.
Ich kann die Argumentation nicht nachverfolgen (aber auch kein Straflandesgericht einsetzen, um zu prüfen, da doch "die einen so und die anderen so sagen"). Aber sicher ist: Zum fälschlicherweise behaupteten 97-Prozent-Konsens passen die genannten Befunde zu CO2 definitiv nicht.
Das ist auch gar nicht das Problem. Dieses scheint mir vielmehr im Umstand zu bestehen, dass solche Befunde zu CO2 weder von IPCC-Akteuren, noch von Wissenschaftsjournalisten aufgegriffen und diskutiert werden. Da hört man nur reflexartige (und unreflektierte) Antworten wie: "Alles schon widerlegt", "97-Prozent-Konsens ist kein Zufall!", "profilierungssüchtige Hobbyforscher" oder das besonders dumme Schimpfwort "Klimaleugner".
Dabei würde der materielle Aufwand, der beim "Kampf gegen CO2" betrieben wird, eine begleitende wissenschaftliche Diskussion als sehr sinnvoll erscheinen lassen; ebenso eine Diskussion an den (hohen) Schulen, die die diversen – auch sehr segensreichen – Wirkungen von CO2 experimentell demonstrieren können (und nicht nur an Freitagen).
Die Maßnahmen zur Erreichung der "Klimaneutralität" (was für ein Begriff!) werden sehr, sehr viel Geld kosten. Ob sie den gewünschten Effekt, das Einbremsen des Temperaturanstiegs durch Reduktion der anthropogenen CO2-Produktion, je erreichen können, ist unsicher. Wenn das CO2 nicht die Hauptursache des Klimawandels ist, werden die Anstrengungen vergebens, aber leider nicht "umsonst" gewesen sein.
Davor scheint niemand Angst zu haben. Es wäre fatal, wenn falsche Ursachenzuschreibung und überhöhte Prognosen nur Zukunftsängste oder gar technologische Verzweiflungsaktionen ("Climate engineering") generieren. Bäume pflanzen ist besser. Die Chinesen tun es längst. Vielleicht nicht wegen des CO2, sondern weil sie das Holz brauchen.
Rudolf Bretschneider war viele Jahrzehnte in diversen Cheffunktionen bei GfK (früher Fessel-GfK) tätig gewesen und denkt immer noch über gesellschaftliche Fragen nach.