F. A. Hayek stellte einst fest: "Wenn die Sozialisten etwas von Ökonomie verstünden, wären sie keine Sozialisten." Der deutsche Kanzler Konrad Adenauer erkannte wiederum: "Das einzige, was Sozialisten von Geld verstehen, ist, dass sie es von anderen haben wollen." Diese beiden Aussagen fassen treffend die meisten Fehleinschätzungen zusammen, die sich bezüglich der Möglichkeiten der Politik hartnäckig halten.
Denn eine erfolgreiche Volkswirtschaft basiert auf soliden privaten Eigentumsrechten, die ihrerseits die Voraussetzung für die Marktwirtschaft bilden. Letztlich gründen alle Errungenschaften der bürgerlich-liberalen Gesellschaftsordnung auf der Respektierung des Rechts auf privates Eigentum – auch auf das an den Produktionsmitteln. Wer private Unternehmen sozialisieren oder unter Staatskuratel stellen möchte, gefährdet die Wohlfahrt einer Gesellschaft.
- "Menschenrechte sind wichtiger als Eigentumsrechte."
- "Viele Menschen sind unfähig zur Freiheit."
- "Der freie Markt begünstigt Egoismus und zerstört die Solidarität."
So lauten drei gebräuchliche Klischees der Kapitalismuskritiker. Alle drei sind typisch für das Vorliegen eines verqueren Menschenbildes und den schwerwiegenden Irrtum, dass der seit der Vertreibung des Menschen aus dem Garten Eden naturgegebenen Knappheit, mit dem Erlass von Gesetzen und der Deklaration von Menschenrechen, beizukommen wäre.
Natürlich ist es gar kein Problem, eine Fülle von Ansprüchen zu formulieren, die jedem Menschen auf dieser Erde zustehen. Eine völlig andere Frage ist allerdings, an welche Adressaten sich derartige Forderungen richten und wer dafür aufkommen soll. Ansprüche für die einen, die zugleich Verpflichtungen für die anderen bedeuten, können schwerlich universelle Rechte genannt werden. Ein Anspruch, auf Kosten Dritter zu leben, ist zwar ideologisch-normativ, nicht aber logisch zu begründen. Ein Menschrechtskatalog schafft keine Fakten. Traum und Wirklichkeit prallen hier hart aufeinander.
Da der Markt ohne freiwillige Kooperation nicht funktioniert, kann er auch nicht für den Mangel an gesellschaftlicher Solidarität verantwortlich gemacht werden. Markt ist Solidarität. Es ist vielmehr die erzwungene Umverteilung, die jede Solidarität zerstört.
Solidarität setzt nämlich Freiwilligkeit voraus: Human zu handeln, bedingt freie Entscheidungen. Solidarität und Zwang sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Kein Begriff wird öfter missbraucht als jener der Solidarität, wenn es darum geht, privates Eigentum zu konfiszieren und dessen zwangsweise Umverteilung durch den Staat zu legitimieren.
- "Unehrlichkeit und Betrug sind Folgen des Kapitalismus."
- "Gemeinnützigkeit ist der Profitorientierung moralisch überlegen."
So lauten zwei weitere oft gehörte Gemeinplätze. Wahr ist indes, dass der Markt auf Treu und Glauben basiert. Niemand macht gerne, geschweige denn freiwillig, mit Gangstern Geschäfte. Unternehmer, einmal als Betrüger erkannt, scheiden rasch aus dem Markt aus. Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit und Friedfertigkeit sind daher Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Wirtschaften unter Marktbedingungen. Wenn dagegen der Staat zur Rettung maroder "Too-big-to-fail"-Betriebe ausrückt, konterkariert er damit die Tugenden des Marktes, indem er das notwendige Korrektiv eines Bankrotts unrentabler Unternehmen ausschaltet. Der Staat, nicht der Kapitalismus, begünstigt somit die (betrügerische) Misswirtschaft.
Wer die Gemeinnützigkeit zum Gegensatz privaten Gewinnstrebens erklärt, verkennt den Nutzen, den die Allgemeinheit durch profitable Unternehmen erfährt. Gewinne kann auf einem Markt, der nicht durch politische Interventionen verzerrt ist, nur erzielen, wer Kundenwünsche bestmöglich erfüllt. Der Gewinn des Unternehmens ist die von den Konsumenten dafür freiwillig gewährte Prämie.
Die zwei liberalen Schweizer Ökonomen und Publizisten, Pierre Bessard und Olivier Kessler, haben verdienstvollerweise Klischees der oben zitierten Art analysiert und auf ihre Plausibilität überprüft. Lesenswert!
64 Klischees der Politik: Klarsicht ohne rosarote Brille
Pierre Bessard, Olivier Kessler
Edition Liberales Institut
312 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-033-07803-1
24,80,- Euro